Agathocles - Mincer

Review

Je oller, je doller! Neben TERRORIZER (rip) sind AGATHOCLES wohl eine der ganz wenigen Grindcore-Bands, die auf über 20 Jahre Bandgeschichte zurückblicken können. Doch wo die „offiziellen“ Pioniere den Großteil dieser Zeit mit Untätigkeit und zartem Dornröschenschlaf verbracht haben, waren AGATHOCLES umtriebiger als die frivolste Großstadthure und haben in der Zwischenzeit mal eben sage und schreibe 75 (in Worten: fünfundsiebzig!) EPs und 7″-Splits und 19 LPs bzw. Split-LPs rausgehauen. Und ganz nebenbei legen die Belgier mit „Mincer“ nun CD-Veröffentlichung Nummer 45 vor. Endlich mal ein normaler Turnus!

Warum manche Ebay-Komplettisten für diese Band ihre Bausparverträge auflösen, wird einem mit dieser Keule relativ schnell klar: „Mincer“ ist ein verdammt cooles Album, das jeder, der mit Old-school-Grind etwas anfangen kann, in sein Herz schließen wird. AGATHOCLES versuchen erst gar nicht, ihre Mucke mit irgendwelchen modernen Experimenten oder gar technischer Selbstverliebtheit in eine andere Richtung zu biegen. Stattdessen klingt das Teil mit seinem sympathischen, rostigen Sound und der pragmatischen Instrumentenbedienung, als hätte es auch schon 1991 herauskommen können. Dass man sich mit so viel Simplizität und musikalischer „So what?“-Einstellung vom Großteil der identisch klingenden Kollegen abhebt, liegt vor allem an der Konsequenz, mit der man sich irgendwelchen Trends verschließt und einfach sein Ding macht und dem gewissen Punk-Feeling, das damit einhergeht.

Eintönig oder gar langweilig wird „Mincer“ dabei zu keiner Sekunde. Es finden sich überraschend viele Groover auf der Scheibe, die sich mit den rasanten Blastgeschossen in etwa die Waage halten, und manchmal sogar ein wenig an CARNIVORE erinnern (z.B. „Forced To Masturbate“). Grunzen, Gurgeln, Kreischen und Schreien tragen ihren Teil zur Abwechslung bei. Textlich kümmern sich die Drei-Akkorde-Virtuosen um nahezu alle gesellschaftlichen Belange: ihr Katechismus wendet sich gegen die USA, gegen die Kommerzialisierung in der Hardcore-Szene, gegen Nazis, gegen TV-Bullshit und Schönheitswahn und gegen Rassismus und gesellschaftliches Kastenwesen. Mit kurzen aber so einprägsamen wie einleuchtenden Phrasen kriegt hier jeder, was er verdient.

Die Fans haben allerdings nur Gutes verdient, denn „Mincer“ kommt in einem sehr liebevoll und äußerst wertig und stilvoll aufgemachten Booklet daher. Wer alten Grindcore mag, muss „Mincer“ haben. Buy or die!

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05.11.2006

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