Vargsheim - Weltfremd

Review

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Hui! Ich würde mir wirklich wünschen, dass sich so manch andere (Black) Metal-Band die Zeit nehmen würde, ihre musikalischen Ergüsse so weit reifen zu lassen wie es das fränkische Trio VARGSHEIM getan hat. Mit „Weltfremd“ geben die Jungs, die dem einen oder anderen auch als Live-Musiker von IMPERIUM DEKADENZ bekannt sein dürften, ihren Einstand über Düsterwald – und ich muss sagen, die acht Songs auf „Weltfremd“ haben mich wirklich vom Hocker gehauen!

VARGSHEIM sind im Prinzip eine „klassische“ Black Metal-Band – es lassen sich jedoch nicht nur deutliche Einflüsse aus dem Viking-Bereich (insbesondere der klare Gesang), dem Folk (die akustischen Passagen) und (mit Abstrichen) Doom und Thrash Metal ausmachen; das Songwriting ist derart anspruchsvoll – ich würde sogar fast so weit gehen, den Begriff „progressiv“ zu verwenden –, dass ich verdammt froh bin, dass „Weltfremd“ eben KEINE klassische Black Metal-Scheibe ist.

Natürlich findet sich zum Teil verhältnismäßig konservatives Riffing in den Songs – so hätte das Eingangsriff des Titelsongs ohne Weiteres aus SATYRICONs „The Shadowthrone“ stehen können; die eine oder andere Idee hätte sicherlich auch ULVERs „Nattens Madrigal“ zur Ehre gereicht – die drei Protagonisten Kaelt, Harvst und Naavl zaubern jedoch auch Riffs aus dem Ärmel, die frisch und unerhört klingen, dabei aber tierisch unter die Haut gehen. Dabei inszenieren sie die Stücke auf abwechslungsreiche, kreative Weise und gestalten die knapp 55 Minuten des Albums durchgehend spannend. Mit „Fern der Heimat“ findet sich auch ein ganz fantastisches Akustik-Stück, das als Ruhepol inmitten der sonst stürmischen Musik gesehen werden kann.

Die Produktion von „Weltfremd“ ist dabei vollkommen angemessen – druckvoll und differenziert, lediglich der Kreischgesang ist mir ein bisschen zu sehr im Vordergrund (dabei aber leider nicht wirklich verständlich).

Kritik muss ich eigentlich nur an zwei Aspekten des Albums üben: Da wäre zum einen der klare Gesang, auf den die Bezeichnung „nicht ganz passend“ gleich zweifach gilt – Intonation und Atmosphäre. Zum anderen würde ich Kaelt und Harvst, die für die Songtexte verantwortlich zeichnen, nahe legen, ihre lyrischen Ergüsse demnächst noch einmal etwas kritischer unter die Lupe zu nehmen, denn zu derart toller Musik würde ich mir Texte wünschen, die sprachlich etwas sicherer und bildlich schlüssiger sind.

Zusammenfassend ist „Weltfremd“ ein echt beeindruckendes, nein, hervorragendes Debut, das zwar kleinere Schönheitsfehler enthält, aber sehr deutlich zeigt, welches Potential in VARGSHEIM steckt. Ich hoffe, dass sich dieses Potential auf zukünftigen Veröffentlichungen weiter entfaltet, denn VARGSHEIM sind ein echter Lichtblick in der deutschen Black Metal-Landschaft.

07.04.2010

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