Scorn Across Europe Tour 2017
Pillorian und Supports live in Münster

Konzertbericht

Billing: Pillorian, Valborg, Mosaic und Total Negation
Konzert vom 15.04.2017 | Sputnik Café, Münster

Letztes Jahr mussten die Organisatoren der Konzertreihe „Unaussprechliche Culthe“ noch um Spenden bitten. Dieses Jahr trumpfen sie mit einem dicken Paket auf: TOTAL NEGATION, MOSAIC, VALBORG und die neu formierten PILLORIAN, bestehend aus den Überresten von AGALLOCH, haben sich im Sputnik Café in Münster eingefunden, um einen Abend voller Schwärze über die Bühne zu bringen. Die lokale Szene nimmt das dankend an. Mit ca. 250 Zuschauern ist es im Laden schön kuschelig und bereits der eröffnende Act kann sich über ein ansehnliches Publikum freuen.

Los geht’s mit TOTAL NEGATION. Die Band lag lange Zeit auf Eis. Für den ersten Auftritt nach zwei Jahren wurde aufgerüstet: Saxophon und Cello sind seit neuestem Teil der Bandbesetzung. Dank Xylophon und Melodica gehörte die Band schon immer zur Exotenfraktion im Black Metal. In der aktuellen Besetzung lässt sich die Musik aber kaum noch einem Genre zuordnen. Das Songmaterial bewegt sich überwiegend in langsamen Gefilden, auch wenn beim ersten Songs ein paar Blastbeats zum Einsatz kommen. Der Auftritt gleicht einer Theaterinszenierung. Mit Stageacting halten sich die maskierten Musiker zurück und die wenigen Gesprochenen Worte zwischen den Songs richten sich nie direkt ans Publikum, sondern sind Teil des Kunstwerks. Die Kostüme in Verbindung mit den Bühnenaufbauten lassen eine dichte Atmosphäre entstehen, die die düsteren Klänge perfekt unterstützt. Das Publikum belohnt die Mühen auch zu früher Stunde mit großem Applaus. Nach knapp 40 Minuten ist der gelungene Einstand des Abends vorbei.

Total Negation live in Münster 2017 (Foto von Markus Lauert)

Total Negation live in Münster 2017 (Foto von Markus Lauert)

Als nächstes stehen MOSAIC auf dem Programm. Auch die Thüringer haben sich nicht lumpen lassen und beachtliche Bühnenaufbauten für eine Undergroundband im Gepäck. Zudem sind die Musiker in passender Tracht gekleidet und zeigen sich ebenso schweigsam. Die Äste an den Mikrofonständer sind auch schon der erste Fingerzeig in die Richtung, die die Band einschlägt: MOSAIC spielen Black Metal, der stark folkloristisch und mystisch beeinflusst ist. Mit dem heute weit verbreitetem Kindergarten-Pagan-Metal hat das zum Glück nichts zu tun. Stattdessen fährt das Quartett einen brutalen, oft monotonen Sound, der mit der ein oder anderen hypnotischen Melodie aufwartet. Die Songs sind durchzogen von schnellen Riffs und klagendem Gesang, der von einem starken Hall getragen wird. Doch auch wenn die Musiker auf der Bühne ordentlich Gas geben, fehlt es hier und da an Abwechslung, um den Gig wirklich die gesamte Laufzeit über spannend zu halten. Trotzdem ernten MOSAIC mehr als Höflichkeitsapplaus.

Mosaic live in Münster 2017 (Foto von Markus Lauert)

Mosaic live in Münster 2017 (Foto von Markus Lauert)

VALBROG waren zuletzt 2015 bei der Release-Show der letzten TOTAL-NEGATION-Platte in Münster zu sehen und bieten auch an diesem Abend ein ordentliches Kontrastprogramm. Ihr an TRIPTYKON erinnernder Doom Metal ist zwar ebenso finster, wie die Musik der restlichen Bands, auf Bühnenaufbauten, Verkleidungen oder eine durchgeplante Inszenierung verzichtet das Trio aber. Ein schwarzes Shirt mit Jeans muss reichen. Außerdem darf hier sogar gelacht werden. Vor allem der Bassist kann sich das ein oder andere Grinsen nicht verkneifen. Freunde vieler Worte sind aber auch die Bonner nicht: Mehr als ein langgezogenes „Yeah!“ oder „Okay ihr motherfuckers“ zwischen den Songs gibt es nicht. Trotzdem bringt das Trio eine beachtliche Präsenz auf die Bühne, der sich kaum ein Zuschauer entziehen kann. Der Live-Klassiker „Werwolf“ kommt schon früh im Set. Das langsame Gestampfe wird durch gelegentliche Uptempo-Nummern wie „Beerdigungsmaschine“ oder den Rausschmeißer „Exodus“ aufgelockert. Damit sind VALBORG der unangefochtene Höhepunkt des Konzerts.

Valborg live in Münster 2017 (Foto von Markus Lauert)

Valborg live in Münster 2017 (Foto von Markus Lauert)

Zum Abschluss entern PILLORIAN die Bühne. Doch ihr Konzert steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Aufgrund einiger Verzögerungen, ist es schon spät. Der Umbau geht eher hektisch vonstatten. Schon beim ersten Song zeigen sich Schwächen im Sound: Die Gitarren sind ungleichmäßig abgemischt, die Snaredrum kommt überhaupt nicht durch. Letzteres ist angesichts der virtuosen Schlagzeugarbeit besonders schade. In einem der ersten Songs versemmelt der Frontmann zudem sein Gitarrensolo. Richtige Stimmung kommt da eher nicht auf. PILLORIAN haben anscheinend keinen guten Tag erwischt und grooven sich bis zum Schluss nicht richtig ein. Das spektakulärste während des Auftritts ist da noch ein Konzertbesucher, der durch „Olé“-Gesänge zwischen den Songs noch das letzte bisschen Atmosphäre zerstört.

Pillorian live in Münster 2017 (Foto von Markus Lauert)

Pillorian live in Münster 2017 (Foto von Markus Lauert)

Auch wenn ausgerechnet PILLORIAN schwächelten, ist den Veranstaltern der „Unaussprechlichen Culthe“ ein toller Konzertabend gelungen, bei dem Fans der finsteren Metalklänge voll auf ihre Kosten kamen. Seien wir mal gespannt, was die „Culthe“ in Zukunft noch nach Münster bringen werden.

18.04.2017

"Irgendeiner wartet immer."

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