
Sachen gibt’s. Im Waschzettel zu „Uncommon Grounds“, dem zweiten Werk der Pariser CKRAFT, heißt es, dass die Band Gitarre, Bass, Schlagzeug, Saxofon und Akkordeon verwende, um moderne Prog Metal-Sounds und Jazz mit mittelalterlichen Klängen zu erweitern. Unsereins erlaubt sich bereits an dieser Stelle, die Erwartungen an das gegenständliche Werk dahingehend zu dämpfen, dass hier kein Mittelalter-Sound im konventionellen Sinne repliziert wird. Eigentlich bin ich mir nicht sicher, ob hier in „Uncommon Grounds“ überhaupt mittelalterliche Einflüsse Einzug halten, da die hier zur Verwendung kommenden, chromatischen Tonfolgen und harschen Kontrapunkte eher in der Modernen Klassik wiederzufinden sind.
CKRAFT tischen Jazz-Metal mit Saxofon und Schifferklavier auf
In gewisser Weise sind Mittelalter-Rocker, die auf der Suche nach frischem Wind sind, also ein bisschen angeschmiert. Prog mit Einflüssen aus dem Mittelalterlichen bzw. der Renaissance-Musik gibt es ja durchaus, siehe GENTLE GIANT oder GRYPHON z. B., aber denen orientieren sich die Franzosen eher weniger. Stattdessen bekommen Hörer mehr eine entfernte Variation von PANZERBALLETT mit Schifferklavier serviert, die trotz zum Teil harscher und kantiger Riffs allerdings nicht so agil und jazzig unterwegs ist, sondern eher in Richtung Atmosphäre zielt, wobei die Gitarren die Leads eher unregelmäßig beisteuern und mehr die Rhythmusarbeit oder die Harmonien untermalen.
Die Leads werden des Öfteren durch Saxofon und Akkordeon beigesteuert, was am Anfang etwas Eingewöhnung einfordert, da besonders die quirligeren Licks der Quetschkommode manchmal ein bisschen zu aufdringlich dazwischen hupen. Wenn die Gitarren wie in einem „Steadfast (In The Face Of Tribulations)“ dann auch nicht viel mehr zu tun bekommen, als monoton vor sich hin zu schrammeln, dann merkt man schon, wo der Sound der Franzosen an seine Grenzen stößt. Aber das ist glücklicherweise seltener die Regel, da CKRAFT die einzelnen Teile ihres Sounds in anderen Stücken wie zum Beispiel „Bring Forth The Imperial Ghost“ oder „Swallowed By The Storm“ deutlich souveräner zusammen bringen.
Das Ballett auf Ketten gelingt den Franzosen schon ziemlich souverän
Die fette, kantige Produktion kracht ordentlich drauf los, fast ein bisschen zu dolle vielleicht. Aber die Produktion ist auch kristallklar und konturiert, sodass nicht alles in einem übersteuerten Klangbrei untergeht. In diesem Sinne kann man der Entscheidung, alles auf laut zu drehen, mit etwas Eingewöhnung und Geduld entgegenkommen, was auch für das Album an sich geht. CKRAFT mögen (noch) nicht die großen Klangalchemisten sein, die sie gerne wären, aber das heißt nicht, dass das nicht noch kommen könnte. Der Jazz-Metal-Ansatz der Franzosen nach Zehrfeld’schem Vorbild macht jedenfalls schon mal viel richtig, technisch wird hier sowieso nur Hochqualitatives feil geboten. Mit etwas mehr kompositorischem Fingerspitzengefühl, das sicher mit der Zeit kommt, wenn die Herren dran bleiben, kann hier richtig Großes folgen …
Büschen eklektisch, um es vorsichtig auszudrücken, jedoch holen die mich komplett ab. Gekauft!
Nicht uninteressant. Mehr fällt mir dazu im Moment nicht ein, aber das wird sich ändern.
Morjen morjen,
mich hat die Scheibe völlig zersemmelt und ich berichtete im Jazz Thread des Betreuten Hören Forums, da sind die Leute auch happy damit! Das erinnert mich sehr schwer an meine Zeit in den frühen 80ern, als ich für das Jazz Projekt von Dipl.Ing. Karl Heinz Dupuis als Roadie an den Wochenenden malochte – und Sound und Beleuchtung auf den Konzerten machte. Wir wurden sehr gute Freunde, da er als Betreiber einer Musikschule auch entsprechende Räumlichkeiten hatte und ein Tonstudio, in welchen meine Metal Band recordete – jammten wir öfter zusammen samstags Nachts bis in die Morgenstunden, wenn wir von seinen Partys so richtig hacke waren.
Das waren alles reinrassige Jazzer und ich der einzige Metalhead mit Marshal und Fender Stratocaster…..
Da kam genau so was in der Art bei raus – und das war auch genau meine Art, die Gitarre in den Jazz „reinzuhacken“.
Jedoch fand ich am Musikmarkt so Mucke nie zu kaufen – und freue mich daher um so mehr, daß heute noch mehr Leute so was veranstalten.
An dem Album stimmt für mich alles – ich würde auf die 10 sogar noch nen Stern draufsetzen, weil obendrein der Sound Bombe ist.
Das andere Album der Truppe von 2022 hörte ich gestern ebenfalls, genauso ein Burner für mich.
Wahrscheinlich muß man Musiker sein, um sich für so was begeistern zu können, und e bissel vom Handwerk her denken.
Ich denke, durchschnittliche Hörer fühlen sich schnell genervt, meiner Frau jedefalls kann ich so was nicht vorpielen, während sie Iron Maiden noch toleriert und Primal Fear sogar liebt:)
Ich wünsch euch ein geiles Wochenende!