Eidola - Mend

Review

Soundcheck Januar 2025# 17

In unserem Verteiler bemühen sich die Promo-Götter ja immer, den Alben möglichst akkurate Genre-Beschreibungen anzuheften, was die Auswahl für uns Redakteure und Redakteusen ein bisschen leichter macht. Zu EIDOLA und deren neuem Album „Mend“ sprengte folgendes Genre-Konvolut die dafür vorgesehene Excel-Spalte: „Post-Hardcore, Experimental Rock, Progressive Rock, Post-Rock“. Als gebrannter Prog-Freund ist unsereins nur zu oft einem vermeintlich experimentellen Prog-Release auf den Leim gegangen, nur um dann maximal mittelprächtigen Metalcore mit Djent-Riffs zu hören. Die gegenständlichen US-Amerikaner scheinen da etwas breiter aufgestellt zu sein. Könnte hier die ausschweifende Etikettierung recht behalten?

Vom Post-Hardcore abgewandt biegen EIDOLA knallhart in Richtung Radioformat ab

Nun … ausgerechnet ein Facebook-Meme bringt es auf den Punkt [man ersetze „Emo“ in dem Falle mit „Post-Hardcore“]:

Yep. Statt Post-Hardcore á la „The Great Glass Elephant“ z. B., mit dem die Band aus Utah einst auf der musikalischen Landkarte erschienen ist, schwenken sie auf „Mend“ knallhart in Alternative Rock im Radioformat um. Prog sucht man wenig überraschend dabei vergeblich, Post-Rock im Grunde auch. Man kann höchstens ein bisschen Experimental Rock hier hinein interpretieren, wenn man die zum Teil technisch ziemlich beeindruckend in Szene gesetzten Klanglandschaften in Betracht zieht. Dabei schwimmen die Herren definitiv auf der brandaktuellen Welle und liefern Songs, die förmlich danach schreien, die Hintergrundbeschallung des nächsten Tik Tok-Trends zu werden.

Poppigen Rock zu machen ist an sich jetzt natürlich kein Grund, gleich die Verriss-Keule zu schwingen. Ein bisschen Gatekeeping gehört im Metal zwar zum guten Ton, aber es spricht selten etwas dagegen, den eigenen Horizont mit Material jenseits des Tellerands zu erweitern. Haben wir ja schon das ein oder andere Mal gemacht. Und den Herren zu Gute halten muss man eben die bereits angedeutete, recht technische Klanggestaltung, mit denen sie ihre Musik förmlich aufblühen lassen, seien das die ansprechende, nicht zu dick auftragende Gitarrenornamentik oder kühle Synth-Layer, die sich sanft unter das Geschehen legen wie ein Schauer im Sommer.

Dabei weist „Mend“ trotz technischer Stärken genretypische Schwächen auf

Das Problem hinter „Mend“ ist mehr ein Problem dieser Spielweise des Pop-Rock im Allgemeinen. Die ist so sehr auf allgemeintaugliche Hörbarkeit ausgerichtet, dass einzelne, isoliert betrachtete Songs zwar wirklich angenehm mit erfrischender Melancholie, der luftigen Instrumentierung, den wie Sahnehäubchen aufgetragenen, mehrstimmigen Gesangslinien und möglicherweise einem leicht nostalgisch wirkenden Emo-Einschlag durch den Äther hallen, sich dieses Schema innerhalb der Trackliste aber zu gleichförmig wiederholt. Da geraten Songs hier und da durch treibende Rock-Ausbrüche zwar mal etwas intensiver, aber ansonsten ist praktisch fast jedes reguläre Stück auf der Trackliste komplett austauschbar.

Ausnahmen gibt es wie „The Faustian Spirit“ und „Godhead: Final Temple“, die hin und wieder etwas mehr Post-Hardcore atmen und sich allein dadurch hervorheben. Ansonsten lohnt sich die Beschäftigung mit dem neuen EIDOLA-Werk „Mend“ wirklich nur stichprobenweise, wenn man mal einen kurzzeitigen Gaumenreiniger vom Krach benötigen sollte. Angesichts der Fertigkeiten der Band ist es geradezu tragisch, dass sie die Versprechen vor allem der Genre-Tags „Progressive Rock“ und „Post-Rock“ praktisch kaum einlösen, denn Bands wie POLYPHIA zeigten in der Vergangenheit, dass Tech-Prog durchaus mit modernem Pop in Einklang gebracht werden kann.

Je nach Zuspruch werden EIDOLA diesen neu eingeschlagenen Weg aber wahrscheinlich weiter beschreiten …

11.02.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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