Chelsea Grin - Eternal Nightmare

Review

CHELSEA GRIN mussten in den letzten Monaten so einiges einstecken und verarbeiten: Der Weggang von Alex Koehler wohl der härteste Schlag in die Magengrube, wenn auch folglich die richtige Entscheidung. Dennoch eine Lücke, die es zu füllen galt und zwar mit Tom Barber (ehemals LORNA SHORE). Damit einhergehend somit die Entscheidung und die Möglichkeit sich neu zu justieren, anstatt hinzuschmeißen. Während „Self Inflicted“ aus dem Jahre 2016 deutlich im Vergleich zu seinen Vorgängern nachgelassen hatte  und den faden Nachgeschmack eines Deathcore-Breis hinterließ, setzen CHELSEA GRIN mit „Eternal Nightmare“ unter neuer Besetzung am 13.07.2018  zu erneuten, tonalen Angriffen über.

CHELSEA GRIN: deutliche Angriffslust

Der Beginn des, übersetzt, ewigen Albtraumes, macht „Dead Rose“, der uns mit quietschenden, Türen erwartet und uns dann in seinen tiefen Abgrund mitnimmt. Abgrundtief schlecht in dem Fall aber nicht, denn „Dead Rose“ markiert eindeutig den neuen Schwung in der Band. Kompletter Richtungswechsel eher nein, dennoch deutlich spielfreudiger und angriffslustiger.

Tom Barber rotzt mir gleich in den ersten Sekunden kehlig entgegen. Dazu gesellt sich ein Gitarrenplay,welches zugegeben anfangs eher schwermütiger wirkt, aber relativ schnell an Fahrt gewinnt. Progressiv, technisch raffinierte Riffs pressen Melodien in das gradlinige Stück. Die Vocals schaffen sich gegenüber der dichten Wand von Gitarren und Drums einen eigenen Raum und somit pendelt sich der Track ziemlich gut ein. „Dead Rose“ bleibt dabei deutlich im düsteren Bereich.

Nicht länger im Dunklen tappen

„I waited in darkness for so long and my heart beats no more“, grunzt es mit einer Erzählstimme fragil und dennoch irgendwie bedrohlich in „Across The Earth“ kurz nachdem ich von Pianoklängen umsäuselt wurde.  Nein, der Fronter möchte nicht länger in der Dunkelheit warten und Däumchen drehen. Das zeigt er in den nächsten Minuten hier mehr als deutlich. Während sich die Gitarre im Mittelteil Platz für eine Solo-Einlage nimmt, nimmt Barber dafür den gesamten Track über die stimmliche Achterbahn:

Klare Stimmlage, voluminöses Shouting, zerbrechliches Screaming, fies an die Niere-gehende Growls, hier gibt es die ganze Sammlung, dessen was am Mikrofon möglich ist. Dabei drückt sich der Track durch chorale Shouts immer wieder nach vorne und macht das Ding zu einem der Stärksten, ja sogar Spaßigsten. Absolut gutes Live-Material.

Ein Teil des Ganzen

Ganz anders wirkt dagegen“930″: Ohne jegliches Vorgeplänkel und nur angezählt von vier Trommelschlägen geht es ohne Umschweife direkt los. Während die anderen Tracks der Platte immer wieder durch trancige Elemente etwas aufgehellt werden, bleiben wir hier aber mehr als deutlich im dumpferen Bereich. Bleierne Gitarren erinnern irgendwie an alte Zeiten und machen „930“ zum wohl düstersten, aber auch unzugänglichsten, Song von „Eternal Nightmare“. Schwierig, aber vielleicht wichtiger Teil des Ganzen, als Abschluss alter Kapitel.

Nicht Abschluss sondern Abschuss liefert mir direkt danach „Limbs“ der deutlich die Laune nach oben schraubt. Ein sphärisches Intro, ein Sound aus Richtung progressiven Deathcore/Mathcore, zackige Gitarrenriffs und  Vocals, die die Oberhand behalten, bilden ein ansehnliches Mosaik. Obendrauf gibt es als Bonus noch eine handvoll wütender Breakdowns. Der aufmerksame Zuhörer wird hier aber nicht von einer Eskalation in die Nächste gezwungen, sondern hat Zeit zum Genießen. Ausgewogene Kost. Das passt.

„Eternal Nightmare“: In die richtige Richtung

Mit dem, im Chor in die Hirnhälfte gerammten, Satz „Welcome to your eternal nightmare“ gibt es dann den finalen und titeltragenden Rundumschlag. In „Eternal Nightmare“ gibt es nochmal extra-super aggressiv, gespuckte Vocals. Rotzig, angepisst und ein deutliches Zeichen zum Ende einer Platte, die man nicht wirklich als endlosen Albtraum, bezeichnen kann. Zumindest nicht qualitativ.

CHELSEA GRIN finden mit „Eternal Nightmare“ wieder etwas zurück. Die Neubesetzung brachte dabei keine einschneidende Typveränderung, aber den erhofften frischen Wind. Frischen Aufwind. Die Band rangiert weiterhin im Fahrwasser des Deathcore-Genres, erlaubt sich aber immer mehr auch ein Besuch in Modern Metal-Hausen, wenn man sich die Beimischung der trancigen Brocken anschaut.

Durch die Tatsache, dass jeder einzelne Track auf seine spezielle Art und Weise eingeleitet und beendet wird (Soundeffekte, Pianoklänge) zeigen sich CHELSEA GRIN experimentierfreudig, bleiben aber deutlich in ihrer Wohlfühlzone und in ihrem bisherigem Klangmuster. „Eternal Nightmare“ ist abschließend absolut ein Schritt in die richtige Richtung. Wer da wie weit mitgehen möchte, bleibt jedem selbst überlassen.

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2 Kommentare zu Chelsea Grin - Eternal Nightmare

  1. BlindeGardine sagt:

    Kann mir nich helfen, nach dem großartigen „Ashes To Ashes“ sind Chelsea Grin ziemlich schnell wieder in den Deathcore-Einheitsbreit abgerutscht. Nicht wirklich schlecht aber absolut ohne Wiedererkennungswert. Und die Produktion klingt ja mal furchtbar steril, noch steriler als das normalerweise in dem Genre der Fall ist. Schade.

    6/10
  2. FRAI sagt:

    Sorry, aber die Jungs hätten sich mehr Zeit lassen sollen, sich zu finden, sich ein stimmiges Konzept zu überlegen. Man merkt es am Songwriting, das sehr unüberlegt und einfallslos daherkommt, wie es selten irgendwo der Fall ist. Standardfloskeln würde ich es nennen. Man hatte sich vom Namen Tom Barber einiges versprochen, leider wird er dem absolut nicht gerecht, denn seine Vocals, gerade die high Screams, wirken nicht kraftvoll, eher kraftlos.
    Die Songs hat man schnell gehört und dann reicht es auch, denn so schnell sie scheinbar produziert worden, so kommen sie auch rüber.

    3/10