Regurgitate - Sickening Bliss

Review

Das musikalische Terrain der selbsternannten „Infernal grindcore assassins“ war seit jeher ein relativ überschaubares; dennoch wussten sie es anständig zu nutzen und errichteten mit jeder Veröffentlichung einen für den Grindcore immens wichtigen Meilenstein. Das langerwartete „Sickening Bliss“ bildet, wie auch nicht anders zu erwarten war, keine Ausnahme, reiht sich ohne Umschweife in den Reigen ein, und darf bis dato als Höhepunkt des REGURGITATEschen Schaffens betrachtet werden. Diese Feststellung mag rein subjektiver Natur sein, da keine nennenswerten, erkennbaren Veränderungen, geschweige denn Fortschritte zu vermelden sind. Als Blaupause diente, wie einst für viele, CARCASS‘ unumgängliche Lektion „Reek Of Putrefaction“ – auch wenn eine mehr als offensichtliche, von Blut und Eiter gesäumte Spur nach England führt, darf ein häufig negativ belasteter Begriff wie „Klon“ unter keinen Umstände (mehr) fallen. Zum einen dürfen sich REGURGITATE, als eine nunmehr seit 16 Jahren bestehende Institution, einen eigenständigen Stil attestieren lassen. Zum anderen haben die Schweden inzwischen selber einen Kultstatus inne, sodass sie sich über derartige kritische Verleumdungen keine Gedanken mehr machen müssen.

Jenes, vor drei Jahren erschienene Vorgängeralbum „Deviant“ hatte aufgrund einer zu glatten und sterilen Produktion einen Charakterverlust zu vermelden. Dieser rumpelige und holprige Charme, den sich REGURGITATE einst zu ihrer Maxime gemacht haben, ist dabei weitgehend auf der Strecke geblieben. Dem Album hat es gewiss keinen qualitativen Abbruch getan, doch hat das so häufig zitierte gewisse Etwas gefehlt. Mit der SUPPOSITORY-Split zeichnete sich bereits ab, dass REGURGITATE dies wohl ähnlich gesehen haben und präsentieren auf „Sickening Bliss“ ihre gewohnt kurzen, überaus schnellen Eruptionen in alter, räudiger Manier. Die Produktion wurde adäquat an das musikalische Konzept angepasst.

26 Songs, das Gros bleibt, wie es sich für Grindcore-Evergreens gehört, unter der Zwei-Minuten-Marke, bohren sich in knapp 40 Minuten durch die Gehörgänge, Reize werden strapaziert und dem Genre abgeneigte Nerven mit Sicherheit beschädigt. Vor allem „Abducens Eminence“, „Putrid Serenity“ und „Bestial Sons Of Devastation“ zeichnen sich durch griffige und äußerst einprägsame Riffs aus, haben gewisse Anleihen von, ja!, Ohrwürmern – die perkussive Untermalung und ein tief ins Gedärm wummernder Basssound runden die musikalische Chose ab. Der Wechsel zwischen viehischem, bestialischem Gekeife und den von einem Harmonizer völlig entstellten Vocals wird auf die Spitze getrieben, und zugleich zur Perfektion gebracht. Blastbeats gehen einher mit lärmigen Crust-Passagen und von Groove und Midtempo geschwängerten Stellen, die dem gewillten Zuhörer unmittelbar ein genussvolles und verschmitztes Lächeln auf die Lippen zaubert.

„Sickening Bliss“ ist ein durchweg mustergültiges Album geworden, an dem sich nicht nur REGURGITATE in Zukunft messen lassen müssen. Bleibt jedoch zu vermerken, dass jener Opus nur diejenigen ansprechen wird, die sich voll und ganz dem Grindcore, mitsamt seinen vielfältigen Verästelungen, verschrieben haben. Alle anderen, eine konkrete Aufzählung möchte ich mir an dieser Stelle sparen, sollten tunlichst einen Bogen um dieses Album machen.

04.01.2007

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1 Kommentar zu Regurgitate - Sickening Bliss

  1. Anonymous sagt:

    Ne gute CD aber es lang nicht um ihr bisher bestes Werk "Carnivorous Erection" zu toppen. Dennoch gut anzuhören.

    7/10