Shroud Of Despondency - Family Tomb

Review

Zugegeben: „Family Tomb“ ist das erste Album, mit welchem sich die Amerikaner von SHROUD OF DESPONDENCY in meine heimische Anlage katapultiert haben. Bei einer amtlichen Diskographie von 18 (!) Veröffentlichungen, scheine ich bisher einiges verpasst zu haben. Nebst manchem Live-Album, Demo und vielen Splits ist „Family Tomb“ das sechste Album von SHROUD OF DESPONDENCY und nicht nur die Veröffentlichungshistorie der Band liest sich beeindruckend. Die Rezensionen zu „Dark Meditations in Monasteric Seclusion“ von 2011 und „Pine“ von 2012 beschreiben die Musik der Band als experimentierfreudige Abenteuerreise, mit welcher sich die Musiker auf Pfade des Folk Metal und psychedelischen Akustikintermezzi begeben und sich nicht scheuen, in den alten Schulen des Death und Doom Metal vorbeizuschauen.

Mit diesem Hintergrundwissen habe ich mir „Family Tomb“ zu Gemüte geführt und ehrlich: Nach dem ersten Durchlauf dachte ich, dass ich definitiv eine andere Formation vor mir haben muss, als die Kollegen damals. Vielleicht eine Namensverwechslung? Folk Metal sucht man vergebens. Schwachbrüstigen Krächzgesang und zerfahrenen Black Metal gibt es ebenfalls kaum. Was es allerdings gibt, ist intelligent arrangierter Black Metal, welcher treibend aus den Boxen knallt und – da muss ich den Kollegen Recht geben – gewaltig Atmosphäre, unter Zuhilfenahme von stimmigen Akustikparts und gesprochenen Samples, schafft.

Bis auf eine Ausnahme weisen alle Stücke auf „Family Tomb“ eine Spielzeit von sieben bis knapp neun Minuten auf und glücklicherweise schaffen es SHROUD OF DESPONDENCY, diese Distanzen größtenteils (nicht immer – aber dazu später mehr) für sich zu nutzen. Der Opener „Birth Rights Of The Sick“ startet mit einem unheilvollen, progressiv anmutenden Riff, welches sich kurz darauf in einen schnelleren Black-Metal-Part öffnet, in dem besonders das Schlagzeug zu begeistern weiß. Rory Heikkila, welcher alle Instrumente auf „Family Tomb“ eingespielt hat, kommt mit einem durchdachten und experimentierfreudigen Schlagzeugspiel daher, das die stimmigen Gitarrenmelodien perfekt zu begleiten weiß.

Der dritte Song „In View Of Birth“ startet mit einem gesprochenen Sample und knallt im Anschluss in bester Black-Metal-Manier aus den Boxen. Einschübe von symphonischen Elementen geben dem Song Rückhalt und im letzten Drittel des Stückes tragen SHROUD OF DESPONDENCY einen ruhigen Part mit akustischen Rhythmusgitarren und einem tollen Solo vor, nur um nach etwa sieben Minuten erneut Vollgas zu geben. Bis hier ist also alles im Lot. Eine Schwäche haben SHROUD OF DESPONDENCY dennoch: Die Band walzt einige ihrer Ideen bis zum Erbrechen aus, was dazu führt, dass die Stücke ihre Spannungsbögen nicht durchgehend halten können. „The Dry Idols“ zum Beispiel: Das Anfangsriff des sechsten Songs wird bis in die Mitte des Stückes gezogen und wirkt dadurch derart langatmig, dass man spätestens nach dem zweiten oder dritten Hören des Songs genug davon hat.

Zum Glück schaffen es SHROUD OF DESPONDENCY meistens, nach solchen Spannungsabbrüchen, den roten Faden wieder aufzunehmen und ihre Fehltritte mit überzeugenden Parts auszubügeln. „Family Tomb“ ist nicht perfekt, hat allerdings viele gute Nummern im Gepäck und im Gesamtpaket liefert die Band mit ihrem sechsten Album ein gelungenes Werk ab, welches sich nach mehreren Hördurchläufen aber etwas abnutzt.

20.04.2015

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