Sprawl
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Interview

SprawlIch weiß nicht genau warum, aber es fällt mir ziemlich schwer, Zugang zu diesem Interview zu finden. Normalerweise hat man eine ungefähre Vorstellung von seinem Gegenüber und kann sich im besten Fall sogar ein wenig mit ihm/ihr identifizieren. Bei Sprawl ist die Situation ein wenig anders gelagert – hier spricht das Kollektiv. Eventuell wäre es nicht verkehrt, wenn ihr hierzu ein paar Erklärungen hättet. Wie kommt es, dass ihr dieses – recht ungewöhnliche – Auftreten gewählt habt ?

Uns erschien die Bezeichnung „Kollektiv“ als richtig, da wir von Anfang an wie ein solches arbeiten wollten. D.h. die Aufgabenbereiche innerhalb von Sprawl sind klar definiert. Auch wollen wir nach außen wie eine Einheit wirken und nicht den einen oder anderen hervorheben. Aus diesen Gründen entschieden wir uns auch, auf die obligatorischen Künstlernamen zu verzichten und die einzelnen Mitglieder (Sprawl_0001, Sprawl_0010 und Sprawl_0011) als Einheiten zu bezeichnen.

Sprawl wurden soweit ich das überblicke im Jahr 1999 kompiliert. Durch die zahlreichen Einflüsse, die in eure Musik einfliessen, stellt sich mir die Frage, was ihr davor gemacht habt.

Wir sind seit etwa 10 Jahren musikalisch aktiv. Angefangen hat es mit einer Thrash-Metal-Band, in der wir gemeinsam unsere ersten Erfahrungen machten. Nach deren Auflösung waren wir in verschiedenen Projekten und Bands unterschiedlichster Coleur zugange, ehe wir uns vor etwa 2 Jahren entschlossen, den Sprawlcosm zu erschaffen. Der Sprawlcosm bildet die Basis für Sprawl, das Portal, um in neue musikalische Dimensionen vorzudringen.

Verträgt es sich mit euren Richtlinien einen kurzen Überblick zu geben, was die einzelnen Bestandteile der Band beruflich/schulisch momentan und in Zukunft machen ? Überhaupt würde es mich interessieren, wie eure technischen Begabungen aussehen. Das Auftreten lässt vermuten, dass ihr nicht unwesentliche Talente im Bereich IT/Media vorweisen könnt.

Wir sind nicht bereit, Auskunft über das „alltägliche“ Leben der Einheiten zu geben. Wenn wir zusammentreffen, sind wir Sprawl, die weltlichen Identitäten der Einheiten sind irrelevant. Der Qualitäts-Standard, welchen wir auf „Cybionic Black Art“ erreicht haben, ist sicherlich unserer langjährigen Erfahrung zu verdanken. Wir glauben, ohne überheblich sein zu wollen, dass wir dadurch unsere Talente auf einen wesentlich höheren Stand bringen konnten.

Nugut, diesen Standpunkt kann ich akzeptieren. Lasst uns mit dem Wesentlichen weitermachen … wer schon mal eure Scheibe gehört hat, der weiß, dass ihr einen Dreck auf Grenzen und Schubladen gebt. Aber wie sieht die Entstehung eines Songs aus ? Andere Bands scheitern bereits daran, _zwei_ Musikrichtungen sinnvoll miteinander zu verbinden, während ihr – scheinbar mühelos – sich gegenseitig nahezu ausschließende Stile zusammenführt.

Es war von Anfang an unsere Intention, die unterschiedlichsten musikalischen Stilrichtungen, welche uns bewegen, zu vereinnahmen und zu erweitern. Allerdings achten wir darauf, dass das Endergebnis harmoniert und nicht wie eine Aneinanderreihung diverser, möglichst komplexer Parts wirkt. Sprawl dient nicht der Verwirklichung einzelner Egos. Und wenn die Songs dann „auf dem Papier“ sind – wie bekommt ihr die Umsetzung geregelt ? Ich hatte mich bei dem Review zu „Sprawl V1.0“ erdreistet zu denken, dass ihr Samples o.ä. einsetzt, was nach euren Aussagen definitiv nicht der Wahrheit entspricht. Wie kommen die teilweise abgedrehten, teilweise hyperschnellen, teilweise schlichtweg beeindruckenden Songparts zustande ? Ok, zur Enstehung eines Stückes: Zuerst erschaffen wir das Grundgerüst des jeweiligen Songs, welches oft nur aus Melodie und Rhythmus besteht. Dann wird das Stück ausgearbeitet, sprich es wird an den Synth-Sounds, den Effekten und der Dynamik gearbeitet. Wenn uns das klangliche Bild der jeweiligen Parts zusagt, wird es zu einem Ganzen vereinigt. Dieser Prozeß kann unterschiedlich lange dauern. Es gibt Stücke, an welchen mehrere Monate lang gearbeitet wurde, aber auch Songs, die innerhalb einiger Tage fertig sind. Es kann aber auch durchaus der Fall sein, dass ein „fertiges“ Stück nochmals komplett überarbeitet wird. Eine genaue Definition, wie lange es dauert, können und wollen wir nicht geben, da wir es selbst nie abschätzen können. Ein Song ist dann fertig, wenn wir zu 100 % damit zufrieden sind. Und Samples werden bei uns definitiv nicht verwendet, auch auf die Hilfe eines Computers verzichten wir. Alle Sounds, die du auf „Cybionic Black Art“ hörst, sind handgemacht, teilweise sind es sogar Gitarren- und Vocal-Effekte, welche als solche nicht mehr zu erkennen sind.

Die Umsetzung der Songs im Studio bringt mich dann auch gleich zu der Frage der Umsetzung auf der Bühne. Ich weiß, dass ihr bereits live zu sehen wart und habe auch mitbekommen, dass ihr allen Leuten, die an einer adäquaten Umsetzung der Stücke auf der Bühne gezweifelt haben, den Kopf gewaschen habt. Wie managed ihr das ? Und vor allem, was kann man von einer Sprawl Show jetzt und in Zukunft erwarten ? Ihr werdet höchstwahrscheinlich daran interessiert sein, eure multimediale Linie auch live beizubehalten ?

Sehr richtig. Wir sind stets bemüht, den Sprawlcosm auch live adäquat umzusetzen, was allerdings „noch“ an den finanziellen Möglichkeiten scheitert. Wir planen, die Live-Shows in Zukunft mit einer auf die Musik abgestimmten Multi-Media-Show zu erweitern. Wie diese genau aussehen wird, wissen wir selbst noch nicht, außer dass es sowohl musikalisch als auch optisch ein einmaliges Erlebnis werden soll.

Wie kommt es, dass ihr mit Bands wie Dornenreich live zu sehen seid ? Ausser dass ihr mehr oder weniger aus der gleichen Gegend kommt, habt ihr nicht viel gemeinsam. Ich hätte vermutet, dass ihr eher Konzerte mit Elektro Bands sucht. Andererseits bekommen auf diese Art auch Dornenreich Fans die Chance, die Klangdimensionen Sprawls kennenzulernen.

Wir glauben schon, dass unsere Musik in erster Linie ein Metal-Publikum anspricht, da unsere Basis immer Metal-Musik sein wird. Sicherlich wäre es auch interessant, vor einem anderen Publikum aufzutreten, wenngleich diese Möglichkeit bis jetzt noch nicht gegeben war. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass wir der Norm doch zu extrem sind. Auf die Auftritte mit Dornenreich freuen wir uns schon, da auch sie stets versuchen, etwas Neues und Einzigartiges zu erschaffen.

Habt ihr schon eine ungefähre Vorstellung, wie „Cybionic Black Art“ bei der Allgemeinheit ankommt ? Aus welcher Musikrichtung erfahrt ihr den größten Zuspruch ? Habt ihr schon einen Überblick über die Absatzzahlen ?

Der bisherige Zuspruch auf „Cybionic Black Art“ ist mehrheitlich positiv, ein Großteil der Reaktionen glich enthusiastischen Lobeshymnen. Ein Magazin aus der Schweiz hat uns sogar zum innovativsten Metal-Release des Jahres erkoren. Auf der anderen Seite gibt es Kritiken und Leute, welche damit überhaupt nichts anfangen können. Aber das ist gut so, du kannst die Musik mögen oder hassen, du wirst sie aber niemals vergessen. Wir bekommen auch Zuspruch aus metalfremden Regionen, wie unsere Musik ist auch deren Akzeptanz weit gefächert. Da die Scheibe bis jetzt nur in Österreich veröffentlicht wurde, europaweit wird sie im März erscheinen, können wir über Absatzzahlen noch nicht wirklich etwas sagen. Allerdings dient Sprawl auch nicht unserer finanziellen Befriedigung, sondern nur der Entfaltung unserer kreativen Potentiale.

30.03.2002

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