Yom Kippur - See

Review

„See“ ist eine aufwendig produzierte CD. Das steht auf jeden Fall fest. Obwohl die Hälfte der Songs Livemitschnitte sind, ist der Sound der CD konstant fett und makellos. Außerdem hat man die CD um einen Multimediateil angereichert, was sich Bands auf Eigenproduktionen eher selten leisten. Hier gibt es neben Livevideos und Photos allerlei Lustiges und Informatives zu bestaunen. So bin ich jetzt auch aufgeklärt, daß Yom Kippur ein Feiertag aus der Bibel ist. Im Prinzip ist diese CD perfekt. Ich frage mich nur, warum ich trotzdem nicht glücklich mit ihr werden will. Ach ja, den musikalischen Inhalt soll ich mir hier zu Gemüte führen. Eben der steht weit im Schatten seiner Verpackung. Wenn ich hinter die glitzernde Fassade schaue, entdecke ich die Schwächen dieser Band. Zu behaupten, hier wäre aus Scheiße Gold gemacht worden, ist vielleicht etwas übertrieben, dennoch drängt sich mir dieses „Nicht-Fleisch-nicht-Fisch“ Gefühl auf, je mehr ich mich mit Yom Kippur beschäftige. Was die Band an musikalischer Perfektion zu bieten hat, fehlt ihr an guten Ideen. Die Musik nutzt sich bei mehrmaligem Hören recht schnell ab und weiß nichts Konkretes zu vermitteln. Die hier gebotene Variante des thrashigen Hardcores ist weder neu noch erquickend. Ein bißchen Pogo hier, ein bißchen Hüpf da, mit einem nicht gerade begeisternden Gesang. Dieser drängt sich auch noch in den Vordergrund der recht deplazierten Ballade, zu der mir nichts besseres als schmalziges Akkustikgeplänkel einfällt. Besonders albern finde ich die eingestreuten Dialoge, die wohl bronx-mäßig cool sein sollen, aber so herrlich nach deutschem Akzent klingen. Ebenso albern wie unnötig ist der geheime Techno-Bonustrack der CD, der sich anhört wie Kraftwerk für Arme. Also bitte, muß das sein? Das Rätsel klärt sich eigentlich im Info der Band auf: Hier rühmt man sich mit Reviews aus der „Schwäbschen Post“, dem Szeneblatt schlechthin, und lokalen Nachwuchsfestivals. (SWF3 hatte ja schon immer ein besonderes Gespür für harte Mucke gehabt.) Yom Kippur befinden sich anscheinend noch auf einem Trip nach einer fetten Finanzspritze. Ich denke, es ist ganz gut, die Jungs mal runter auf die Erde zu holen. Ein gewisses Potential ist Yom Kippur sicherlich gegeben, aber wenn sie es wirklich ernst meinen, sollten sie vielleicht ein bißchen mehr Aufmerksamkeit ihrer Musik schenken statt so viele zwar recht unterhaltsame, aber nebensächliche Gimmicks zu fabrizieren.

20.01.1999

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