Motörhead - Everything Louder Forever

Review

Nur wer vergessen wird, ist wirklich tot: Dieses Motto nehmen sich die Rechteinhaber:innen am MOTÖRHEAD-Katalog zu Herzen. In den nun fast sechs Jahren nach Lemmys Tod erschienen genauso viele Veröffentlichungen wie im gleichen Zeitraum davor, womit die Band regelmäßig auf die Agenda von Plattenhändler:innen und auch uns Musikjournalist:innen gesetzt wird. Bei der Ankündigung der Werksschau „Everything Louder Forever“ mag da ein Stöhnen aufgekommen sein.

Best-Ofs werden sowieso als überflüssig angesehen und dann gerade von Bands mit so vielen Veröffentlichungen wie die Briten. Hinzu kommt der PVC-Mangel, der die Notwendigkeit einer Vierfach-LP in Frage stellt. Diese Pauschalkritik ist hier aber unangebracht. Die letzte Kompilation der Kultrocker, die sich nicht auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt, ist „The Best Of“ von 2000. Da ist es also tatsächlich mal Zeit für einen neuen Blick auf deren Diskografie, angesichts des nicht zu unterschätzenden Spätwerks.

„Everything Louder Forever“ ist eine sehr konventionelle Compilation: Nur Studioversionen, keine Liveaufnahmen, Covereinspielungen oder anderes unveröffentlichtes Materieal. Es kommt bei dieser Veröffentlichung also nochmals stärker auf die Songauswahl an und da wird das zentrale Versprechen gehalten: Diese Scheibe bietet einen Gesamtüberblick über das Werk des Kulttrios, denn abgesehen von „Hammered“ sind alle Studioalben repräsentiert. Es ist jedoch nicht symptomatisch, dass ein Album des neuen Milleniums fehlt, denn mit satten 13 Songs machen diese über ein Viertel der Scheibe aus. Das am stärksten vertretene Album ist „Bastards“.

„Everything Louder Forever“ punktet durch seinen Fluss

Doch diese Platte wird vor allem durch ihre Songreihenfolge interessant. Denn hier werden die Songs nicht chronologisch angeordnet, sondern nach ihrem Stil. So sind die schnellen Stücke wie ‚Ace Of Spades‘ oder ‚Overkill‘ direkt beianander. Auch klassich angehauchter Rock wie ‚Bad Woman‘ oder ‚Rock It‘ gesellen sich zueinander wie die düsteren Songs der jüngsten Alben. Damit entsteht eine Dramaturgie, die weniger die Entwicklung der Band wiedergibt als mehr ihre Vielseitigkeit. Sehr passend, denn MOTÖRHEAD haben immer ihren eigenen Spagat zwischen klassischen Rock ‚N‘ Roll, Punk Rock und Heavy Metal geschlagen.

Obwohl „Everything Louder Forever“ unbestritten seine Qualitäten hat, steht es dennoch zwischen den Stühlen. Für langjährige MOTÖRHEAD-Fans bietet diese Veröffentlichung nichts neues und Ersthörer:innen werden wohl entweder sich auf Streamingdiensten einen Eindruck verschaffen oder direkt zu „Ace Of Spades“ greifen. Wir können aber diese Veröffentlichung als Argument zu benutzen, um unsere Mitmenschen daran zu erinnern, dass diese Band so viel mehr gute Songs als ‚Ace Of Spades‘ hatte. Dafür eignet sich dieser Kurzüberblick über das Werk von MOTÖRHEAD ideal.

22.10.2021

Redakteur mit Vorliebe für Hard Rock, Heavy Metal und Thrash Metal

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