Opeth - Watershed

Review

Geschlagene drei Jahre mussten die Fans auf ein neues Studioalbum der Schweden OPETH warten. Natürlich war „Ghost Reveries“ ein Album, dass man sich sehr oft anhören kann. Dennoch, die Abstände zwischen den Alben nehmen schon fast BLIND GUARDIAN-Maßstäbe an. Doch das Warten hat sich gelohnt. Denn mit „Watershed“ hat sich die Band mal wieder selbst neu entdeckt und präsentiert sieben facettenreiche, faszinierende und vom Inhalt sowie strukturell absolut interessante Songs, welche die lange Wartezeit dreifach entschuldigen.

Trotz oder gerade wegen des letzten Besetzungswechsel scheinen OPETH noch eine Nummer stärker zu Werke zu gehen. Obwohl Mastermind Mikael Akerfeldt ja zugegeben hat, dass er in Zukunft sein Hauptaugenmerk nicht mehr auf das jeweilige Line Up legen will. Egal, ob die Musiker nun großen Anteil am Songwriting hatten oder nicht, das Album steht seinem Vorgänger in nichts nach. Im Gegenteil, die Band entfernt sich zwar wieder einen Schritt weiter von der einstigen Basis, vereint jedoch die vorhandenen Elemente mit neuen bzw. doch alten (60er und 70er) Faktoren besonders gut. Dass eine Band wie THE ZOMBIES bei „Wathershed“ Einfluss auf Mikael hatten, kann man hier und da doch vernehmen („Odessey And Oracle“ von THE ZOMBIES hat sich z.B. beim Song „The Lotus Eater“ eindeutig breit gemacht).

Doch nicht nur die 60er und 70er scheinen hier Einfluss genommen zu haben. Natürlich sucht man bei OPETH Trendanbiederungen und Effekthascherei vergebens. Aber z.B. die unwillkürlich scheinenden Drums gestalten sich beim genaueren Hinhören als wahre Meisterleistung, was nur aus der heutigen musikalischen Sicht machbar ist. Was der gute Martin Axenrot hier abzieht ist teilweise nicht von dieser Welt.

Das softe „Coil“, welches die Stelle des Openers einnimmt, zeigt Mikael von seiner sanften Seite, ganz ohne Growls und nur mit cleanem Gesang. Hinzu kommt der weibliche Gegenpart, ebenfalls sanft und zauberhaft eingesungen. Träumerischer Beginn, welcher mit „Heir Apparent“ wieder in eine ganz andere Richtung tendiert und den Träumer hektisch erwachen lässt. „The Lotus Eater“ weist keine Stiländerung aus, bollert hin und wieder heftig aus den Boxen. „Burden“ setzt sich mit Meisterwerken aus dem Hause PINK FLOYD auf eine Stufe und besticht durch cooles Orgelspiel der Marke Hammond. Hier setzt Mikael ebenfalls wieder gesangliche Akzente und bietet dem Hörer ein breitgefächertes Spektrum seines gesanglichen Könnens. Ebenfalls wuchtig startet das düstere „Porcelain Heart“, das mit seiner düsteren Grundstimmung ganz schnell in Melancholie verfällt. Allerdings bringen die wuchtigen Gitarreriffs den langsamen Teil des Songs ganz schnell wieder auf die Überholspur, obwohl das Stück an sich ein Wechselbad der Gefühle bleibt. „Hessian Peel“ ist eine Oper, ein Musical, ein Theater, ein Drama. Dieser epische Leckerbissen besticht vor allem durch seine Vielschichtigkeit und das ausgeklügelte Arrangement. Die Eigenschaften dieser Band, des Songwriters finden sich hier zum Höhepunkt zusammen, Sphären werden erschaffen, ein neues Universum entsteht, reift in den knapp 11:30 Minuten heran und verschwindet anschließend wieder. Seit den 70ern hat es nur wenige Acts gegeben, die sich an ein solch opulentes und monumentales Werk gewagt haben und dabei überzeugen konnten. LEZ ZEPPELIN, THE WHO und QUEEN lassen grüßen. „Hex Omega“ bildet den Schlusspunkt von „Watershed“. Weniger wuchtig, dafür wieder in anderen Sphären schwebend, bildet der Track eigentlich den perfekten Abschluss. Zwar bringt die Nummer keine große Abwechslung zu den bisherigen Stücken, allerdings wird das verdammt hohe Level der Platte gehalten. Die Gitarrensoli von Fredrik Akesson bringen es auf den Punkt und bilden den perfekten Gegenpart zu den ruhigen Keyboardpassagen.

OPETH konnten mit „Watershed“ den legitimen und logischen Nachfolger von „Ghost Reveries“ erschaffen. Besser noch, denn „Watershed“ zeigt die Band noch ein wenig reifer und tiefer in der Musik verwurzelt. Natürlich kommt der Death Metal fast nur noch am Rande vor, sozusagen als Hinweis auf die Roots. OPETH gehen den gleichen Weg wie Bands der Marke AMORPHIS oder ANATHEMA, doch sie gehen ihn ein Stück sicherer.

Die Fangemeinde von OPETH wird dieses Album lieben, die Kritiker garantiert auch. Seichten Prog gibt es hier nicht. Man könnte meinen, dass diese Musik für auserwählte Anhänger des Genres geschaffen wurde, denn leicht verdaulich ist dieses Werk sicherlich nicht.

26.05.2008
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