
Mit ihrem zweiten Album laden die Niederländer von NEPHYLIM ihre Hörer:innen auf eine fantastische Reise ein. Sie präsentieren ein Werk von Fans für Fans, das unterschiedliche Death-Metal-Subgenres anschneidet.
NEPHYLIM öffnen verträumte Tore
Das per Crowdfunding finanzierte Album „Circuition“ stimmt schon mit dem Cover des Künstlers Giannis Nakos auf ein episches Erlebnis ein. Die in dunklen und orangfarbenen Tönen gehaltene Darstellung eines Fötus, der durch eine Nabelschnur in Form eines Baumes mit der Erde verbunden ist, bietet viele Interpretationsmöglichkeiten. Soll es ein Bildnis Adams sein? Der erste Mensch? Allerdings sieht die Umgebung nicht nach dem Garten Eden aus. Ist es vielleicht eine Gottheit? Ist es ein Sinnbild? Oder ist es der erste Schritt in eine Zukunft des Lebens, der der verfaulten Erde zu neuem Glanz verhilft? Wie gesagt: Das Cover macht neugierig, doch was bietet die Musik?
Beim ersten Song „Travail Pt. I – Anima“ bietet die Platte nichts Neues. Ein stimmungsvolles Piano leitet das Instrumental ein und bereitet auf das einsetzende Orchester vor. So weit, so gewöhnlich. Doch der zweite Song „Travail Pt. II – Animus“ reißt den verträumten Schutzschild des Openers ein und präsentiert knallharte Drums, düstere Growls und flinke Finger auf dem Gitarrengriffbrett. NEPHYLIM verorten sich selbst im Melodic Death Metal, wobei der Song auf eine Mischung aus Melodic- und Progressive Death Metal abzielt. Damit sind sie zwar keine Vorreiter, doch NEPHYLIM behalten das Interesse ihrer Rezipient:innen, selbst wenn es durch beliebige (Drum-)Intros wie in „Amaranth“ kurzzeitig verblasst. Die Band wagt auf ihrem Zweitling dennoch interessante Kombinationen, die reinhauen.
„Circuition“ schwebt zwischen Traum und Zerstörung
Die Platte hält genretypisch eine gute Balance zwischen brutalem Geknüppel und melodischen Parts. NEPHYLIM gehen bei allem noch einen kleinen Schritt weiter. Der Titeltrack beispielsweise wirkt mit seinen balladesken Strophen fast deplatziert. Doch die versierten Soli, das perfekte Timing und die vor Leidenschaft strotzende Komposition bieten nur eine Verschnaufpause inmitten der explosiven Elemente des Albums. Und spätestens jetzt wird klar, warum „Circuition“ ein langatmiges Intro benötigt: Es ist die Vorbereitung auf eine Reise.
Das Album ist nichts für zwischendurch
Da die Band sich mehr in Richtung Progressive- als Melodic Metal bewegt, ist sie nichts für eine Headbanger-Party. Es fehlen Refrains zum Mitgrölen, leicht verständliche Aufbauten und zum Moshen animierende Tracks. Es ist eine Platte zum Träumen, zum Fantasieren. Melodiöser Eskapismus, gepaart mit unbändiger Kraft. Damit haben NEPHYLIM ein Album erschaffen, das sich nicht vor großen Genrekollegen verstecken muss. Im Gegenteil: Diese Platte darf sich in eine Reihe mit INSOMNIUMs „Above The Weeping World“ stellen. Und das ist für ein zweites Album ein beachtliches Fazit.
Eigentlich nicht mein Genre, aber das Cover hat mich neugierig gemacht.
Finde das durchaus eingängig und verstehe nicht ganz, wieso man dazu nicht headbangen können soll. Vielleicht jetzt nicht durchgehend, aber das ist denke ich auch so gewollt (und mMn auch nicht nötig)