Up From The Ground 2003
Up From The Ground 2003

Interview

In knapp drei Wochen steht ein Highlight der kleineren deutschen Festivals auf dem Programm: das siebte Up From The Ground Open Air in Gemünden am Main. Vom Billing her kann es mit Perlen wie Illdisposed, Pungent Stench oder Die Apokalyptischen Reiter aufwarten. Aber auch der deutsche Underground kommt keinesfalls zu kurz. So werden mit Abrogation, Psychotron, Tyrax oder Hatred hoffnungsvolle Kapellen am Start sein, um sich dem hoffentlich zahlreich erscheinenden Publikum zu präsentieren. Aus diesem Grunde fragte ich mal bei Veranstalter Heiko Krumpholz, seines Zeichens auch Drummer der bajuwarischen Death-Thrasher Final Breath, nach, wie es denn so kurz vor Einlass um das diesjährige UFTG steht.

Up From The Ground 2003Moin Heiko! Zieh‘ doch zu Anfang erstmal ein Resümee des letzten Jahres aus der Sicht des Veranstalters. Was war besonders zufrieden stellend? Was ist nicht so gut gelaufen?

Letztes Jahr waren wir mit 400 Besuchern genau in dem Mittelmaß, mit dem wir gerechnet hatten, und sind mit leichtem Plus aus der Sache raus gegangen. Damit als Basis können wir dieses Jahr auch einige Verbesserungen vornehmen. Aber um beim Resümee zu bleiben…eigentlich hat wirklich alles geklappt. Hinter den Kulissen gab es zwar ein paar kleine Schwierigkeiten mit den Helfern. Es gibt ja immer die Leute, die wirklich helfen, und die, die nur freien Eintritt wollen und dann nicht mehr auffindbar sind. Mit den Bands hat alles geklappt, wir sind von Absagen verschont geblieben und die Auftritte waren großteils echt super. Deswegen war das letztjährige Up From The Ground, von klitzkleinen Mängeln mal abgesehen, auch rundum gelungen.

Na, das lässt für dieses Jahr ja hoffen. Was hast du für Erwartungen an das UFTG 2003?

Ich erwarte auf jeden Fall mehr Leute, da wir hoffen, dass auch ein paar von etwas weiter her anreisen werden. Immerhin sind wir dieses Jahr erstmals zweitägig und bieten Camping an. Letztes Jahr hat zwar auch ein schon hier und da mal jemand ein Zelt aufgeschlagen. Das war aber von der Stadt nicht genehmigt, hat aber auch zum Glück keine Probleme gegeben. Das Gute ist, dass der Campingplatz nicht weit vom Gelände weg ist. Einziger Nachteil ist nur, dass man das Auto nicht am Zelt haben darf. Der Parkplatz ist aber nur ein paar Schritte weg davon. Außerdem haben wir dieses Jahr den Werbeaufwand immens erhöht und von den Bands her wird auch einiges mehr geboten, da wir nicht wenige Combos am Start haben, die man nicht alle Nase lang auf deutschen Festivals zu sehen bekommt.

ILLDISPOSED!!!

Zum Beispiel! Die spielen exklusiv bei uns ihr einziges Deutschland-Open-Air. Pungent Stench sieht man auch nicht allzu häufig. Dieses Jahr sind es mit dem UFTG zusammen auch nur drei Auftritte in D. Satanic Slaughter sind ebenfalls kein häufig gesehener Gast auf hiesigen Open Airs, weswegen wir alles in allem recht zuversichtlich sind, dass wir die Besucherzahl steigern können. Das ist auch wichtig, da aus den eben genannten Gründen auch höhere Unkosten entstanden sind. Die Preise haben wir nämlich kaum erhöht.

Lobenswert. Du hattest schon einige Veränderungen/Verbesserungen gegenüber dem letzten Jahr angesprochen. Was gibt es auf diesem Sektor noch zu berichten?

Die Platzaufteilung war 2002 nicht ganz so optimal gewesen. Das Gelände ist diesmal zwar das gleiche, aber alles ist kompakter angeordnet. Auch am Rahmenprogramm haben wir einiges verbessert. Unsere Ausschankzeit haben wir bei der Stadt bis 3 Uhr ausdehnen können. Letztes Jahr ging das nur bis 1. So können wir nach dem jeweils letzten Gig des Tages, der immer so gegen 1 zu Ende sein soll, noch zwei Stunden eine Metaldisko im Zelt mit Ausschank anbieten. In diesem Zelt ist auch am Samstag von 9 – 20 Uhr eine offizielle Metalbörse.

Wie sieht es mit den Getränke- und Essenspreisen aus? Stehen die schon fest?

Jap, die stehen schon. 0,4l Bier kosten zwei Euro. Da fällt mir gerade noch eine Neuerung ein. Wir führen dieses Jahr ein Bonsystem zum Bezahlen ein. Ich weiß, dass das manche nicht mögen. Ich mag es auch nicht sonderlich. Aber es hat einfach Vorteile den Helfern gegenüber. Aber um es für die Besucher einfach zu machen, ist alles durch Euro teilbar, d.h. jeder Plastikchip ist einen Euro wert. Natürlich können am Ende zu viel gekaufte Chips zurückgegeben werden. Eigentlich ist es so, dass man als Besucher für zwei Tage einfach nur die Währung tauscht. So kostet eine Bratwurst zwei Chips/Euro, ist aber auch dementsprechend groß. Das Steak kostet drei und das Bier, wie schon gesagt, zwei für 0,4l. Für eine Cola muss man ebenfalls zwei berappen, Wasser kostet aber nur, da wir ja hoffen, dass es zwei heiße Tage werden, einen Euro/Chip für 0,4l. Außerdem erleichtert dieses Bonsystem noch den Ablauf an den Theken, da das nervige Wechselgeld-Gerechne und –Gesuche wegfällt.

Wie variabel ist das Essensangebot bei euch? Bei kleineren Festivals ist meistens so, dass keine große Auswahl vorherrscht und Vegetarier schauen sowieso in die Röhre.

Das Essensangebot ist bei uns self-made, d.h. wir engagieren keine großen Firmen dafür. Deswegen ist es natürlich auch auf eine Art begrenzt. Aber an den Vegetarier-Fall haben wir dieses Jahr gedacht, weswegen es auch Laugenstangen, Käsestangen, etc. gibt. Vegetarier brauchen sich also keine Sorgen zu machen. Nudelpfannen oder andere ausgefallenere Angebote wie auf den großen Festivals darf man jedoch nicht erwarten.

Kommen wir mal auf das Organisationsteam zu sprechen. Wer gehört denn eigentlich alles dazu? Final Breath komplett?

Nein, eigentlich nicht. Das sind nur unser Gitarrist Jörg und ich.

Und wie sieht die Aufgabenverteilung zwischen dir und Jörg „Chuck“ Breitenbach aus?

Grundsätzlich sind die ganzen „Backstage“-Sachen, wie z.B. die Verhandlungen mit den Bands, Running Order, sowie Werbung und die Kommunikation nach außen durch Interviews, Homepage u.ä. mein Ding. Die gesamte Gestaltung, wie Platzaufbau, das Organisieren von Helfern, deren Einteilung, die Firmen- und Stadtkontakte, Bühne, etc., ist eher Jörgs Baustelle. Überschneidungen gibt es natürlich auch.

Was sind denn jetzt drei Wochen vor dem Festival die letzten anstehenden Aufgaben?

Gute Frage! Ein kleines Programmfaltblatt mit allen Infos zum Ablauf und zu den Bands wird noch in den Druck gehen. Momentan bin ich gerade dabei, dies zu gestalten. Die Festivalshirts müssen noch gemacht werden. Und dann letztendlich der Aufbau des gesamten Geländes.

Wie sieht es aus mit dem Mitbringen von Glas auf den Campingplatz?

Ich würde Glas nicht unbedingt erlauben, aber das ist auf dem Campingplatz schwer nachzuvollziehen. Zumal die Stadt zum Einkaufen auch nicht weit weg ist. Deswegen werde ich es nicht offiziell verbieten und wir werden mal schauen, wie das so läuft. Das Problem „Dosenpfand“ ist dabei ja auch nicht zu vernachlässigen. Was natürlich absolut nicht erlaubt ist, ist das Mitbringen von Getränken auf das Festivalgelände. Wir haben das alles so angelegt, dass wir die Getränkeverkäufe selbst organisieren, weswegen das für uns eine geplante Einnahme- und Gewinnquelle ist. Dafür ist ja auch die Eintrittskarte für beide Tage mit 16 Euro oder eben 19 Euro an der Abendkasse sehr günstig.

Dagegen gibt es nichts zu sagen. Gehen wir doch mal ein paar Jahre zurück. Wie kam das mit dem UFTG eigentlich alles ins Rollen, dass jetzt bereits die siebte Auflage an den Start geht?

Das fing eigentlich alles in dem JuZe an, in dem wir früher mal geprobt hatten. Dort organisierten wir einen Austauschgig mit vier/fünf Undergroundbands, dem wir diesen Namen gaben. Irgendwann kamen mal ein paar aus der Nachbarstadt, die uns fragten, ob wir nicht in einer größeren Halle mal etwas mit ein paar Bands machen wollen würden. Dafür haben wir dann einfach den Namen „Up From The Ground“ übernommen. Das war die vierte Auflage des UFTG, bei der z.B. Crack Up, Profanity und unsere Wenigkeit mit zwei anderen Bands gespielt haben. Es waren erstaunlich viele Leute anwesend, da es in einem Kaff war, in dem normalerweise nichts los ist, weswegen aber auch fast die Hälfte der Besucher aus ebenjenem Dorf kamen, um mal zu schauen, was da los ist. Natürlich haben genau diese dann nach dem Konzert irgendwelche Bürgerinitiativen wegen Satanismus und so gestartet, weswegen es letztendlich dort nicht mehr stattfinden konnte. Jörg und ich wollten die ganze Sache aber weiterführen, woraus die Idee zu einem Open Air wuchs. Und da er ein paar gute Beziehungen nach Gemünden hat, war es auch kein Problem ein passendes Gelände dafür zu finden. 2000 fand dann erstmals das UFTG unter freiem Himmel statt, wobei es natürlich noch Kinderkrankheiten zuhauf gegeben hat. Der tatsächliche Headliner, der übrigens schon der Ersatz für den Ersatz war, hat z.B. überhaupt nicht gespielt, weswegen wir abends die Leute billiger reinlassen mussten. 2001 haben sich die Billing-Probleme wieder ähnlich entwickelt. Aus diesem Grunde ist das sechste UFTG auch ausgefallen. Letztes Jahr haben wir dann quasi nochmals neu ausgeholt und alles hat wunderbar geklappt.

Wie weit gehen eure Ambitionen? Wie groß wollt ihr werden? Würdet ihr irgendwann bei stetig steigender Zuschauerzahl einen Schlussstrich ziehen?

Wirklich festlegen möchte ich mich da nicht. Aber es soll auf jeden Fall familiär bleiben und eine gute Mischung aus Undergroundbands und schon etablierteren Acts sein. Ich denke mal, dass so zwischen 2000 und 3000 Besuchern dafür die Obergrenze wäre.

Was wäre denn eure größte Wunschband, die in diesem Rahmen passen würde?

Ich weiß nicht, ob ich damit überhaupt über den Berg kommen soll. Damit stelle ich mich in eine ganz schlechte Verhandlungsbasis gegenüber den Bands. (lacht)

Ich hätte jetzt erwartet, dass du sofort The Haunted sagst, so wie ich dich kenne. 🙂

The Haunted wären mir natürlich sehr recht. Gegen Kreator hätte ich auch überhaupt nichts einzuwenden. Aber das kommt immer drauf an, was generell geht und wie das Preis-Leistungs-Verhältnis aussieht. Meine Priorität ist dabei immer, Bands zu bekommen, die man nicht alle Nase lang und überall sieht.

Also läuft man auf dem UFTG in den nächsten Jahren keine Gefahr, zum zigsten Male Vader oder Marduk anschauen zu müssen?

Nein, im Moment garantiert nicht. Ok, Die Apokalyptischen Reiter sind dieses Jahr auch sehr viel unterwegs. Aber sie sind zumindest nicht seit Jahren omnipräsent. Und sie passen gut ins Billing, weil sie alles auf ihre Art und Weise verbinden.

Jetzt noch mal zu einem anderen Aspekt des Festivalsommers: Wie beurteilst du, der du selbst Veranstalter bist, den ewigen Kritikpunkt Wacken Open Air?

Hmm…letztes Jahr war ich nicht da. Die vorigen Jahre konnte ich mich aber nicht beschweren. Die Kritik, die ich dabei gelesen habe, kann ich bedingt nachvollziehen. Es sind riesige Dimensionen bei diesem Festival. Und es ist immer schwer bzw. schier unmöglich, es 30.000 – 40.000 Leuten recht zu machen. Deswegen muss ich sagen, dass Wacken bei aller Kritik immer noch eines der besten Festivals dieser Größenordnung ist. Da habe ich auch schon anderes erlebt. Die Campingplätze sind alle zu Fuß erreichbar, es ist alles kompakt, wie eine kleine, für sich existierende Welt. Das gefällt mir. Das ist z.B. in Balingen beim Bang Your Head!!! nicht so. Aber es tut sich ja auch was in Wacken, wenn man sich mal die für dieses Jahr geplanten Verbesserungen anschaut. Und das Vier-Bühnen-Konzept, über das sich so viele beschweren, stört mich auch nicht. Man hat immer etwas zu sehen. Ich gehe nicht auf ein Festival, um zu saufen, sondern um mir Bands anzuschauen, auch Bands, die ich mir normalerweise in einem Club nicht ankucken würde.

Damit sie ein Jahr später auf dem UFTG spielen, wenn sie etwas taugen?

Genau! (lacht)

Was ist dein persönliches Lieblingsfestival neben dem UFTG? 🙂

Aus der Sicht des Besuchers oder aus der Sicht einer verpflichteten Band?

Aus der Besuchersicht.

Schwer zu sagen. Von den großen Festivals würde ich auf jeden Fall immer Wacken bevorzugen. Dort ist für jede Stilrichtung, von den modernen mal abgesehen, etwas geboten. Das Summer Breeze gefällt mir auch recht gut.

Jo, dann lass uns doch zu guter Letzt noch die Leute bedienen, die wissen wollen, was bei Final Breath momentan abgeht. Wie ist der Stand der Dinge?

Im Oktober geht es ins Studio für die Aufnahmen. Im Februar 2004 wird dann der Mix stattfinden. Diese Zeitspanne liegt darin begründet, dass Andy Classen in der Zwischenzeit noch andere Projekte hat. Aber das ist eigentlich ganz gut so, denn auf diese Weise kann sich alles erstmal setzen und wir können mit etwas Abstand zu den Aufnahmen an den Mix gehen. Wir arbeiten gerade am sechsten Song und hoffen, dass wir noch so drei oder vier hinbekommen. Im Endeffekt soll die Platte etwa 40 – 45 Minuten lang werden.

Wunderbar! Dann wäre das auch geklärt. Habe ich noch irgendetwas vergessen zu fragen? Willst du noch irgendetwas loswerden?

Nein, du hast schon wieder viel zu viel gefragt! (lacht)

Tja, das ist mein Job. 🙂 Dann bis zum UFTG in drei Wochen!

29.07.2003

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