Voodoo Gods - The Divinity Of Blood

Review

Soundcheck Mai 2020# 22

Georg „Corpsegrinder“ Fisher (Growls) und Seth Van De Loo (Screams) liefern den coolen Wechselgesang, Jean Baudin (Bass) und Alex Voodoo (Drums) legen das Fundament und die beiden Gitarristen Victor Smolski und Jacek Hiro veranstalten an ihren Äxten teilweise irrwitzige Eskapaden oder aber schrubben auch einfach mal schön geradeaus. Das sind anno 2020 die VOODOO GODS, schon eine Art Supergroup des Death Metals. Wer von den Herren bei welcher Band aktiv ist bzw. war, kann jeder bei Bedarf bzw. Interesse selber googeln. Die Debüt-EP „Shrunken Head“ wurde seinerzeit wohlwollend von uns betrachtet, das eigentliche Debüt „Anticipation For Blood Leveled In Darkness“ hingegen ist uns irgendwie durch die Lappen gegangen.

Aber sei es drum, wichtig ist schließlich, was die VOODOO GODS heute mit „The Divinity Of Blood“ können. Der Opener „Rise Of The Antichrist“ kommt vielleicht etwas zäh in die Pötte, nimmt einen aber trotzdem gleich mal irgendwie mit. Man merkt zwar schon, dass der Spielfluss immer wieder von plötzlichen Tempo- oder Richtungswechseln unterbrochen wird. Doch man erkennt ebenso recht rasch, dass dieser Wahnsinn hier durchaus Methode hat.

Die VOODOO GODS zwischen Mucke mit Anspruch und Nebenprojekt aus Spaß

Am besten sind die VOODOO GODS immer dann, wenn sie ohne Schnörkel geradeaus marschieren. Das gilt für Teile von „From Necromancy To Paraphilia“, „Menace To God“ oder aber vor allem „Serenade Of Hate“. Gerade letztgenannter Song ist ein echter Wirkungstreffer, der zielt schön direkt in die Kauleiste.

Auch „Isa“ geht ohne Umschweife rein in den Song und setzt eher an der geraden Linie an. Vor allem der sehr coole Abschluss geht sofort ins Ohr. Und es wird noch besser, denn „The Ritual Of Thorn“ ist ein wahrer Ohrwurm vor den Göttern des Voodoo. Der Song ist ein echter Volltreffer, weil sich hier alle ganz gekonnt einbringen und sich Geradlinigkeit und Progressivität bestens die Waage halten.

Manchmal schimmern CANNIBAL CORPSE etwas durch, das freut den Corpsegrinder-Fan natürlich. Doch im nächsten Moment gibt es schon wieder den Bruch und ein Solo à la Amott bzw. den Schwenk Richtung CARCASS oder ARCH ENEMY. Auch den einen oder anderen Schlenker hin zum Thrash Metal können sie die VOODOO GODS nicht verkneifen. Neben dem bärenstarken Hauptsänger Fisher überzeugen auch die Screams von Van De Loo absolut.

Wenn man einen Gitarristen wie Victor Smolski in der Band hat, muss man den natürlich von der Leine lassen, ganz klar. Und diesen Freiraum nutzt der Griffbrett-Hexer genüsslich aus und brilliert mit zahlreichen irrwitzigen Soli und Läufen. Manchmal übertreibt er es dabei vielleicht etwas, so wie beispielsweise beim leicht überzogen langen Instrumentalpart von „From Necromancy To Paraphilia“. Aber wer kann, der kann halt, und der möchte sein brillantes Können halt auch zeigen. Und was der gute Victor aus dem Solo des NECROPHOBIC-Covers „Before The Dawn“ macht, das ist schon richtig großes Kino.

Vor allem bei Smolski hat der Irrsinn schon Methode

Man muss generell schon tiefer in die Mucke eintauchen, um letztlich seinen Spaß mit der Scheibe zu haben. Aber das ist ja absolut kein negatives Merkmal einer Platte, ganz im Gegenteil. Beständig ist hier eigentlich nur der permanente Wechsel der Stile und Stimmungen. Mal geradliniger Death Metal, dann wieder proggig, mal ballernd und treibend, dann wieder ruhig oder leicht in Richtung Tribal Metal schwenkend. Für jede Menge Abwechslung ist also bestens gesorgt.

Jeder Künstler darf mal vortreten und zeigen, was er so draufhat. Aber dann heißt es wieder rasch zurück ins Glied, es zählt nur das komplette Ensemble. Nicht alles ist rund, und soll das vermutlich auch überhaupt nicht sein. Dennoch funktioniert die zuweilen recht seltsame Mischung überraschend gut. Denn egal ob man es catchy oder proggy mag, hier findet jeder genug davon zu entdecken.

„The Divinity Of Blood“ ist also einerseits zwar durchaus recht locker und lässig, andererseits schön verspielt und progressiv geworden. Vielleicht ist es nicht ganz der angesichts der illustren Runde erhoffte Megakracher, nichtsdestotrotz eine mächtig starke Angelegenheit. Irgendwie kann man sich zwar scheinbar nicht so recht entscheiden zwischen Mucke mit möglichst hohem Anspruch und einem Nebenprojekt just for fun. Doch es ist generell schon erstaunlich, wie viele unterschiedlichste Facetten die VOODOO GODS da immer so in jeden einzelnen Song packen. Das musst du auch erstmal schaffen, ohne dass das Paketklebeband dem inneren Druck nicht standhält und krachend nachgibt.

„The Divinity Of Blood“ ist durchaus verrückt aber dennoch absolut gelungen, wahrscheinlich genau deswegen, 08/15-Scheiben gibt es ja schließlich schon mehr als genug. Man geht nicht bei jeder Idee der VOODOO GODS zu 100% mit, aber im Gesamtbild hat letztlich jedes Puzzleteil dann eben doch seinen Platz. Liebhaber der möglichst abgedrehten Gitarren-Hexerei und natürlich Smolski-Verehrer können auf jeden Fall noch einen Punkt dazu addieren.

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07.05.2020

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