Behemoth - The Apostasy

Review

Verdammt mächtig klingt es, das neue Meisterwerk der Spitzenliga „The Apostasy“ von BEHEMOTH. Ohne Zweifel haben sich die Polen in den letzten Jahren zum absoluten Topact in Sachen Extrem Metal gemausert und liefern in regelmäßigen Abständen eine in sich geschlossene Hammerscheibe nach der anderen ab. Und spätestens mit dem letzten Brecher „Demigod“ aus dem Jahre 2004 konnte die Band auch international ihren Erfolg auf breiter Linie weiter ausbauen. „The Apostasy“ führt die Linie der eingeschlagenen Richtung, technischer Death Metal gemischt mit Black Metal und teils östlichen Melodien, konsequent fort, zeigt aber auch neue Facetten und neue Wege in der Musik der Schergen um Frontkämpfer Nergal.

Einerseits technisch, andererseits sehr eingängig, brutal sowieso, so präsentiert sich erstmal oberflächlich gesehen der neue, höchst qualitative Rundumschlag, welcher auf voller Länge überzeugt. Doch betrachten wir mal die Songs im Detail: Los geht es mit dem sich steigernden, stimmigen und majestätischen Intro „Rome 64 C.E.“, welches sich dann beim ersten richtigen Stück „Slaying The Prophets Ov Isa“ als wilden Sturm entlädt! Flinke Stakkato-Riffs, schnelles und abwechslungsreiches Schlagzeugspiel, Chöre sowie mächtige Growls brechen über den Hörer herein, ein erhabener Midtempo-Part mit sphärischen Melodien walzt alles nieder, gegen Ende des Tracks kommt eine Orgie aus Soli. Wer nach diesem Brecher noch nicht bedient ist, bekommt als nächstes gleich die drückende Abrissbirne „Prometherion“ um die Ohren geknallt, mit einigen Thrash Riffs, feinen melodischen Leads, Chor, haufenweise Breaks ist dieses Stück irgendwo doch trotz meist angezogenem Tempo sehr groovig geraten.

Bevor auch nur ein Anflug von Langeweile aufkommen kann, schrauben BEHEMOTH beim folgenden „At The Left Hand Ov God“ das Tempo ganz schön runter, ohne an Druck oder Brachialität auch nur ein kleines bisschen einzubüsen. Eingeleitet von ungewöhnlichen, akustischen Gitarrenklängen regiert bei diesem Stück der Midtempo-Hammer mit bedrohlichen Growls, düsteren Gitarren und sehr dunkler Stimmung. Und ebenso ungewöhnlich, wie dieser Song begann, klingt auch das Outro mit mystischen Chören. „Kriegsphilosophie“, diesen Titel muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und wie anders sollte dieses Stück wohl klingen als eine präzise, mächtige Knüppelorgie, wobei an den richtigen Stellen auch mal der Fuß vom Gaspedal genommen wird. Hier und da mal etwas vertrackte Rhythmen, etwas orientalisches Flair durch die Verwendung entsprechender Skalen. Das folgende „Be Without Fear“ ist danach wieder ein wenig langsamer und symphonischer, mit fettem Chorus.

Weiter geht es mit „Arcana Hereticae“ welches viele Tempiwechsel aufweist, wobei die Grundausrichtung eindeutig bei den Blasts liegt. Gerade das Mittelteil mit den majestätischen Fanfaren von echten Blasinstrumenten und dem sich anschließenden Solo ist sehr intensiv. „Libertheme“ zeigt sich äußerst eingängig im Midtempo mit feinen Leadgitarren. Ein absolutes Highlight ist dann „Inner Sanctum“, hier tobt sich niemand geringeres als Warrel Dane von NEVERMORE teilweise am Gesang aus. Untermalt von zarten Pianoklängen aus den Händen von Leszek Mozdzer, mit ausgefeilten Gitarrenleads, orientalisch anmutende Akustikparts, wechselndem Tempo, wobei hier auch mal die Doom-Walze ausgepackt wird und beklemmender Atmosphäre. Und eines der vielen melodischen Leads erinnert auch noch an DISSECTIONs „Where Dead Angels Lie“. Alles passt perfekt zusammen und fügt sich harmonisch in den „typischen“ Rahmen einer BEHEMOTH Komposition. Einen würdigen Abschluß findet „The Apostasy“ mit den beiden wieselflinken, brachialen Hymnen „Pazuzu“ und „Christgrinding Avenue“.

Das neue Album von BEHEMOTH beeindruckt durch technisch vielseitige, intelligente, facettenreiche, intensive und komplexe Songs. Dem steht die druckvolle Produktion in nichts nach und klingt nun Anno 2007 weit organischer und natürlicher als noch auf dem Vorgänger „Demigod“. In der Summe sind die neuen Stücke etwas weniger eingängig, dafür differenzierter, hier wird eben nicht einfach stumpf aus der eigenen Vergangenheit kopiert.

Fazit: Den Polen um Perfektionist Nergal ist mit „The Apostacy“ mal wieder ein absolut überzeugendes Killeralbum höchster Qualität gelungen, das sich keineswegs hinter dem letzten Opus „Demigod“ verstecken muß.

29.06.2007

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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