
Die Welt ist schlecht. Diese nüchterne Wahrheit beschert uns schmucke Alben wie „Death Chants Echoes From Aphotic Void“ von OBSIDIAN SCAPES. In fünf Songs, die sich auf einer knappen Stunde Spielzeit verschmieren, tauchen die Sachsen tief in den widerwärtigen Morast ein, der sich Realität nennt.
„The Pettiness Of Life“ setzt den Ton und beginnt das Album als zäher Stampfer, um den herum düstere Melodien flirren. Der Bass gibt einen schleppenden Rhythmus vor, der von vorpreschenden Gitarren und Drums kontrastiert wird. Dadurch entsteht eine angespannte Unruhe, die eine dichte Atmosphäre erzeugt, die Musik aber auch schroff und abweisend wirken lässt.
OBSIDIAN SCAPES tauchen in den Morast namens Realität ab
Genau so soll es aber auch sein, wenn man auf Songtitel wie „My Utter Contempt for the Sun“ und „Despise Everything“ blickt. OBSIDIAN SCAPES sind nicht gekommen, um Freundschaften zu schließen, sondern der Welt ins Gesicht zu spucken. Das erinnert an Bands wie TAR POND, bietet aber auch die arrogante Weltflucht früher MY DYING BRIDE und die abgrundtiefe Finsternis von ESOTERIC. Stellenweise ist auch ein sägender Black-Metal-Einfluss in den schnelleren Parts zu vernehmen.
Die Produktion von „Death Chants Echoes From Aphotic Void“ fängt all diese bitteren und düsteren Details ein, geht insgesamt aber nicht allzu tief unter die Haut. Auch die heiseren Vocals nutzen sich mit der Zeit ab, wenngleich sie sich gut den durchaus abwechslungsreichen Parts der Platte anpassen.
„Death Chants Echoes From Aphotic Void“ ist ein düsterer Mahlstrom
OBSIDIAN SCAPES holen jene ab, denen klassischer Death-Doom zu romantisch-verquast, Sludge wiederum zu herzlos ist. Denn den großen Emotionen verschließt sich die Band keineswegs, trifft aber nicht immer den richtigen Ton. Der Song „Endless Sea of Dead Mirrors“ balanciert allerdings eindrücklich gut auf diesem schmalen Grad zwischen Weltschmerz und Welthass.
Unterm Strich ist dieses Debütalbum ein mehr als solider Einstand, der vor allem atmosphärisch punkten kann, trotz interessanter musikalischer Ansätze aber auch anfällig für Längen ist. Wer sich gerne in einem nihilistischen Mahlstrom verlieren möchte, sollte in jedem Fall ein Ohr riskieren. Sollten sich Genrefans spätestens bei der eindringlichen ersten Minute des Rausschmeißers „Trapped In Equilibrium“ völlig mitgerissen fühlen, darf die Wertung mit Spucke weggewischt und ein Punkt aufgeschlagen werden.
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