



Himmlische NWoBHM-Klänge erfüllen den Äther. Das kann im Grunde nur Eines bedeuten: WYTCH HAZEL sind zurück mit einem neuen Album. Der Nachfolger zu „IV: Sacrament“ segelt nun zwei Jahre nach dessen Erscheinen in die digitalen wie physischen Regale Eures Vertrauens und im Grunde gibt es hier abgesehen vom neu besetzten Schlagzeugerposten – neu dabei ist Aaron Hay – wenig Überraschendes, über das man berichten könnte. Das ist in diesem Falle aber komplett positiv gemeint. Ähnlich wie eben „IV: Sacrament“ folgt nämlich auch das neue, „V: Lamentations“ getaufte Werk dem Pfad unbeirrt weiter, den die Herren aus Lancaster um Goldkehlchen Colin Hendra seit „III: Pentecost“ konsequent auf den Punkt gebracht haben.
Himmliche NWoBHM-Klänge im Äther – WYTCH HAZEL sind zurück!
Das heißt im Großen und Ganzen: Es gibt NWoBHM mit Hard, Classic Rock- und Folk-Anleihen, der vor allem durch die souligen Refrains von Hendra lebt, aber auch durch ein gut balanciertes Songwriting brilliert, das den einzelnen Stücken stets genügend Fußraum zur Entfaltung zugesteht und diese nicht in vorgefertigte Schemata zwängt. Hier scheint tatsächlich ein ausgedehnter Ausarbeitungsprozess hinter jedem einzelnen Stück zu stecken, denn praktisch jeder Track der Platte entwickelt sich vollkommen natürlich und fließt sensationell geschmeidig dahin, wenngleich dennoch traditionelle Strophe-Refrain-Muster eingehalten werden.
Ein weiteres Markenzeichen sind die von biblischen Texten beeinflussten Lyrics, die WYTCH HAZEL gerne das Etikett Christian Metal anhaften. Das muss wahrscheinlich ein bisschen relativiert werden, denn auch wenn Hendra offen darüber spricht, von christlicher Gesinnung zu sein, und gelegentlich auch Auszüge der Bibel adaptiert, wird der Hörerschaft auf „V: Lamentations“ kein Bibelkurs aufgetischt. Mehr werden hier die Natur oder Zwischenmenschlichkeiten thematisiert, die jedoch einen mit kühler Melancholie unterfütterten Pathos inne haben und sich dadurch geradezu majestätisch und episch anfühlen, aber irgendwie auch immer einen Schimmer Hoffnung in sich tragen.
Trotz eines schwierigen Entstehungsprozesses erfüllt „V: Lamentations“ die Erwartungen
Dazu bleiben musikalische Kernelemente wie die sahnigen Twin-Leads des Gitarrengespanns Hendra/Haslam und die unfassbar transparente, glasklare Produktion aus den Händen von Ed Turner weiterhin Brot und Butter des Erfolgs von WYTCH HAZEL, wenngleich die Presseinfo enthüllt, dass Hendra sich mit den Arbeiten an „V: Lamentations“ diesmal offenbar recht schwer getan habe. Demnach sei ein Großteil des Materials bereits zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Vorgängers geschrieben gewesen, aber Erschöpfung, Stimmprobleme und die nicht immer ganz einfache Arbeit mit Turner, den Hendra laut Pressetext als „epitome of eccentric“ beschreibt, haben die Arbeiten an „V: Lamentations“ offenbar sehr langwierig gestaltet.
Umso mehr freut, dass sich der Aufwand einmal mehr gelohnt hat, dass das Liedgut wieder einmal wie Butter unter die Haut geht. Manchmal ist es aber auch eine starke Message wie jene von „Woven“, die sich ein bisschen wie ein Seelentröster anfühlt. Zwar gibt es auf „V: Lamentations“ keinen Showstopper der Marke „I Will Not“ oder „Dry Bones“, auf der anderen Seite fühlt sich das neue Album als Gesamterfahrung aber wunderbar gediegen an und fließt von vorn bis hinten elegant in einem Stück durch. Von daher sollte man das neue WYTCH HAZEL-Album auch am besten in voller Länge erfahren, anstatt sich einzelne Tracks rauszupicken. Denn so wird „V: Lamentations“ seine Eleganz, Epik und Majestät in all seinen Facetten entfalten.
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