Bei über dreißig Jahren Bandgeschichte und 15 Studioalben im Rücken liefern Bands oft genau das, was ihre Fans erwarten. Nicht so BLUT AUS NORD. Die französischen Avantgarde-Black-Metal-Pioniere um Vordenker Vindsval gefallen sich im steten Wandel, was Fans der Band in der Regel zu schätzen wissen, da die Musik oft ohnehin nicht auf Zugänglichkeit ausgelegt ist. Nach der zweiteiligen, programmatisch betitelten Lovecraft-Hommage “Disharmonium” folgt nämlich die Kehrtwende um ca. 175 Grad.
BLUT AUS NORD – gewohnt außerweltlich
Das Promoschreiben spricht davon, dass “Ethereal Horizons” sich der Außerweltlichkeit aller Schaffensphasen von BLUT AUS NORD bedient. In Bezug auf die Atmosphäre stimmt das. Musikalisch hingegen lässt das Trio die dissonanten Elemente fast vollständig beiseite und erinnert damit etwas an Vindsvals Nebenspielwiese FORHIST. Dicke Synthie-Flächen, Post- und Prog-Rock-Intermezzi und die titelgebende himmlische Leichtigkeit dominieren die Platte. Dabei klingen sie noch lange nicht so blumig wie beispielsweise ALCEST, dennoch ist die Menge an schönen Melodien, entrückten Klargesängen und verträumten, ruhigen Passagen auffällig. Eine gewisse Nähe zu älteren WOODS OF DESOLATION bzw. AUSTERE fällt auf, wobei BLUT AUS NORD deren triste Trübsal durch kosmischen Entdeckerwillen ersetzen.
Im Gegensatz zu FORHIST hat sich Vindsval für BLUT AUS NORD jedoch die markigeren Songs aufgehoben. Mit dem Opener “Shadows Breathe First” wird man direkt in den Bann fremder Welten entführt, die mit “The Ordeal” und dem beinahe sakral anmutenden “The Fall That Opens The Sky” weitere Höhepunkte finden. Die Songs sind trotz vorhandener Prog-Schlagseite streckenweise geradezu catchy und beeindrucken mit großen Melodiebögen, wie das Abschlussepos “The End Becomes Grace” unterstreicht. Kritikpunkte können hingegen – nicht zum ersten Mal – am Schlagzeugsound geäußert werden. Vor allem die Bassdrum drängt sich hier auf Dauer unangenehm auf.
Große Melodien auf “Etehereal Horizons”
Wer die schwerer zugängliche Machart der beiden Vorgänger schätzte, könnte sich an “Ethereal Horizons” stören. Wer hingegen ein Album wie “֨Hallucinogen” mochte oder einfach nur zeitlos guten Atmospheric Black Metal zu schätzen weiß, der mit einer beachtlichen Ideenfülle und -frische gesegnet ist, kann bedenkenlos zugreifen. Auf BLUT AUS NORD ist Verlass.

BLUT AUS NORD - ETHEREAL HORIZONS (LTD.DIGIPACK)
Johannes Werner































Stark!