Ceremony (NL) - Solitary Bleed

Review

In den frühen Neunzigern regierte in der niederländischen Death-Metal-Szene die eiskalte Brutalität. Im Jahr 1993, als ein Zusammenschluss mit dem Namen CEREMONY mit „Tyranny From Above“ das im Underground erwartete Debütalbum vorlegte, hatten flankierende Prügelkombos wie SINISTER oder GOREFEST bereits ihre Einstände gegeben. Die oben genannten Südholländer hatte das renommierte Aardschok Magazine bereits zwei Jahre zuvor ausgegraben, doch zum Erscheinungsdatum des ersten Full Length hatten sich die nationalen Vorreiter bereits herauskristallisiert.

Vom Prügel zum Plastik

Dennoch ist dem damaligen Quintett mindestens eine honorable mention im Bereich ungeschliffenen Todesstahls gelungen, die im Anschluss, gemeinsam mit der gesamten Band, in Vergessenheit geriet. Eine Wiederveröffentlichung besagter Platte brachte die Gruppierung wieder zusammen und man entschloss sich, im Jahr 2019 eine Rückkehr mit einem zweiten Album mit dem Titel „Retribution“ zu wagen. Die Scheibe zur Re-Union sorgte zu ihrer Veröffentlichung nicht für die großen Wellen und erntete insgesamt durchwachsene Kritiken.

Davon lassen sich CEREMONY aber offenbar nicht unterkriegen und holen aktuell mit „Solitary Bleed“ zum dritten Schlag aus. Die größte Gemeinsamkeit, die derzeit noch mit den Anfangstagen der Band besteht, sind die beiden Gitarristen Peter Verhoef und Johan van der Sluijs. Der Rest scheint zunächst einmal komplett ausgetauscht, von der musikalischen Attitüde bis hin zur grundsätzlichen Ausrichtung. Während man in den frühen Neunzigern noch die tiefe Beeinflussung aus Übersee zu spüren bekam, ist das Ganze inzwischen symphonischem Plastikhorror gewichen – und das leider im schlechtesten Sinne.

Klammergriff aus symphonischer Vollbelastung

Anstatt mit Anleihen von SUFFOCATION, ist „Solitary Bleed“ mit orchestralem Popanz regelrecht zugekleistert und kann sich diesem Klammergriff nur selten entledigen. Songs wie „Bull Of Phalaris“ oder „Rites Of Sacrifice“ bestehen aus undynamischen, modernen Riffs, die tief im Morast symphonischer Vollbelastung stehen und daher kaum aus der Hüfte kommen. Es gibt zwar auch kleinere Lichtblicke wie „Embrace Inferno“ zu vermelden, doch leider fehlt selbst diesen Songs eine eigene Handschrift oder bedeutsame Aha-Momente.

Daran kann auch die Kollaboration mit Linda van Vugt (u.a. SISTERS OF SUFFOCATION), die beim ebenfalls eher langweiligen Titeltrack klar singt, wenig ändern. Mit ihrem dritten Album haben sich CEREMONY nicht nur ihr Gesicht endgültig frei vom Dreck ihrer Wurzeln gewaschen, sondern sich gleichzeitig auch einer pappigen Creme bedient, die einen tiefen Blick in die Augen vollkommen vertrübt.

24.06.2025

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