Sodom - In War And Pieces

Review

Ganze vier Jahre haben die Gelsenkirchener Thrash Metal-Koriphäen SODOM ihre Fans auf ein neues Album warten lassen. Zwar half das Trio ordentlich beim Überbrücken dieser Zeit und lieferte mit “The Final Sign Of Evil”, einer Neuaufnahme der ersten EP der Band aus dem Jahre 1984, und dem zweiten Teil des “Lords Of Depravity”-DVD-Packages einige Snacks für zwischendurch, doch mehr und mehr lechzte die Anhängerschaft der Ruhrpottler nach dem nächsten Hauptgang. Diesen Wunsch erfüllen SODOM ihnen nun endlich und eines ist klar: Tom Angelripper und seine Mitstreiter Bobby und Bernemann haben gar vortrefflich aufgetafelt.

Und als wollten die Gelsenkirchener ihren Fans als Entschädigung und Belohnung für das lange Warten etwas ganz besonderes kredenzen, haben sie sich bei der Auswahl der angebotenen Gerichte kaum Grenzen gesetzt. Natürlich steht hauptsächlich traditionelle Hausmannskost auf dem Speiseplan, nach Oma Angelrippers Geheimrezept mit viel Leidenschaft zubereitet und angerichtet – sprich, kompromisslos attackierendes, straightes, zumeist schnelles, dynamisches, aber auch gern mal grooviges Riffing und treibende, mitreißende Drums bilden das Grundgerüst von “In War And Pieces”. Darüber legen sich Tom Angelrippers rotzige, wütende, durchdringende Shouts, die dieses Mal jedoch weit abwechslungsreicher und kraftvoller daher kommen und den Songs so eine noch intensivere und euphorischere Note verleihen. Doch nicht nur bei den Vocals haben SODOM einen besonderen Wert auf die pikante und erfrischende Würze gelegt, auch die anderen Zutaten haben eine extra Prise Schärfe abbekommen, wodurch die altbewährte Hausmannskost keineswegs zu altbacken serviert wird, die Ruhrpottler sind eben auch nach fast 30 Jahren noch für Überraschungen gut.
Doch damit ist das breite Buffet, das SODOM für ihre Fans zusammen gestellt haben, noch längst nicht vollständig beschrieben. Denn neben all jenen vertrauten Gerichten, mit denen das Trio die Fans in den letzten Jahrzehnten bei Laune halten konnte, findet sich auf “In War And Pieces” noch eine beträchtliche Auswahl exotischer Köstlichkeiten, die den geschulten Fan-Gaumen vor neue Herausforderungen stellt. Ein orientalisch anmutendes Intro als Eröffnung für den Titeltrack, moderne, ausgefeilte Strukturen und Arrangements in den meisten Stücken, Heavy Metal-Soli und fast Black Metal-angelehntes Gekeife in “Storm Raging Up” und “The Art Of Killing Poetry”, insgesamt eine extrem moderne, druckvolle, aber für meinen Geschmack einen Hauch zu saubere Produktion – sicher nicht alles etwas für jeden SODOM-Anhänger, aber zumindest sollte für jeden irgendetwas dabei sein.

Was bleibt mir an dieser Stelle noch zu sagen? “In War And Pieces” kann einfach alles, was ein verdammt gutes Thrash Metal-Album können muss, auch wenn der letzte Schritt zum Überalbum fehlt. Es ist aggressiv, wütend und direkt (“In War And Pieces”), kann aber ebenso atmosphärisch melodisch sein (“God Bless You”), es ist traditionell und modern zugleich, es wartet mit kritischen und ehrlichen Texten (“Nothing Counts More Than Blood”), einer exakt abgemessenen Portion Groove genau an den richtigen Stellen (“Soul Contraband”, “Styptic Parasite”) und wahnsinnig eingängigen Mitgröl-Refrains (“Hellfire”, “Knarrenheinz”) auf und bietet ein optimales Maß an Abwechslung und Innovation. Also: Sofort ab in den Plattenladen und kaufen, hier können Thrash Metal-Fans schlichtweg nichts falsch machen.

12.11.2010
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