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Das sind meine Leute - Interview mit Michael Kiske

Interview

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In der heutigen Zeit von einer Supergroup zu reden, ist eigentlich unsinnig. Die (kommerziellen) Dimensionen von Bands wie CREAM werden nicht mehr erreicht werden. Auf der anderen Seite horcht die Szene hier und dort schon auf, wenn sich einige verdiente Recken zum Musizieren zusammenschließen – wie im Fall UNISONIC. Kai Hansen (GAMMA RAY) und Michael Kiske verbindet man eben immer noch mit der megaerfolgreichen Zeit bei HELLOWEEN und den beiden “Keeper Of The Seven Keys”-Mammutwerken. In der Vergangenheit braucht man im konkreten Fall aber nicht schwelgen, denn das Quintett hat mit “Light Of Dawn” eine superbes zweites Album hingelegt und alle Kritiker Lügen gestraft, die die Band als Eintagsfliege abtun wollten. Wir unterhielten uns mit Sänger Michael Kiske über die Platte, die Problematik, mit satanischen Bands auf einem Festival zusammen zu spielen, und den Sinn einer EP-Veröffentlichung in der heutigen Zeit.

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Vorab habt ihr an die Presse einige Tracks des neuen Albums gegeben. Wieviel davon entspricht denn nun der aktuellen Platte? Es handelte sich dabei ja auch noch nicht um die finalen Versionen, was die Produktion angeht, oder?

Acht Tracks gingen raus, wobei mit “Demon” und “Judgement Day” zwei davon nur in Form von Bonustracks auf der Platte sein werden. Insgesamt werden es elf Stücke sein. Also bleiben fünf Songs auch für dich noch eine Überraschung. Was die Produktion angeht, ist noch nicht alles final gemastert etc., aber die Stücke sind schon nah dran an dem, was uns später auf dem Album erwartet.

Der erste Eindruck verspricht ein sehr abwechslungsreiches Album, das zum Teil sehr rockig, auch experimentell erscheint. “Exceptional” beispielsweise klingt von der Melodieführung her untypisch für den Metalbereich, “Your Time Is Come” und “For The Kingdom” wiederum ähneln stark dem europäischen Power Metal. Wo seht ihr euch damit innerhalb der unterschiedlichen Stilrichtungen des Metal verankert? Melodic-Metal-Rock?

Gesanglich ist alles typisch für MICH, da ich schon immer einfach mein Ding durchziehe. Insgesamt möchten UNISONIC einfach keinen universellen Einheitsbrei abliefern. Unser Grundgedanke mit der Band war ja ohnehin, für alles von traditionellem Metal bis Pop-Rock für alles offen zu bleiben. Wir wollten uns von Anfang an nicht festlegen und alles machen, worauf wir Bock haben und was geil rüber kommt. Global betrachtet ist das ja heutzutage auch nichts Außergewöhnliches mehr. Selbst so Bands wie JUDAS PRIEST haben absolute heavy Alben mit “Painkiller” oder Klassiker wie “Screaming For Vengance” produziert, kamen dann aber auch mit Sachen wie “Turbo Lover” um die Ecke. Man kann auch AVANTASIA als Beispiel dafür heranziehen. Tobi hat auch keine Angst, die Spannbreite von Power Metal bis BON JOVI voll auszunutzen. Wenn man all das qualitativ dann noch wirklich beherrscht, wie das bei AVANTASIA der Fall ist, dann ergibt sich daraus eine Vielseitigkeit, die ich unglaublich liebe und die ein Album oder Konzert spannend und interessant macht. Bei UNISONIC sind wir von unseren Vorlieben auch sehr breit gefächert und für viele Musikstile offen. JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN und DIO treffen da auf KROKUS, DEEP PURPLE oder ELVIS.

Für Euch hat dann auch alles, was für gut befunden wird, eine Daseinsberechtigung auf der Platte?

In Grunde genommen ja. Ein Kriterium ist natürlich noch die stimmige Songauswahl für ein Album. Zwei Songs haben es zum Beispiel nicht auf die Platte geschafft. Nicht, weil wir sie nicht gut finden, sondern weil sie mit dem Rest als Gesamtprodukt nicht hundertprozentig harmonieren. “Dare” war einer der Vorabtracks, die letztendlich zum Bonustrack wurden, da er schon beinahe in der Punk-Rock-Ecke zu verorten wäre. Klingt sehr nach GREEN DAY und fällt – ähnlich wie “Never Too Late” auf dem Vorgängeralbum – ein wenig aus dem Rahmen. Er ist einfach nirgends so richtig zu platzieren aber trotzdem zu gut um nicht als Bonus dabei zu sein. Generell versuchen wir einfach auf das in unseren Augen stärkste Material zu einigen und ein stimmiges Produkt zu schaffen.

Das geht auch im Wesentlichen demokratisch vonstatten?

Absolut. Auch wenn manchmal Welten zwischen den einzelnen Wertungen liegen. Ich und Kai, zum Beispiel, haben zwar mit Sicherheit einen unterschiedlichen Musikgeschmack, können unsere Meinungen aber meistens gegenseitig nachvollziehen. Es gibt aber manchmal Aspekte da fragt man sich ‘Warum zur Hölle findet er gerade das jetzt so genial?’ oder ‘Wieso sieht er nicht, dass genau das total geil ist?’ (lacht). Costa (Drums – cb) und Dennis (Bass, PINK CREAM 69 – cb) fungieren an diesen Stellen dann eher als Vermittler, die dann die Waage zugunsten der einen oder anderen Seite gewichten.

Ich schätze, dass UNISONIC eine ganz gute Spielwiese für euch ist. Im speziellen für Kai, der dort abseits von GAMMA RAY nicht so eng an ein Genre gebunden ist.

Ja, genau das gefällt ihm auch an UNISONIC. Hier kann er sich austoben, während er bei GAMMA RAY als Motor der Band auf deren Stil fokussiert sein muss. Solche Projekte sind auch ein Stück weit als Vitaminspritze zu sehen, um unterschiedlichste Ideen zu verwirklichen.

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Kommen wir nochmal auf deinen Gesang bei UNISONIC zu sprechen. Wie bereits angedeutet, verwirklichst du in erster Linie deine Vorstellungen von Melodieführung und Stilistik. Brauchst du manchmal den anderen gegenüber auch Überzeugungskraft zur Verteidigung deiner Ideen?

Naja, ich nehme zwar am liebsten alleine auf, aber das heißt nicht, dass ich auch alle Melodien alleine erarbeite. Ich bekomme zum Beispiel immer Aufnahmen mit Dennis’ Pilotgesang, auf denen dann auch das Grundgerüst der Melodien bereits vorhanden ist. Er ist sehr begabt, Vocals in einem Song zu arrangieren. Was von meiner Seite schließlich dazu kommt, ist meine eigene Interpretation. Im Detail lasse ich dann manche Elemente weg. Mit klassischen amerikanischen ‘Boygroup-Schnörkeln’, die Dennis gerne singt, kann ich nichts anfangen. (lacht) Bin aber wiederum sehr dankbar für Dennis‘ Harmonien, bei denen er sehr viel sicherer ist als ich. Was am Ende heraus kommt ist zwar schon in gewisser Weise ‘mein Ding’, aber die Vorlagen und der kreative Input der ganzen Band sind bereits hervorragend.

Hat das auch damit zu tun, dass ihr allesamt gestandene Musiker seid, die auch das Business schon sehr lange kennen? Geht man da an manche Dinge sehr viel relaxter ran?

Auf jeden Fall. Nicht zuletzt gibt einem die Meinung der Mitmusiker das nötige Vertrauen, wenn man sich bei irgendeiner Sache unsicher ist. Jeder bringt seine Erfahrung an bestimmten Punkten mit, beim Mix zum Beispiel. Deshalb kann man sich eigentlich relativ sicher sein, dass nichts gemacht wird, was total schlecht ist. Dafür hat man einfach schon zu viele Alben produziert. Auch nimmt das etwas den Druck raus. Kai zum Beispiel war sehr froh darüber, dass er sich ‘nur’ um das Einspielen seiner Gitarrenparts kümmern musste. Er konnte beruhigt sein, dass das Material an sich stand und gut war, auch wenn er zum Beispiel mit GAMMA RAY zu sehr beschäftigt war, um für UNISONIC auch noch Songs zu schreiben. Er wusste die Platte wird trotzdem geil.

Wie lange habt ihr für das aktuelle Album gebraucht?

Vom Schreiben bis zum fertigen Mix so ca. ein halbes Jahr. Erschienen ist die Scheibe dann im August, allerdings mit kleinen Unterschieden je nach Land. Die Bonustracks fallen in Asien und Europa unterschiedlich aus.

Sprechen wir an dieser Stelle nochmal über einzelne Tracks. “Your Time Has Come” und “For The Kingdom” sind ja nun eher Songs, die mehr auf der Metal-Schiene zu platzieren sind. Nach dem Eindruck des Debüts beurteilt eigentlich erstaunlich, da dies ja bewusst weniger metallisch daher zu kommen schien.

Bewusst war uns so etwas überhaupt nicht. Der Mix ist im Wesentlichen natürlich entstanden. Bezogen auf die beiden angesprochenen Titel hat das mehr damit zu tun, dass wir uns daran orientiert haben, was mir persönlich gesanglich am besten liegt. Bei bestimmten, vor allem epischen Melodien fühle ich mich einfach sehr wohl. Im Gegensatz zu monotonen Phrasen, die ich gar nicht mag und ich es ermüdend finde zum Beispiel schnelle Worte auf den immer gleichen Tönen zu singen.

Wer ist dann kompositorisch verantwortlich für die beiden Stücke gewesen?

Dennis brachte sehr viel mit in das Songwriting ein. Er hat die Frage was mir liegt und was nicht zum Anlass für eine kleine Recherche genommen, um über das was ich früher so alles gesungen habe herauszufinden, was ich überhaupt für Vorstellungen habe. Dadurch kam er dann auch ganz neu zu Elementen des Power Metal, die dadurch auch sehr frisch und nicht abgegriffen wirken. Außerdem glaubt jeder, Kai und ich hätten das fabriziert (lacht). Vor allem da schon lange von vielen Seiten gefordert wurde, dass wir beide doch wieder was im Stil der Keeper-Alben bringen sollten. Ich hab sowas immer abgelehnt, da ich das Gefühl gehabt hätte einen Fake zu produzieren. Im Kontext von UNISONIC als Band, von der Kai und ich Teile sind, wirkt es dann aber wieder ganz anders. In der Konstellation gepaart mit dem Input der anderen drei kann man solche Sachen dann wieder machen. Auch weil es keiner erwartet hat, dass wie Metal in diesem Stil wieder auflegen. So bekommt es einen sympathischen und auch lustigen Charakter.

Wie wichtig ist euch im Gesamtkontext dann aber trotzdem Abwechslung?

Stell dir einfach vor, wir hätten elf Songs lang quasi “For The Kingdom” neu verwurstet. Das wäre tödlich langweilig. Unsere Songs entstehen aus total unterschiedlichen Ideen, meistens eine Melodie, die dir einfach so in den Sinn kommt. Diese gibt dir dann im Prinzip schon die komplette Struktur vor. Ein gutes Beispiel dafür ist “Blood”. Ursprünglich als Up-Tempo Nummer gedacht, bekommt der Song plötzlich, aufgrund einer spontanen Idee, einen folklorisch-irisch angehauchten Chorus, den auch MAIDEN hätten schreiben können. In dem Moment hat das der Song auf eine gewisse Art und Weise einfach verlangt. Man muss dann nur hinhören und das Stück sich entstehen lassen. Ich denke, das ist die beste Art Songs zu erarbeiten. Irgendwie organisch. Nicht gestelzt, wie wenn man versucht etwas zu erzwingen. Bei “For The Kingdom” war es ähnlich. Aus Mid-Tempo wurde Up-Tempo, weil Costa das einfach mal ausprobieren wollte. Dann stellte sich raus, der Song kann das ab. An solchen Stellen ergab sich auch der mehr gitarrenlastige Stil von “Light Of Dawn”, um den beiden tollen Gitarristen der Band den nötigen Raum zu geben. Beim genauen, mehrmaligen Hinhören fallen einem dann die vielen Verspieltheiten im Detail auf.

Man könnte unken, dass das ein Stück weit aber Perlen vor die Säue werfen sein kann, da die Hörgewohnheiten vor allem des jüngeren Publikums – nur noch Mp3s über Handylautsprecher – doch als eher oberflächlich verschrien sind. Was meint ihr dazu? Ist das nicht nur die Befriedigung der eigenen Musiker-Bedürfnisse?

Es geht doch eigentlich immer nur um die persönliche Befriedigung. Letztendlich kannst du eh nur die Musik machen, die du selber geil findest. Auch wenn man sich dafür den Arsch aufreißt und es im Endeffekt doch niemanden interessiert. Du musst es aber machen, rein für dich selbst. Außerdem wäre es ziemlich traurig, eine Platte nicht mehr so aufzunehmen wie man selbst es gut findet, nur weil sich Hörgewohnheiten des Publikums verändert haben. Abgesehen davon gibt es ja immer noch Leute, die Details einer Aufnahme und die Spielfreude, die dahinter steckt wahrnehmen. Wenn es vielleicht auch nur einer von zehn ist, ist es die Mühe wert.

In angesprochenem Kontext stehen auch Rückläufige Verkaufszahlen und solche Dinge. Machte es da Sinn, wie in eurem Fall vor dem Album auch noch eine EP rauszubringen?

Ob es ökonomisch Sinn macht, musst du Plattenfirma befragen, die wollte das gerne. Vom Prinzip her finde ich persönlich eine EP vorab gar nicht schlecht. Mit “For The Kingdom” haben wir da einen recht repräsentativen Song drauf gepackt, der einen auch heiß auf das Album macht. Wenn man dem Ganzen dann unser volles Herzblut, das in dem Album steckt, anhört, verdient es die Scheibe auch gekauft zu werden. Ich denke, es gibt nach wie vor Leute, die einer CD gegenüber einem einfachen Download einen größeren Stellenwert einräumen. Wenn es eine Musikszene gibt, in der das wieder im Kommen ist, dann die Hard Rock- und Metalszene. Dort ist noch ein weniger oberflächliches Verhältnis zwischen Bands und Hörern bzw. Käufern zu spüren und die Albumkultur noch nicht verloren.

Zumal die die Hard Rock- und Metal-Fans auch ziemlich kritisch sind und sehr schnell merken, ob man schlechte Ware geboten bekommt oder Qualität. Bei der aktuellen UNISONIC stimmt auch das Gesamtpaket, zum Beispiel ein Kombi-Angebot aus Vinylplatte und Album auf CD.

Stimmt, da lohnt es sich zuzugreifen. Außerdem kommt auf Vinyl das Cover sehr viel schöner zur Geltung.

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Gut, dass du es ansprichst. Das Cover von “Light Of Dawn” sieht sehr spacig aus. Steckt da ein besonderes Konzept dahinter?

Im lyrischen Sinne steckt da nix dahinter. Wir hatten die lose Idee, aus dem U des UNISONIC-Schriftzuges ein Raumschiff zu machen. Von Martin Häusler kam dann aber auch prompt dieses Cover, das alle sofort sehr genial fanden. Es ging daraufhin relativ schnell, aus dem Bild mir der aufgehenden Sonne hinter der Silhouette der Erde den Titel abzuleiten. Wir finden das sehr gelungen, auch weil die Entstehung optimal war. Eine grobe Idee von uns allen, die von einem tollen Künstler super umgesetzt wurde und sehr gut mit dem Titel harmoniert. Was will man mehr?

Spiegelt sich diese Art des Zusammenwirkens von Ideen auch im Songwriting von UNISONIC wider? Arbeitet ihr die Stücke gemeinsam im Proberaum aus oder schickt ihr euch eher Dateifragmente über das Internet hin und her?

Eine Kombination aus allen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, würde ich sagen. Einerseits nutzt man natürlich neue Wege um bestimmte Abläufe zu verkürzen.

Andererseits kann und will man auf das gemeinsame Arbeiten an den Songs vor Ort auf keinen Fall verzichten. Man muss ja als Band die Stücke ausarbeiten, was erstaunlich schnell und reibungslos ablief. Von den vielen Ideen, die alle mit einbrachten, bis zur fertigen Produktion kam es uns wie gerade mal zwei Wochen vor (lacht). Und es hat auch unglaublich viel Spaß gemeinsam gemacht.

Wart ihr nach dem Debütalbum überrascht, dass es auch beim Publikum so gut ankam? Viele gute und bekannte Musiker dabei zu haben ist ja noch nicht zwangsläufig ein Garant dafür, dass ein Album durch die Decke geht.

Sehr positiv überrascht und manchmal sogar ein wenig überwältigt hat mich die Reaktion des Publikums als wir anfangs live gespielt haben. Man kann schon fast sagen, da sprang Liebe über. Für mich persönlich war das ein krasses Erlebnis, das tausende von Leuten meinen Namen rufen, obwohl ich quasi 17 Jahre von der Bildfläche verschwunden war. Da waren ja auch Phasen dabei, in denen ich aufgrund vieler negativer Erfahrungen öffentlich gar keine Musik mehr machen wollte und vieles daran regelrecht gehasst habe. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass Leute mir meine früher auch oft sehr direkte Art nicht mehr übel nehmen, sondern sich heute noch so dafür interessieren was ich Neues zu bieten habe. So ein warmer Empfang beeindruckte mich sehr und stiftet auch unglaublich viel Motivation. Die wird von der gesamten Band auch weiter getragen und durch das große Potenzial von UNISONIC auch in gute Sachen umgesetzt werden.

Dann hast du dich mittlerweile also wieder an die Metalszene gewöhnt?

Nicht nur gewöhnt, sondern erneut sehr lieb gewonnen. Allerdings bleibt es für mich ein zweischneidiges Schwert. Satanische Elemente, menschenverachtende Texte und Haltungen oder das Glorifizieren des Bösen, werde ich nie mit meiner Haltung vereinbaren können. Auch wenn es nicht immer so vollkommen ernst gemeint sein mag von den Leuten oder Bands, von denen es kommt. Dennoch ist es nur ein Teil der Szene und der Großteil der Fans sind alle sehr großherzig und alles andere als ‘evil’. Im Ganzen sehe ich manche Dinge mittlerweile als eine Art pubertäres Spiel mit Rebellion innerhalb einer sehr liebenswerten Gemeinschaft, die mir auch das Gefühl geben ‘das sind meine Leute’. Womit ich mich nach wie vor überhaupt nicht identifizieren kann, sind bestimmte Medien, die in meinen Augen Leichenfledderei und einen quasi ‘Blut hier, Blut da’-Stil verfolgen. Das finde ich krank. Sehe ich allerdings auch nicht als die Dinge oder die Art von Musik, die mich zum Metal gezogen haben. Es wird in allen Bereichen mit bestimmten Charakteristika gespielt, auch IRON MAIDEN taten das. Aber MAIDEN war einfach nie eine satanische Band, auch wenn “The Number Of The Beast” einer ihrer größte Hits war. Ich nehme das alles nicht mehr ganz so ernst, wie ich es vielleicht mal getan habe und ignoriere Arschlöcher, die eigentlich nur frustriert sind und glauben selbst auf der Bühne stehen zu müssen.

Wo genau siehst du denn die Gefahr des Satanismus im Metal? Wo hört das Kokettieren mit dem Bösen etc. auf und wo fängt die Gefahr für dich an?

Ich habe mich mittlerweile mit der Sache schon tiefer auseinander gesetzt und kann das Ganze auch begründen. Für mich ist das grundlegend gefährliche daran, dass jungen Leuten menschenverachtende Ideale beigebracht werden. Klar geht jeder Mensch anders mit solchen Inhalten um, jeder Mensch reflektiert unterschiedlich. Im Optimalfall prallen solche Texte von einem ab und man nimmt es nicht ernst. Für viele Leute ist es aber ernst. Außerdem wird es kritisch vor dem Hintergrund, dass gerade für junge Menschen Musik und die dazugehörige Kultur sehr prägend wirken. Unabhängig davon ob das Genre hart oder soft ist, die Geistigkeit, die vermittelt wird, zeigt ein Stück weit bildende Wirkung. Meiner Meinung nach wird eine solche Dynamik vielfach unterschätzt. Wir haben einen Egoismus, wie ihn der Satanismus definiert, schon viel zu stark in der heutigen Welt, dass niemand, der einigermaßen bei Trost ist, eine Gesellschaft unter den Kriterien des Satanismus haben wollen kann! Auch wenn man die Welt nicht verlogen in rosa malen soll, kann man Aspekte wie Nächstenliebe und Brüderlichkeit dennoch hoch halten. Das Ansprechen von Problemen oder der Umgang mit Aggressionen sind wichtig, aber eine Idealisierung von Gewalt und Ignoranz darf nicht passieren. Und gerade da steht ein Künstler in der Öffentlichkeit in der Verantwortung, einen richtigen Umgang damit zu unterstreichen – nicht als Moralprediger aber mit einer guten Message.

Deine Haltung zu dem Thema ist auch mit deinem christlichen Glauben verknüpft. Gehst du soweit, dass UNISONIC sich bestimmter anderer Bands – auf Festivals zum Beispiel – verweigern soll und dort dann nicht spielt?

Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten damit. Daran gemessen wofür UNISONIC steht und stehen soll, bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass es gerade gut ist auf Festivals mit Bands dieser Art ein anderes Zeichen zu setzen. Wir zeigen, wofür wir stehen und das mit Verantwortung.

Mit Bands wie EDGUY harmoniert ihr aber offensichtlich ganz gut. Ein vielversprechendes Package, wenn ihr im Herbst gemeinsam auf Tour sein werdet, oder?

Auf jeden Fall! Das passt gut zusammen und verspricht sehr viel Spaß an einem Abend. Es wird für uns auch eine gute Möglichkeit sein, uns in Deutschland noch besser zu etablieren, vor allem weil wir im Ausland wesentlich erfolgreicher sind als hier. Wir haben mit der Rolle des Special Guest bei der EDGUY bewusst den Mittelweg gewählt zwischen dem Support für eine Band, die wir sehr gerne mögen, und der Chance, uns vor einem Publikum, das unseren Stil potenziell mögen wird, gut zu präsentieren und das Album zu promoten. Eine runde Sache, bevor im nächsten Jahr eine eigene Headliner-Tour planen.

Galerie mit 17 Bildern: Unisonic - Knock Out Festival 2014
31.10.2014

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