Engel - Raven Kings

Review

Galerie mit 40 Bildern: Engel - Rockharz Open Air 2012

„Melodic Modern Death Metal“ und ähnliche Genreschöpfungen waren in der Vergangenheit leider nur allzu oft Synonyme für weichgespülten Metalcore der übelsten Sorte mit schwachen Konservenmelodien, die schon nach dem zweiten Refrain ordentlich nerven konnten. Das Göteborger Melodeath-Veteranenkollektiv ENGEL sorgt hingegen bereits seit 2007 mit hochkarätigen Releases für die, die Regel bestätigende Ausnahme. Auch das neue Studioalbum der Mannen um Niclas Engelin (IN FLAMES) ist ein kurzweiliges Melodeath-Werk mit moderner Ausrichtung und guten Songs geworden. Hätte Herr Engelin das bloß auch mal mit seiner Hauptband hinbekommen.

Jene „moderne Ausrichtung“ findet sich auf „Raven Kings“ weniger im übermäßigen Einsatz elektronischer Elemente und anderer Effekte, sondern eher in der allgemeinen Ausrichtung und Produktion der Songs. Klar, bei „Your Shadow Haunts You“ wird im Hintergrund dezent geklimpert und „Denial“ spielt ein bisschen mit wohlbekannten Stottereffekten, SONIC SYNDICATE-Gebiet ist das aber noch lange nicht. Weit mehr hängt das Prädikat „modern“ mit der starken, stellenweise vielleicht etwas sterilen Produktion von Jacob Hansen (VOLBEAT) zusammen.

Die Songs auf „Raven Kings“ decken innerhalb der musikalischen Nische ein recht weites Spektrum ab, das Album ist als durchaus abwechslungsreich zu bezeichnen. Zunächst wird mit „Salvation“ ganz ordentlich losgeknüppelt. Das Hauptriff erinnert rhythmisch (aber auch nur rhythmisch) ein wenig an „Take This Life“ vom IN FLAMES-Album „Come Clarity“. Der clean gesungene Refrain bleibt ordentlich hängen. Das bereits angesprochene „Your Shadow Haunts You“ kommt nach einem groovigen Riff und untergemischten Anfeuerungsschreien (wie geschrieben für den Live-Moment) noch schneller zur Sache und präsentiert einen ebenfalls starken Mitsingrefrain (wenn der geneigte Fan denn so hoch kommt).

Überhaupt schaffen ENGEL es irgendwie, zwar dem vorhersehbaren und oft langweiligen Harte-Strophe-hymnischer-Refrain-Schema anzuhängen und trotzdem fast durchgehend spannende Kost zu liefern. Zwischendurch gibt es aber auch wahre Ausbrecher unter den Songs. Einer davon ist sicherlich das djentige „When The Earth Burns“, das mit durchgetretener Double Bass und disharmonischem Groove stark an GOJIRA erinnert. Erst nach eineinhalb Minuten wird es hier richtig melodisch. Ebenfalls überraschend – und überraschend gut – funktioniert die düstere Quasi-Ballade „I Am The Answer“. ENGEL sind hier weniger kitschig als befürchtet und lockern das Album mit diesem gelungenen Einschub auf.

Melodic Death Metal ist sicherlich nicht mehr das taufrischste Genre und das „coolste“ auch nicht. Die Gründerväter liefern entweder hochqualitative Selbstkopien (AT THE GATES – „At War With Reality“) oder misslungene Ausbruchsversuche (IN FLAMES – „Siren Charms“) ab. Auch wenn ENGEL für ihr mittlerweile viertes Studioalbum keinen Innovationspreis erhalten werden, verpasst „Raven Kings“ dem Genre doch einen zeitgenössischen Anstrich. Elf gute Songs gibt es obendrein.

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27.11.2014

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