Spectral Lore - II

Review

Eine wahre Seltenheit ist es, wenn man heutzutage, im durch und durch digitalisierten Zeitalter, eine Musikkassette in Händen hält. Gerade dieses Speichermedium hatte doch in den letzten sagen wir zehn Jahren ganz schön an Popularität eingebüßt. Aber hier geht es um Underground, hier geht es um (Ambient) Black Metal, hier geht es um das Besondere. Das Tape ist auf 200 Einheiten limitiert und Hand nummeriert.

SPECTRAL LORE sind ein 2005 gegründetes Solo-Projekt des Griechen Ayloss, welcher auch noch bei DIVINE ELEMENT mitwerkelt. Wie der Name bereits sagt, handelt es sich hier um die zweite Veröffentlichung des Alleinunterhalters.

Eine durchaus gelungene Kombination aus Ambient und Black Metal haut uns da Ayloss um die Ohren, die sehr dunklen, tristen Kompositionen zeugen von viel Potential. Schneller, teils rasender Black Metal mit schrill sägenden Gitarren und keifendem Gekreische wechselt sich mit feinfühligen, akustischen Gitarrenklängen, sphärischen Keyboardteppichen und weitschweifigen, schwarzen Ambientpassagen ab. Genregrenzen interessieren hier nicht wirklich. Durch die Abwechslung wird der Spannungsbogen fast immer gehalten, dabei kommt nur selten Monotonie auf, manche Stücke wirken durch die ausladenden Ambientparts etwas zu langatmig. Man schweift mit den Gedanken ab, ist nicht mehr bei der Musik, das kann nicht im Sinne des Erfinders sein.

Andererseits sind genau diese eiskalten, intensiven und atmosphärischen Collagen ein wichtiger Bestandteil dessen, was die musikalische Welt von SPECTRAL LORE ausmachen. Über dem Hörer braut sich eine eindrucksvolle, apokalyptische Stimmung zusammen. Abrundtiefe Finsternis wird hier zelebriert. Hier und da täte noch eine zweite ergänzende Gitarrenspur Wunder. Und auch eine etwas stärkere Produktion wäre nicht verkehrt.

Letztendlich ist „II“ eine durchaus gelungene Verschmelzung von Ambient und Black Metal, welche düstere Endzeit-Visionen hervorzurufen vermag. Es bleibt allerdings noch genügend Raum für Verbesserungen vorhanden, um dann vollends in die ergreifende Atmosphäre abzutauchen.