Grave Digger - Liberty Or Death

Review

Fast 23 Jahre ist es her, als GRAVE DIGGER ihr Debütalbum „Heavy Metal Breakdown“ auf die Menschheit losgelassen haben und zusammen mit Größen wie DESTRUCTION, HELLOWEEN oder RUNNING WILD die Marke „Metal – made in Germany“ im Ausland salonfähig machten. Diesen Verdienst kann ihnen keiner mehr streitig machen. Zum Glück auch nicht ihr neues Werk „Liberty Or Death“.

Auf textlicher Basis liefern die Totengräber um Frontreibeisen Chris Boltendahl zwar ein bis ins kleinste Detail durchdachtes Konzeptalbum ab, das sich in jedem Song mit der Thematik einstiger Freiheitsbewegungen und den dazugehörigen Kriegen für den Frieden befasst. Auf musikalischer Ebene enttäuscht „Liberty Or Death“ jedoch auf ganzer Linie, was umso deutlicher wird, wenn man sich kurz vorher erst die gerade aus dem Hause GUN stammenden Re-Releases ihrer alten Großtaten zu Gemüte geführt hat.

Was die letzten beiden schon recht mäßigen Alben „Rheingold“ und „The Last Supper“ bereits andeuteten, führt einem ihr Nachfolger nun schmerzhaft vor Augen. GRAVE DIGGER wiederkäuen sich nur noch selbst. Und das leider immer schlechter als früher. Klar, das Riffing von Songs wie „Ocean Of Blood“, „Highland Tears“ oder „The Terrible One“ prescht kraftvoll aus den Boxen nach vorne und die Gesangslinien sind einprägsam. Das war aber auf zig anderen Scheiben dieser deutschen Metalinstitution auch schon der Fall. Darüber könnte man gerne noch hinwegsehen, wäre da nicht eine Songdurchschnittslänge von fast sechs Minuten, die z.B. im Falle von „Until The Last King Died“ oder „Silent Revolution“ picke packe voll ist mit langweiliger Leere. Hinzu kommen Refrains, die zu 80% einfach nur ausgelutscht und gewollt episch klingen. Bestes Beispiel: „Massada“. An sich verspricht die titelgebende Thematik Spannung pur. Stattdessen reibt man sich verwundert die Ohren, weil man ein solch schleppendes Gedudel samt einem dermaßen käsigen Refrain von GRAVE DIGGER in ihrer gesamten Karriere noch nie untergeschoben bekommen hat.

Zum Glück, muss man fast schon sagen, gibt es noch ein Stück wie „March Of The Innocent“, das beweist, warum diese mittlerweile älteren Herren zu den führenden Vertretern ihres Fachs gehören: ein packendes Gitarrenthema, ein gelungener, hymnischer Refrain, so einfach sind die Zutaten für einen echten Hit vom Schlage derer, die früher am Fließband abgeliefert wurden.

Somit bleibt „Liberty Or Death“ letzten Endes das neue Lebenszeichen einer Band, die ihre besten Tage offensichtlich hinter sich hat und hofft, mit einem müden Abklatsch ihrer alten Klasse die Erwartungen ihrer Fans zufrieden zu stellen. Dafür sollten jene aber eine Platte wie „Tunes Of War“ mindestens ein oder zwei Jahre nicht mehr gehört haben.

Anspieltipp: einzig und allein „March Of The Innocent“!

07.01.2007
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