Okkultist - O.M.E.N.

Review

Soundcheck November 2022# 7

Eine feiste Vorweihnachtsklatsche teilen OKKULTIST mit ihrem zweiten Album „O.M.E.N.“ aus. Mit dem Signing der Band auf sein Label Alma Mater Records hat Fernando Ribeiro (MOONSPELL) offensichtlich einen guten Riecher für junges Talent aus seiner Heimat gezeigt. Das portugiesische Death-Metal-Kommando um Gründerin und Frontfrau Beatriz Mariano hat nämlich im Vergleich zum Vorgänger „Reinventing Evil“ nochmal ein paar Schippen draufgelegt und sich merklich gesteigert.

Bei OKKULTIST trifft moderner Death Metal auf althergebrachte Garstigkeit

Zunächst aber ein wenig Schimpfe für OKKULTIST. Wie Musikschaffende regelmäßig auf die Idee kommen, es sei eine dem Spannungsaufbau zuträgliche Idee, ihr Album mit einem ominösen, pseudo-atmosphärischen Intro einzuleiten, bleibt ein Rätsel. Nur in seltenen Fällen und wenn kurz gehalten steigert dies tatsächlich die Vorfreude auf das darauffolgende Liedgut, meistens wird aber doch nach einem Durchgang die Skip-Taste bemüht, besonders wenn der Eröffnungseiertanz mit vier Minuten (also 3 1/2 Grindcore-Songs) auch noch Überlänge aufweist.

Zum Glück bleibt dies fast die einzige nennenswerte Entgleisung auf „O.M.E.N.“, was dem Intro gemäß für „Omnis Malum et Nocheo“ steht. In der viel zu lang erwarteten Folge zimmert das Gespann aus Portugal nämlich ein energiegeladenes, leicht angeschwärztes Death-Metal-Brett, welches tendenziell zwar eher modern daherkommt, eine ordentliche Portion traditionelle Garstigkeit aber nicht vermissen lässt. Dabei liefert die gesamte Band eine souveräne Leistung ab, es wird massiv gerifft, gelegentlich kreischen die Gitarren in IMMOLATION-Manier und die Rhythmus-Fraktion ist im besten Sinne wuchtig unterwegs. Im Zentrum steht aber die Performance von Beatriz Mariano, die sich hier herrlich giftig durch das Material faucht, brüllt und keift und dabei zeigt, dass Death Metal von etwas Variation in der Gesangdarbietung durchaus profitiert.

Aber auch in Sachen Tempo setzen OKKULTIST auf Abwechslung; so ist von rasanten Kloppern („Death To Your Breed“, „Thy Blood, Thy Flesh, Thy Sacrifice“) über mörderisch groovendes Midtempo („Meet Me In Hell“, „Crimson Ecstasy“) bis hin zu bitterbös doomig Schleppendem („9th Layer Of The Abyss“) für jeden Geschmack etwas dabei. Mit „Blood On Satan’s Claw“ hat man sogar eine stampfende Death-Metal-Hymne, die auch auf Festivalbühnen hervorragend funktionieren und für so manche gereckte Faust sorgen dürfte. Ob es das CHILDREN OF BODOM-Cover von „Six Pounder“ unbedingt gebraucht hätte ist Ansichtssache, die Nummer fügt sich aber überraschend gut ins Gesamtbild ein und wirkt durch die eher handfeste Herangehensweise ohne das charakteristische Finnen-Keyboard weniger dudelig als im Original.

Fast alles richtig gemacht

Nun wurde ja bereits erwähnt, dass der Intro-Mumpitz fast der einzige Grund zum Meckern ist, Betonung auf fast. Beim abschließenden „Crimson Ecstasy“ handelt es sich nämlich nicht etwa um einen ausladenden 10-Minüter, wie es der Blick auf die Playlist zunächst glauben machen will. Nein, OKKULTIST verfallen hier erneut einer unsäglichen Sünde der späten 90er und frühen Nuller-Jahre, dem Hidden Track. Wer dachte jemals, dass fünf Minuten Stille gefolgt von einem wabernden Ambient-Outro ein befriedigender Abschluss für ein Album sind? Niemand, verdammt nochmal, absolut NIEMAND!

Aber genug der Aufregung, denn abseits des fehlgeleiteten Ein- und Ausklangs ist „O.M.E.N.“ wie gesagt ein durchweg unterhaltsames Album, das zwar keine Haken schlägt oder das Rad neu erfindet, trotz seiner eher direkten Ausrichtung aber nicht mit Abwechslungsreichtum geizt und Fans modernen Death Metals mit althergebrachter Kante problemlos abholen sollte.

 

 

 

25.11.2022

Der metal.de Serviervorschlag

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