Lacrimosa
Lacrimosa

Ehrerbietig schreitet Björn alias Gothminister auf die Bühne der Großen Freiheit 36 in Hamburg. Majestätisch. Erhaben. In der linken Hand einen Totenkopfstab, steigt der Norweger langsam die Treppen zu einem mit schwarzen Tüchern behangenem Pult empor. Mit ausgebreiteten Armen – einem Prediger gleich – lässt er die ersten Zeilen des Openers „Dark Salvation“ auf das Publikum nieder. 45 Minuten hatten Gothminister als Support von Lacrimosa Zeit an diesem Abend. 45 Minuten gefüllt mit kraftvoller, düsterer und wuchtiger Musik, irgendwo zwischen Metal, Industrial und Gothic-Anleihen. Mal mit flüsternder, dann mit schreiender oder einfach nur kraftvoller Stimme. Der Keyboarder am linken Bühnenrad hätte mit seinem Outfit auch problemlos bei Rammstein seinen Platz gefunden. Platz hatten Gothminister auf der Bühne übrigens nicht viel. Nur die vordere Hälfte der Bühne, abgetrennt durch einen Vorhang, stand ihnen zur Verfügung. Die Männer hatten beim Blick auf die Bühne einen für manche sicherlich schmerzvollen Verlust festzustellen: Dementia fehlte, die sonst in verschiedenen Kostümen in den Mittelpunkt der Show trat und das Konzert abrundete. Aber auch ohne ihre Performance funktionierte dieses Gothminister-Konzert bestens. Unter anderem besonders dann, wenn der Meister sein Versteckspiel betrieb, sich langsam hinter dem Pult empor tastete, umher blickte und mal links, mal rechts von seiner Kanzel hervorlugte. Doch irgendwann war auch das vorbei und mit „Happiness in Darkness“ erklang der letzte Song. Kein anderes Lied hätte einen besseren Schlusspunkt setzen können, ist es doch gleichermaßen Hauptaussage des Gothministers und Schlussfolgerung all seiner Texte.