Lost Soul - Chaostream

Wenn ich einem ausgewählten, fachkundigen Todesblei-Publikum genau fünf Sekunden Zeit geben würde, um mir nach Beginn des Openers „Word Of Sin“ zu sagen, aus welchem Land LOST SOUL stammen, hätten garantiert über 90% die richtige Antwort. Warum? Weil direkt klar wird, dass hier polnische Härtner am Werke sind.
Um es mal mathematisch auszudrücken: VADER + DECAPITATED + BEHEMOTH = LOST SOUL. In Klammern müsste man natürlich noch ein wenig MORBID ANGEL hinzu addieren und fertig wäre die Gleichung des nunmehr dritten Albums (auf dem dritten Label) der verlorenen Seele. Und genau hier zeigt sich mal wieder, dass ein übersättigter Markt manch einem zum Verhängnis werden kann. Im Prinzip knüppelt uns dieses Quartett nämlich mehr als amtlich die Schädeldecke weich. Blöd nur, dass selbige dank oben genannter Bands schon nicht mehr existiert. Da hilft es nichts, dass das Gaspedal mit ganz kleinen Ausnahmen (z.B. „Christian Meat“) ständig das Bodenblech küsst, die Produktion wie die Sau knallt, die Jungs technisch noch so versiert sind und trotzdem den Sinn für schlüssige Songaufbauten nicht verloren haben, LOST SOULs Futtergründe sind schon abgegrast und die Herdenführer weiter gezogen.
Dieses Fazit zu ziehen, tut mir auf der einen Seite leid, da man merkt, dass hier Vollblutmusiker und vor allem Vollblutdeather am Start sind. Dennoch muss ich immer eine Frage im Hinterkopf haben: Ist „Chaostream“ ein essenzielles Werk, das in jede Plattensammlung gehört? Die Antwort lautet leider nein, zumal sich die vier Griesgräme durch das Weglassen der auf ihrem letzten Werk „Übermensch (Death Of God)“ noch so herausstechenden Ambient/Dark Wave-Zwischenspiele jeglicher Eigenständigkeit beraubt haben. Eine abgedroschene Weisheit passt aber dennoch: Lieber gut geklaut, als schlecht selbst gemacht.