Motörhead - Under Cöver

Review

Fast zwei Jahre nach Lemmys Tod erscheint dieser Tage mit „Under Cöver“ eine Sammlung der laut Promowisch „besten Coversongs“, die MOTÖRHEAD in ihrer Karriere aufgenommen haben. Das riecht im ersten Moment ganz stark nach Leichenfledderei der schlimmsten Sorte. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Lemmy und co. Songs anderer Künstler immer ihren eigenen Stempel aufgedrückt haben.

Das ist dann auch die große Stärke von „Under Cöver“. Egal ob der SEX PISTOLS-Klassiker „God Save The Queen“ oder der JUDAS-PRIEST-Gassenhauer „Breaking The Law“, jeder Song klingt absolut nach MOTÖRHEAD. Neben solch musikalisch recht naheliegenden Songs, gibt es aber auch die ein oder andere Überraschung. So etwa das bislang unveröffentlichte DAVID-BOWIE-Cover „Heroes“, das aus den „Bad Magic“-Sessions übrig geblieben war. Die leicht psychedelische Note des Songs zeigt ganz neue Facetten im Sound von MOTÖRHEAD. Trotzdem sorgen Lemmys kratziger Bass und Phil Campbells unverkennbar bluesige Gitarrensoli dafür, dass hier niemals Verwechslungsgefahr mit einer anderen Combo besteht.

MOTÖRHEAD offenbaren ungeahnte Fähigkeiten

Beeindruckend ist auch, was für ein wandlungsfähiger Sänger Lemmy doch war. In den bandeigenen Tracks kam das nicht so oft zur Geltung. Die Songs auf „Under Cöver“ aber geben ihm die Möglichkeit, sein Können voll auszuschöpfen. Ein besonderes Highlight ist zudem das RAINBOW-Cover „Starstruck“ mit niemand geringerem als SAXONs Biff Byford am Gesang. Da die meisten Aufnahmen auf „Under Cöver“ aus der Zeit von 2000 bis 2015 stammen, ist die Produktion der Platte demensprechend zeitgemäß.

Einzig „Hellrasier“ und das ebenfalls 1992 aufgenommene TED-NUGENT-Cover „Cat Scratch Fever“ stechen ein wenig heraus, wodurch der Fluss des Albums ein wenig gestört wird. Fragwürdig ist zudem, was „Hellraiser“ auf der Platte überhaupt verloren hat. Schließlich ist Lemmy Co-Songschreiber des Tracks. Außerdem war er auch schon als regulärer MOTÖRHEAD-Song auf dem 1992er Album „March Ör Die“ enthalten. Den gemeinen Fan wird diese Kleinigkeit wohl kaum stören. Etwas merkwürdig ist es aber trotzdem.

„Under Cöver“ ist ein Coveralbum im besten Sinne. Das hier Gebotenen ist weniger Leichenfledderei, sondern verspätete Ehrdarbierung. Als (hoffentlich) letzte MOTÖRHEAD-Veröffentlichung ein durchaus gelungener Abschluss einer einmaligen Karriere.

18.09.2017

"Irgendeiner wartet immer."

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