Opeth - Ghost Reveries

Review

Ich glaube, ich stand selten vor einer größeren schreiberischen Hürde als der, die OPETH mit ihrem neuen Werk aufgeworfen haben. Schon seit Jahren für ihren Experimentiergeist bekannt, jonglieren die Schweden um Ausnahmetalent Akerfeldt mit unterschiedlichen Stilmitteln, deren Wurzeln einst im Death Metal lagen und im Laufe der Zeit zunehmends progressiv rockige Züge angenommen haben. Ihren Höhepunkt fand diese Entwicklung in den zeitgleich entstandenen Alben „Deliverance“ und „Damnation“, die die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Band in zwei Werken manifestierte, welche beiden musikalischen Essenzen der Band einen eigenen abgeschlossen Raum zur Entfaltung bot. „Ghost Reveries“ war demnach ein Album, das in beide Richtungen hätte gehen können und angesichts der direkten Vorgänger sehr schlecht zu erahnen war. Aber was ist bei dieser Band schon vorhersehbar? „Ghost Reveries“ wurde schlussendlich die perfekte Symbiose beider OPETH-Klangwelten, wobei der Death Metal Anteil zunehmends zu Gunsten organischer Klänge herausdestilliert wurde. Somit schifft Akerfeldt seine Mannschaft tiefer in progressiv metallische Gewässer, dirigiert dabei immer seltener mit seinen unverkennbaren Growls, sondern fordert seine Mannen mit feinen, gar gläsern wirkenden Gesangslinien. Musikalisch kreieren OPETH ihr eigenes Universum und bieten ein schier unerschöpfliches Spektrum an aberwitzigen Riffs, lyrischen Gradwanderungen und der neu gewonnen Verspieltheit durch Keyboarder Per Wiberg, der seit kurzem die Reihen der Schweden verstärkt. Diese einzigartige Mischung, die zu keiner Zeit die OPETH typische Tristesse verliert, wird von einer Vielzahl versteckter Soundfragmente zusammengehalten, die erst dafür sorgen, dass das Juwel in all seinen Facetten leuchten kann. Es ist unmöglich, dieses Werk in Worte zu fassen und jeder wird für sich eine eigene Interpretation finden. Für mich steht fest, das OPETH mit „Ghost Reveries“ bis dato ihren Höhepunkt erreicht haben und ich schon jetzt rätselnd zurückbleibe, wie diese acht Songs eine würdige Fortsetzung finden sollen. Wohl der einzig wahre Anwärter auf den Thron für das Album des Jahres.

28.08.2005
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