Ciemra - The Tread Of Darkness

Review

Zugegeben, viel ist nicht über CIEMRA bekannt. Man weiß lediglich, dass das Quintett aus der weißrussischen Hauptstad Minsk stammt und sich – ähnlich wie die Portugiesen von GAEREA – mysteriös und anonym präsentieren. Zumindest posieren sie auf den Promofotos in ähnlicher Weise maskiert und komplett in schwarz gehüllt. Das soll natürlich einen ganz besonderen Reiz verleihen und die Illusion des verrucht Mystischen verbreiten, ist aber besonders im Black Metal ein komplett alter Hut.

Aufgrund der politischen Entwicklungen in ihrem Heimatland ist es aber nur verständlich, dass die Mitglieder von CIEMRA ihre wahren Gesichter nicht präsentieren wollen. Angesichts der Fotos scheinen CIEMRA aber am Gesang von einer Frau angeführt. Am Ende geht es ja auch eher um die Musik an sich.

Starker Einstieg

Tatsächlich zeigen sich CIEMRA überraschend positiv. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass „The Tread Of Darkness“ ihre erste Langspielplatte seit der 2022 erschienen EP „Agony Blasphemy“ ist. Gerade für ein erstes Album einer noch komplett unbekannten Band fällt die Produktion mächtig und opulent aus.

Lo-Fi-Waldgeflüster findet man auf „The Tread Of Darkness“ nicht. An allen Fronten präsentieren sich CIEMRA satt und ausgewogen. Black Metal also, der angenehm wuchtig aus den Boxen wummert. Damit sind CIEMRA voll im Trend der jungen Black-Metal-Bewegung. Puristen werden hier vielleicht Punkte abziehen.

CIEMRA liefern ein ausgewogenes Buffet

Stilistisch betrachtet bewegen sich CIEMRA voll im Fahrwasser der modernen Melodic-Black-Metal-Bewegung. Vergleiche zu Bands wie den oben genannten GAEREA, KVAEN, NETHERBIRD, UPRISING, LUCIFER’S CHILD und so weiter. Von daher überraschen die Minsker Maskenmänner und -frau den gestandenen Black-Metal-Connoisseur mit Sicherheit nicht. Dafür wirkt vieles einfach schon zum x-ten Mal gehört. Dennoch schaffen es CIEMRA innerhalb der einzelnen Songs für stetige Abwechslung zu sorgen.

In „Four Riders“ bauen sie gekonnt klare Gesangspassagen ein. Oder die sphärischen, aus dem Nichts zu kommenden Gitarrenparts in Songs wie „War“ oder „Call Of The Ancestors“. Momente wie diese lockern die  teilweise stampfenden Rhythmen gekonnt auf. Wer bei stampfend jetzt zusammenzuckt, sei beruhigt. CIEMRA können auch immer wieder den Dampfhammer raushauen. „A Night for the Death“ in etwa ist ein Brett, wie man es in der Mitte des Albums nicht erwartet hätte. Im großen und Ganzen ist CIEMRA mit „The Tread Of Darkness“ ein wirklich bemerkenswert guter Einstieg in den Melodic Black Metal gelungen. Der allerdings noch ein wenig mehr an Eigenständigkeit gewinnen könnte. Fans von GAEREA und Co. sind hier perfekt aufgehoben.

19.02.2023

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18 Kommentare zu Ciemra - The Tread Of Darkness

  1. Watu sagt:

    Da muss man kein Purist sein, um diesen glattpolierten Doppelwumms nichts abgewinnen zu können. Schlagzeug wurde scheinbar von einem fünfjährigen eingespielt und auch sonst alles so möchtegern böse daherkommend. Ne danke, das ist weder modern, noch old-school, sondern einfach nur kopierte, stereotype Langeweile.

  2. nili68 sagt:

    Möchtegern böse? Dir ist klar, dass es hier um Black Metal geht? 😀
    Für Nicht-Puristen der schlimmsten Sorte ist das zumindest okay, der Rest stellt sich halt grimmig dreinblickend in den Wald und versucht die Farben aus der Natur zu wischen. Ein Ohr abschneiden kann ich noch empfehlen. Dann ist alles in mono und erhöht die Trueness generell. lol

  3. Watu sagt:

    „Möchtegern böse? Dir ist klar, dass es hier um Black Metal geht? 😀“

    Grimmig dreinblickend und dann so nen langweiligen, angepassten Quark produzieren, ist halt der ausschlaggebende Kontext. ;))

  4. sardine sagt:

    Ich versteh nicht was da wieder an der Produktion auszusetzen ist? Hab mir das komplette Album bei YT angehört und muss sagen dass mir das echt gut gefällt, nur leider ist der Song der da hier verlinkt ist einer des schwächsten die ich da gehört habe. Der Rest geht echt gut ins Ohr gerade wenn die Geschwindigkeit angezogen wird. Ich höre da an einigen Stellen auch Panzerfaust raus, vor allem auch bei der Produktion, wie ich finde passt das aber zu den Songs. Warum darf denn BM nicht gut produziert sein? Warum dürfen die Drums nicht schon im Raum stehen und auch mal hörbar und differenzierbar sein?
    Einzige die Becken und HiHat hätte etwas klarer sein können, aber das sind Nuancen.
    Also mir gefällt das, aber ich bin eh keiner der Puristen, mir tun diese ach so trve Aufnahmen die mehr rauschen als klingen eben einfach in den Ohren weh. Aber ja, ich bin auch keiner der BM’ler die mit Corpsepaint bei Schnee im Wald rumrennen und der Natur lauschen …… vtl. also einfach echter BM’ler 😉

    Eine Wertung geb ich aber mal noch nicht, da will ich vorher nochmal tiefer rein hören. Aktuell würde ich 8 Pkt. geben.

  5. nili68 sagt:

    Das lässt mich jetzt zwar auch nicht vor Euphorie an die Decke springen, aber was daran so langweilig und angepasst, im Vergleich zu anderem Melo-BM sein soll erschließt sich mir nicht. Mit der Produktion fange ich gar nicht erst an. Das sollen die Harvard-Experten hier entscheiden.
    Ich würde spontan ca. 7 Punkte mit Sternchen geben, aber im Kontext der sonstigen Punktevergabe hier, runde ich auf 8 auf.

    8/10
  6. Watu sagt:

    Der Unterschied ist für mich halt, dass die einen auf old-school machen, man als old school Fan aber nur gelangweilt davon sein kann. Wobei sich das auf den Videosong bezieht, vielleicht hat das Album ja mehr zu bieten.

  7. nili68 sagt:

    Der Black Metal, wie du ihn bevorzugst, stirbt halt langsam aus. Must du halt auf irgendwelche Schrott-Underground-Seiten gehen. In’s BM-Reservat quasi. Find dich damit ab. 😛
    Wie machen die denn auf old-school? Weil die keine Hawaii-Hemden tragen? Ich versuche in deine Gedankenwelt einzudringen, da ich schon glaube, dass du das alles aufrichtig meinst.

  8. Watu sagt:

    „Der Black Metal, wie du ihn bevorzugst, stirbt halt langsam aus.“

    Er stirbt genauso wenig aus, wie seit ca. 30 Jahren schon nicht. Er wird genau so wenig aussterben, wie Theodor Kittelsen oder Edvard Grieg und immer die Blaupause sein, auf die man sich bei der Weiterentwicklung dieser Musik beziehen wird. Und ja, ich sehe dass auf diesem Level, nur halt nicht auf dem vergleichbar kommerziellen Level.

  9. nili68 sagt:

    >kommerziellen Level<

    Das klingt zwar scheisse, ist aber leider der Maßstab und die Kommerz-Skala fängt nicht erst bei Millionen Plattenverkäufen an. Natürlich meine ich mit "aussterben" nicht, dass es ihn nicht mehr geben wird.

  10. nili68 sagt:

    Mit kommenden Generationen wird die Blaupause sich auch verschieben, außer man erforscht das Gebiet. Kittelsen und Grieg sind auf einem anderen Level, was die kulturelle Bedeutung angeht, insofern ist das nur bedingt vergleichbar.

  11. Watu sagt:

    „Klingt zwar scheisse, ist aber leider der Maßstab und die Kommerz-Skala fängt nicht erst bei Millionen Plattenverkäufen an.“

    Der Maßstab wofür? Dass etwas zeitlos ist? Halte ich für ein Gerücht. ;))

    „Natürlich meine ich mit „aussterben“ nicht, dass es ihn nicht mehr geben wird.“

    Vielmehr der Sauerstoff, den wir ein- und ausatmen.

  12. nili68 sagt:

    Zeitlos kann es streng genommen gar nicht geben, da wir im Raumzeit-Kontinuum leben. Etwas weniger spitzfindig hängt das kulturell gesehen vom Publikum ab. Eine objektive Aussage ist da nicht möglich, auch wenn „Experten“ eine solche deklarieren.

  13. Watu sagt:

    Dann ist eine subjektive Aussage, mit objektiver Positionierung. :))

  14. nili68 sagt:

    Okay, deal. 😀 Was jedenfalls nicht zeitlos ist, ist mein Verdauungsprozess, denn ich habe hunger. Dem gebe ich jetzt nach und denke dann hoffentlich nicht mehr über so’n Scheiß nach. Von Oldshool BM zu Raumzeit-Kontinuum, urgh. 😀

  15. casualtie78 sagt:

    Noch nie etwas von dieser Band gehört. Im großen und ganzen nicht schlecht. Die Songs auf Bandcamp sind allesamt nichts weltbewegend neues (aber wann gibt´s das schon?), aber sehr gut gemacht. Das Album wird wahrscheinlich gekauft. Bis jetzt wäre ich auch bei einer 7-8/10.

  16. TrVeManSchoh sagt:

    Songwriting finde ich ganz passabel in dem verlinkten Song. Das Drumming ist aber wirklich schmerzhaft öde und ein wenig mehr Rotz würde dem Sound in der Tat gut tun. Was der Mumpitz mit der Sichel soll, weiß wohl auch nur die Band.
    Maniac hätte damit womöglich was Unterhaltsames angestellt..wer weiß. Der Fertige 🙂

  17. nili68 sagt:

    Sichel, Schwert.. da gibt’s doch mehrere Möglichkeiten. Kali, Schnitter.. ich find’s sexy. 😀

  18. ultra.silvam sagt:

    Kann man sich anhören, muss man aber nicht. Das Album fällt schon ziemlich in den „Cookie Cutter Black Metal“ Bereich. Man macht auf ominös, zieht Kapuzen an, fuchtelt noch mit irgendeinem Dolch/Sichel/etc. bei einem „Ritual“ rum, Blut darf auch nicht fehlen, und fertig. So belanglos und uneinprägsam die Musik so auch das auftreten der Band. Solche Bands gibts wie Sand am mehr, und es braucht wirklich nicht noch so eine..