Paradise Lost - Obsidian

Review

Drei Jahre sind schon wieder ins Land gezogen, seit PARADISE LOST mit dem geradlinigen „Medusa“, ähnlich wie zuvor mit „The Plague Within“, mit gehörigem Old School Ansatz zu ihren ureigenen Death Doom Wurzeln zurückgekehrt waren. Es schien, als ob die Herren nochmals ihre eigene Jugend durchleben wollten, wozu auch die Nebenkriegsschauplätze BLOODBATH, VALLENFYRE und STRIGOI irgendwie passten. Nun veröffentlichen PARADISE LOST mit „Obsidian“ ihr inzwischen sechszehntes Album. Führt die Reise erneut in die tödlich bleischwere Vergangenheit?

Ein schwarzglänzender Brocken – „Obsidian“ von PARADISE LOST

PARADISE LOST wären nicht sie selbst, wenn sie sich ständig wiederholen würden. Die Engländer brechen mit „Obsidian“ mal wieder aus dem engen stilistischen Korsett der beiden Vorgänger aus und stellen das neue Werk auf eine deutlich vielschichtigere, dynamischere Basis. Herausgekommen ist ein Album, das sämtliche breitgefächerte Facetten der sich in ihrer Vergangenheit immer wieder weiter entwickelnden und wandelnden Band mit berücksichtigt. Dazu gehören Songs wie der zwischen gotisch-rockiger Eleganz, dichter Atmosphäre und dezent wuchtiger Härte pendelnde Midtempo-Opener „Darker Thoughts“, zunächst zart mit Akustikgitarre und sanftem Gesang eingeleitet, ehe der stimmungsvolle Gothic Metal hereinbricht, garniert mit Klargesang und Growls von Nick Holmes. Das Stück ist so etwas wie eine musikalische als auch lyrische Absichtserklärung. Aber auch, musikalisch totaler Kontrast, Achtziger Goth Rock beeinflusste Songs wie die kompakte, treibende Tanzflächennummer „Ghosts“. Ein sofort zündender Hitsong mit kühlem Gothic Vibe, dazu passender dunkler Stimme, atmosphärisches Gitarrenspiel, dezent eingesetzte elektronische Elemente und flotte Grooves. Hat was von SISTERS OF MERCY. Auch das eisige „Forsaken“ und das sehr dunkle „Ending Days“, das letzte zusätzlich mit Geige, zeigt das Faible von PARADISE LOST für klassischen Gothic, intensiv, emotional, düstere Atmosphäre, greifbar. Gelungene Überraschung! Demgegenüber steht die rohe Wildheit der Engländer in Form vom epischen, kantigen „The Devil Embraced“, bedrohliche Stimmung, doomig, wechselnder Gesang zwischen Klar und Growls, fantastisch rockiges Gitarrensoli mit viel Wah-Wah von Mackintosh. Auch „Fall From Grace“ führt den zähen und melodischen Death Doom, der auf „Medusa“ noch dominierte, fort, das klagende Knurren und der Refrain sind ganz groß! „Serenity“ kombiniert Up-Tempo Rhythmen mit dem typisch offenen Riffing, womit der Bogen zurück zu „Draconian Times“ gespannt wird. Oder das abschließende, epische, pechschwarz schwere „Ravenghast“, das härteste und finsterste Stück auf „Obsidian“. Dabei gelingt es PARADISE LOST, all die verschiedenen Facetten ihres Klangkosmos gekonnt miteinander zu verbinden und zu verweben, dass alles in sich schlüssig klingt. Dazu trägt sicherlich auch die von einem gewissen rauen Charme geprägte Produktion bei, hier legte die Band gemeinsam mit Jamie „Gomez“ Arellano selbst Hand an.

Zwischen den Extremen

„Obsidian“ ist irgendwo zwischen den Extremen der Engländer. PARADISE LOST wagen den Spagat zwischen ihrer eigenen gotischen und death-doomigen Vergangenheit, was ihnen mit diesem abwechslungsreichen Album auch gelungen ist! Stetiger Wechsel bleibt ein beständiger Teil von PARADISE LOST!

04.05.2020

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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