
Old-School Death Metal ist irgendwie schon ein seltsames Phänomen. Obwohl selten wirkliche Innovation involviert ist, die meisten Bands hier ihre Einflüsse offen auf den Tisch legen und diese üblicherweise auch immer um die selben, stilistischen Schulen kreisen, macht das Ganze bei guter Durchführung doch immer wieder Freude. Es gibt natürlich Bands, die regelmäßig versuchen, etwas Abwechslung hier rein zu bringen. HELLGRAV sind ein solcher Fall, auch wenn sie natürlich mit beiden Beinen tief im Todesblei der alten Schule stecken. Es riecht natürlich nach Schweden, wobei der HM2-Film, der über den Gitarren liegt, längst nicht so dick aufgetragen ist. Der Songtitel „Chainsaw Crew“ bringt es im Grunde wunderbar auf den Punkt.
Frischer Schwedentod aus NRW gefällig?
Die Grefrather um Sänger Ralf „Massaker“ Reinke haben natürlich die Klassiker wie DISMEMBER oder auch ENTOMBED mit der Muttermilch aufgesogen und adaptieren deren Sound auf „Dehumanized“ ziemlich stilsicher und ohne störendes Beiwerk wie Keyboards und dergleichen. So viel zur Pflicht. Wo die Herren in der Kür brillieren, sind kleinere, aber oftmals bedeutungsvolle, gerne mal leicht über Teich schielende Feinjustierungen, entweder in Form von modernen, straff gezogenen Grooves wie in „Pestosteron“, herrliche Thrash-Parts wie in „Sadistic Death-Infector“ oder „Distorted Identity“, bei denen man sich schon mal den Nacken ausrenken kann, oder sogar mal einiger waschechter Hard Rock-Riffs in „Hijacked“.
Hier wird also Einiges in die Waagschale geworfen, sicher nicht unüblich für eine solche, noch recht frische Formation. Musikalisch bleibt aber alles im Rahmen des Sinnhaften. Ralf Massakers Gesangsdarbietung erinnert indes an einen wohl artikulierenden George „Corpsegrinder“ Fisher, was nun wirklich nicht die schlechteste Referenz ist. Aus irgendeinem Grunde spukt angesichts dieser Referenz unsereinem der Begriff PATHS OF POSSESSION im Kopf herum, aber das ist mit großer Vorsicht zu genießen. HELLGRAV klingen straffer, thrashiger und mehr nach Stockholm, bedienen auf der anderen Seite aber diese gleiche Balance zwischen Schwedentod und US-Death Metal. Dieser Vergleich hinkt natürlich, aber es sollte wenigstens nicht ganz unerwähnt bleiben.
HELLGRAV legen mit ihrer straffen Death Metal-Spielweise jedenfalls einen beachtenswerten Einstand hin
Wo die Grefrather ein bisschen die eigens gesetzte Thematik verfehlen ist beim erklärten Ziel, „Rotten Death Metal“ zu spielen. Dafür ist die Produktion ein bisschen zu transparent und gut – „Task failed successfully“, sozusagen. „Rotten Death Metal“ dürfte eher das sein, was man von ROTPIT oder UNDERGANG zu hören bekommt, während HELLGRAV eher einen modernen, weniger nach Verwesung klingenden Sound auffahren. Was den Jungs ebenfalls noch ein bisschen fehlt ist ein geschickteres Händchen für konziseres, knackigeres Songwriting. Die eingebrachten Ideen sind gut, aber so wirkliche Hooks, um die einzelnen Songpäckchen abzurunden, machen sich noch nicht bemerkbar. Das kommt aber sicher noch mit der Zeit.
Für den Anfang gefällt „Dehumanized“ insgesamt mit seinen abgebrüht klingenden Riffs, dem klar aber nicht ausschließlich an der Stockholmer Schule ausgerichteten Todesblei und den herrlich gemein klingenden Vocals sehr und macht Lust auf mehr. Möglicherweise schwingt sich hier ein neuer Hoffnungsträger teutonischen Todesbleis empor – wer weiß …
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