The Callous Daoboys - I Don't Want To See You In Heaven

Review

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Die Lücke, ach was: Furche, die THE DILLINGER ESCAPE PLAN hinterlassen haben, ist wirklich schwer zu stopfen. Viele Bands sind durchaus nah dran gekommen, aber nicht jede Formation konnte das in annähernd der gleichen Dimension umsetzen. Die neueste Band, die verdammt nah dranzukommen scheint, nennt sich THE CALLOUS DAOBOYS – die Nomenklatur ist offenbar ein Wortspiel auf den Namen des US-amerikanischen Footballteams The Dallas Cowboys. Oder zumindest scheinen die Damen und Herren aus Georgia eine beachtliche Reichweite zu haben, wenn man bedenkt, dass sich diese Band im Kern dem Mathcore verpflichtet hat. „I Don’t Want To See You In Heaven“ ist jedenfalls deren dritter Vollzeit-Streich und Streaming-Zahlen lt. Spotify, die am siebenstelligen Bereich kratzen, sprechen für sich.

Sind THE CALLOUS DAOBOYS die neue Mathcore-Hoffnung?

Laut einem Post auf Twitter bezeichnet sich die Band selbst als Nu Metal, wobei die Wahl des Mediums für diese Aussage ein gewisses Maß an Ironie nicht ausschließt und daher cum grano salis genommen werden darf. Was man auf Empfängerseite definitiv beachten sollte, ist, dass die Band um Carson „Big Animal“ Pace – um dem genannten Statement nicht reinzugrätschen, sollte es tatsächlich dem Selbstbild der Formation entsprechen – definitiv eine sehr Emo- bzw. möglicherweise sogar Screamo-trächtige Variante ihres Stilbouquets feilbietet, der nach dem Madvillain-artigen Intro „Collection Of Forgotten Dreams“ nichtsdestotrotz gewaltsam über die Hörerschaft herein bricht. Es ist eklektisch und atonale Riffs und Licks gibt es noch und nöcher, aber der Grad an Krassheit von Greg Puciatos Rasselbande wird nicht erreicht. Zumindest nicht auf „I Don’t Want To See You In Heaven“.

Das mag natürlich auch nicht das primäre Ziel der Band gewesen zu sein. Denn auf zugänglicheren, oder sagen wir mal: marginal dem Radio zugelehnten Cuts der Marke „Black Bubblegum“ von „Ire Works“ beispielsweise wirken THE DILLINGER ESCAPE PLAN trotz allem immer so, als könnte jeden Moment der Sturm losbrechen (selbst wenn da am Ende gar nichts kommt). Da trennen THE CALLOUS DAOBOYS etwas sauberer zwischen ihren ruhigeren und ihren krasseren Momenten, sodass beispielsweise „Body Horror For Birds“ seine irgendwo zwischen Indie, Soul und Lounge geparkten Vibes kompetent und konsistent durchzieht und ein „Distracted By The Mona Lisa“ ein reinrassiger Emo-Rocker wie frisch aus den Früh-2000ern gefallen darstellt. Das sind natürlich wiederum Qualitäten, die für die gegenständlichen US-Amerikaner sprechen.

Auf „I Don’t Want To See You In Heaven“ präsentieren sich die US-Amerikaner ein bisschen gespalten über die eigene Zukunft – vielleicht ein wichtiger Schritt?

Und sie legen offenkundig wert auf eine gute Verdaulichkeit, sodass das Dargebotene selten abgedrehter daher kommt, als nötig – und die nächste, schmachtende Hook wartet stets hinter der nächsten Ecke. Das macht „I Don’t Want To See You In Heaven“ natürlich recht zugänglich trotz seiner Math-Seite, forciert bedauerlicherweise aber auch einige eindimensionale Palm Mute- und Chug-Passagen, die den Hörfluss in einigen Passagen der Platte ausbremsen. Damit wirken an sich gute Gesangsdarbietungen wie beispielsweise die herrlich überzogen verzuckerte Hook von „Idiot Temptation Force“ nicht wirklich wie etwas, auf das die Band zielgerichtet zuarbeitet, sondern mehr wie etwas, das halt einfach im Sound der Band passiert, selbst wenn die köstlich albernen Nu Metal-Manierismen ein Genuss sind und den Humor der Band perfekt unterstreichen.

THE CALLOUS DAOBOYS wirken auf „I Don’t Want To See You In Heaven“ so ein bisschen an der Kreuzung zwischen komplettem Irrsinn und einem Wunsch nach Streaming-Zahlen angelangt. Für beide Richtungen scheint der Weg der US-Amerikaner nicht unmöglich, die Zutaten und Fähigkeiten sind eindeutig da, zumal Paces Gebrüll für Core-Verhältnisse erfrischend hörbar und viszeral ist, während seine Cleans wirklich was hermachen und im besten Sinne an die Hochphasen von Emo und Co. denken lassen. Es ist wirklich das Songwriting, das sich selbst im Weg steht. Die technische Finesse hierhinter macht zwar viel wett, gerade in den Math-lastigeren Momenten, aber sie heben auch umso deutlicher hervor, wie langweilig und nutzlos das Core-Füllmaterial dazwischen ist.

„I Don’t Want To See You In Heaven“ könnte aber ein dennoch ausgesprochen wichtiges Album für die Damen und Herren werden, wenn sie daraus die richtigen Schlüsse für die eigene Zukunft zu ziehen imstande sind …

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16.06.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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