Since The Day
Since The Day

Interview

Es scheint, als würden die Begriffe MetalCore und deutscher Underground untrennbar zusammengehören. Es vergeht fast keine Woche, in der nicht eine weitere neue Band aus dem heimischen Untergrund den boomenden MetalCore-Markt bereichert. SINCE THE DAY aus Siegen gibt es zwar schon etwas länger. Trotzdem ist aber vor Kurzem erst ihr richtiges Debüt "El Mensajero No Es Importante" erschienen, das (welch Überraschung!) einmal mehr offenbart, welches Potential im deutschen MetalCore-Nachwuchs schlummert. Grund genug also, bei Gitarrist Sebastian Antworten auf diese und weitere Fragen zu suchen.

Since The DayGratulation zur neuen Platte! Aber warum ein spanischer Titel?

Vielen Dank, freut uns zu hören, dass es dir gefällt! Wir haben uns für den spanischen Titel entschieden, da er zum einen gut klingt und wir zum anderen denken, dass sich die Leute aufgrund des Ungewohnten eher Gedanken über Titel und Texte machen. Und wieso eigentlich nicht Spanisch!? Er ist ja nicht so schwer zu verstehen.

Warum ist der Botschafter nicht wichtig?

Es geht allein um die Botschaft. Es geht darum, sich mit ihr auseinander zu setzen, und nicht einfach eine Meinung zu übernehmen, nur weil sie jemand Bestimmtes hat, nicht Dinge einfach nachzuplappern, sondern sich seine eigenen Gedanken zu machen.

Der Plattentitel ist durchaus politisch angehaucht. Wie wichtig ist euch Politik in der Musik?

Ich würde sagen, unser Album ist textlich eher kritisch als politisch. Wir verfolgen mit den Texten kein gezieltes Konzept, wie es zum Beispiel bei Bands wie Refused der Fall ist. Bei uns ist es so, dass jeder Text sein eigenes Thema behandelt. Grundsätzlich finde ich es wichtig, eine Meinung zu haben, zu ihr zu stehen, diese kund zu tun und auf ein Feedback zu stoßen. Ob man das dann als politisch oder kritisch postuliert, rückt dabei dann in den Hintergrund.

Warum hat es so lange gedauert, bis nach eurer Split mit Snafu das eigentliche Debütalbum an den Start kam?

Um ehrlich zu sein, waren wir schon immer ein bisschen studiofaul. Aber aus unserer Sicht hätte es auch nichts gebracht, 2002 oder Anfang 2003 ein Album zu veröffentlichen. Songs gab es zwar genug, aber wir hatten keine Lust, eine halbgare Platte aufzunehmen, nur damit eine Veröffentlichung auf dem Papier steht. Also haben wir uns darauf verlegt, so viel wie möglich live zu spielen und dadurch vielleicht auch ein bisschen bekannter zu werden. Naja, und dann wurde unser Sänger leider gezwungen aufzuhören, was uns etwas in unserer Planung zurückgeworfen hat. Dadurch ist das Album erst kürzlich erschienen.

Manche Bands finden es mittlerweile schon wieder uncool, der MetalCore-Welle zugerechnet zu werden. Trifft das auch auf euch zu?

Das ist ja immer so! Sobald eine Musikrichtung, oder wie auch immer man es nennen will, eine erhöhte Aufmerksamkeit bekommt und man selbst schon genervt ist, will man damit nichts mehr zu tun haben. Ich kann das verstehen, persönlich denke ich aber, du kannst es ‚New-Death-Wave-Rock-Heavy-Metal-Hardcore’ nennen, oder einfach Metalcore, im Endeffekt ist das schnuppe. Schubladen gab es immer und es wird sie auch in Zukunft immer geben. Wir können damit leben, als Metalcore bezeichnet zu werden.

Wie erklärt ihr euch den kometenhaften Aufstieg des MetalCore seit zwei Jahren?

Also erst einmal glaube ich, oder weiß ich, dass die Qualität der Bands und ihrer Alben über die Jahre immer weiter gewachsen ist. Es ist eine Tatsache, dass sowohl die bekannte Musikpresse als auch die größeren Labels lange Zeit einfach geschlafen haben. Die Bands waren da, die Indie-Label haben die Platten veröffentlicht und die Geschichte wurde größer und größer. So groß, dass die Herren ihre Augen nicht mehr davor verschließen konnten. Und jetzt kommt es jedem so vor, als würden auf einmal wie aus dem Nichts MetalCore-Bands wie Pilze aus dem Boden sprießen. Das ist einfach nicht so. Und daher kann man es meiner Meinung nach absolut nicht mit Nu Metal vergleichen, was in letzter Zeit immer häufiger zu hören ist.

Warum spült gerade der deutsche Underground so viele MetalCore-Bands hervor? Heaven Shall Burn, Caliban, Neaera, Deadsoil, Maroon, Six Reasons To Kill, Since The Day, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Stimmt, wieso eigentlich? Ich erinnere mich noch an die ganzen belgischen Bands, die mit dem Mix aus Hardcore und Metal sehr früh am Start und in der Szene sehr bekannt waren. Was ist eigentlich aus denen allen geworden? Manche davon gibt es doch immer noch. Vielleicht waren HSB, Maroon und Caliban aber einfach auch zielstrebiger oder zur rechten Zeit am rechten Ort, ich weiß nicht genau…

Habt ihr Angst, in der Masse dieser Bewegung unter zu gehen?

Angst haben wir nicht. Wenn wir untergehen, dann ist das eben so. Aber ich möchte mit der Band unser kreatives Potential ausschöpfen und bin mir ziemlich sicher, dass unser nächstes Album anders klingen wird wie dieses. Außerdem, die Bands, die zur Zeit an der Spitze dieser Bewegung stehen, haben sich ihre Position durch harte Arbeit in den letzten Jahren erst erarbeiten müssen und daher verdient.

Welches Album würdet ihr an den Beginn dieser Welle setzen und warum? Für mich wäre es Killswitch Engage’s „Alive Or Just Breathing“.

Schwer zu sagen. Es war in jedem Fall das erste Album mit einer übermäßig guten Produktion und diesem HiFi-Sound. Und ich glaube, es war auch das erste Video aus dieser Richtung, das auf Viva lief. Von daher liegst du, denke ich, nicht falsch. Das war der Anfang der Welle. Aber, wie schon gesagt, gibt es eine lange Geschichte davor…

Dabei fahrt ihr aber eine andere Schiene des MetalCore als KsE. Näher am Death Metal mit weniger cleanen Vocals. Warum?

Da gibt es keinen bestimmten Grund für. Vielleicht hören wir mehr Death Metal als KsE. Aber wir arbeiten auch gerne mit den Wechseln zwischen den schnellen, eher schwedisch klingenden Sachen und diesen schwerfälligen Melodien, die zweistimmig klingen wie richtig schwere Akkorde. Cleane Vocals bauen wir nur ein bei Songs oder Riffs, bei denen sie passen.

In meinem Review zu eurer neuen Platte habe ich geschrieben, daß ihr irgendwo zwischen Arkangel, Heaven Shall Burn und At The Gates einzusortieren seid. Passt das?

Da benutzt du in jedem Fall Namen, über die wir uns freuen. In den Reviews, die ich bisher gelesen habe, werden viele Namen benutzt. Solange nicht immer die gleichen zwei Bands genannt werden, ist das, glaube ich, positiv.

Ausgeweitet wird diese Einflusspalette in „Mascara Eyes“. Ungewöhnlicher Titel, ungewöhnlicher Song. Was steckt dahinter?

Als wir die Songs für das Album geschrieben haben, hatten wir uns überlegt, mal einen ruhigeren Song zu machen, mal einen nicht so typischen Track zu schreiben. Am Anfang war es nur eine Idee, wir haben dann daran gearbeitet und beschlossen, ihn mit aufs Album nehmen. Das ist einfach so passiert, wir haben uns da keinen weiteren Gedanken drüber gemacht…

Wie ist eure Wahl auf das Kohlekeller Studio gefallen? Mit Bands wie Agathodaimon, Crematory oder Bluttaufe hatte Produzent Kohle bisher ja kaum MetalCore-Referenzen vorzuweisen.

Under Siege haben vor uns dort aufgenommen. Ich habe das Album gehört und fand den Sound gut. Also kam er in die engere Wahl. Darmstadt liegt auch nicht so weit entfernt von uns, was ein weiterer, wichtiger Grund für uns war. Dann habe ich die Studios genauer unter die Lupe genommen und Kohle auch besucht. Er hatte einfach alle Antworten auf meine 100.000 Fragen. Ich habe mich sofort wohlgefühlt und die Entscheidung in keinster Weise bereut. Im Gegenteil: Kohle ist ein super Soundmann mit einem unglaublich guten Gehör.

Ihr habt z.T. (ex-)Mitglieder von Deadsoil und Absidia in euren Reihen. Zumindest letztere Band gibt sogar schon nicht mehr. Seht ihr keine Timing-Probleme auf euch zukommen? MetalCore-Bands sind doch live aktiver als alle anderen im Metal-Bereich.

Diese Probleme gibt es schon. Aber nicht nur wegen Deadsoil. Schwieriger ist es da eher, Arbeit bzw. Studium und Band aufgrund des Zeitmangels unter einen Hut mit den Auftritten zu bekommen. Wenn sich Konzerte zwischen Deadsoil und STD überschneiden, haben wir einen Ersatzgitarristen, der einspringt. Soweit funktioniert das ganz gut.

Abschließend noch ein paar Entweder-Oder-Fragen: Los geht es mit: Metal oder Core?

Das ist schwer. Aber wenn ich muss, dann für Live-Konzerte lieber Core und zu Hause im Moment lieber Metal.

Bier oder Wasser?

Das ist einfach. Bier. Brauch ich da ne Begründung zu?

Schröder oder Stoiber?

Das kleinere Übel. Schröder.

Gott oder Teufel?

Teufel. Wenn es wirklich eine Hölle gibt, treffe ich dort bestimmt mehr Bekannte.

Print- oder Online-Magazine?

Print. Ich lese nur im Zug!

Auto oder zu Fuß?

Auto. Schande über mein Haupt. Ich verbringe viel zuviel Zeit auf der Autobahn.

Franz Kafka oder Karl May?

Kafka hatte einen Sockenschuss. Das macht ihn sympathisch.

Tattoo oder Piercing?

Tattoo, alles andere ist Kinderkram.

Gut oder Böse?

Gut. Gute Musik muss nicht Böse sein.

12.04.2005

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