Poison Idea - Confuse & Conquer

Review

Freunde der musikalischen Gewalt, genau so muss es gemacht werden! So, wie es POISON IDEA auf „Confuse & Conquer“ machen. „Bog“ ist zum Einstieg einer jener Songs, die ein Konzert zu einem nachhaltigen Erlebnis machen: Da stehst du gerade noch mit einer Apfelschorle locker in der elften Reihe und stellst dich auf einen Abend voll engagierten Kopfnickens und Fußwippens ein; du weißt schließlich, wie man die „Gefährlichkeit“ alter Männer auf solider 3-Akkord-Basis im Publikum routiniert durchwinkt. Ganz wichtig: Immer schön alle sieben Minuten die Belastung vom linken aufs rechte Bein verlagern, allein schon wegen der Gelenke.

Und dann POISON IDEA, also das: Nach anderthalb Takten von „Bog“ befindest du dich in einem Knäuel von schreienden und schwitzenden Menschen, hast mit Herzblut dasjenige aus deiner Nase an der Schulter des Nebenmannes und das deiner Oberlippe am Knie der Frau über dir vergossen. Und dein Getränk als goldenen, segenenden Schauer über diese Szenerie deinem Alter überhaupt nicht angemessener, aber euphorisierender Choreo grobmotorischer „Tanz“kunst.

POISON IDEA donnern 35 Jahre nach Bandgründung und neun Jahre nach dem eher unfertigen „Latest Will And Testament“ mit einer Vehemenz durch ihre wutfunkelnden musikalischen Leberhaken, dass es den trägsten alten Sack auch in den eigenen vier Wänden nach Luft japsend selbige hochgehen lässt.

Gitarrero Pig Champion hat traurigerweise den Kampf gegen das Leben schon vor Jahren gewonnen, Schlagzeuger Thee Slayer Hippie sitzt für 21 Jahre im Knast, aber POISON IDEA leben, da Frontmann Jerry A. lebt! Und der fightet sich mit (teilweise alter) neuer Mannschaft durch ein knappes Dutzend Punk-Brecher mit Hardcore-Kern und Metal-Legierung, die fast schmerzhaft verdeutlichen, wie sehr sich auch in einem vermeintlich simplen Genre wie diesem die Spreu vom Weizen trennt. Krach ist eben nicht gleich Krach. Joel Grind von TOXIC HOLOCAUST hat Portlands Ikonen einen drückenden, aber keinen metallisch-angeberischen Sound verpasst und damit Songs veredelt, die über die griffigen Riffs hinaus in den enscheidenden Details punkten.

Mindestens so begeisternd wie das rasante „Bog“ zum Einstieg sind das etwas gebremstere „Hypnotic“ mit fettem Ohohoho-Chor, Piano und prägnantem Lead, „Me & JD“ mit einem angezündeten Rock’n’Roll-Solo am Ende und vor allem „Trip Wire“ mit der unfassbaren Ohrwurm-Melodie, welche die Gitarre irgendwann nach dem Refrain auspackt. Losbrettern können viele, Hymnen schreiben, die bleiben, nur wenige. Und nicht nur aufgrund der immer wieder eingestreuten Tasten-Tupfer erinnert auf „Confuse & Conquer“ vieles an POISON IDEAs wohl Beste „Feel The Darkness“. Kein Stück fällt ab und aus dem Rahmen nur das relaxtere Gunslinger-Epos „Dead Cowboy“.

Das Fazit füllt das Phrasenschwein: POISON IDEA bleiben auch musikalisch und inhaltlich Schwergewichte. Und solange Jerry A. irgendwie weitermacht, gibt es Hoffnung.

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09.04.2015

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