Crowbar - The Serpent Only Lies

Review

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Die Ur-Sludge-Szene New Orleans‘ ist ein verwobenes Geflecht, das Anfang der 90er Jahre maßgeblich durch einige wenige musikalische Köpfe in einer Handvoll Bands geprägt wurde, bis heute Bestand hat und Verehrung erfährt. Neben ikonografischen Aushängeschildern wie Phil Anselmo und Mike IX Williams sind es vor allem Multiinstrumentalist Jimmy Bower (DOWN, EYEHATEGOD, CROWBAR) und Mensch gewordene Riffwalze Kirk Windstein (DOWN, CROWBAR), die den einflussreichen New-Orleans-Sound mit ihrem bandübergreifenden Wirken auf kaum zu überschätzende Weise formen konnten. Doch irgendwann müssen auch die Urväter Prioritäten setzen: Die Entscheidung Windsteins, DOWN 2013 den Rücken zu kehren und sich voll und ganz auf seine Hauptband zu konzentrieren, schenkte der Welt 2014 eines der stärksten CROWBAR-Alben bis dato. Zwei Jahre später sind Windstein und Mitstreiter nun mit „The Serpent Only Lies“ wieder da, um die Sache mit dem zweiten Frühling dingfest zu machen.

Fesselnde Songs voller Dynamik

Die Hardcore-Anteile im CROWBAR-Sound sind traditionell höher als bei DOWN, vom nihilistischen EYEHATEGOD-Sound ist man aufgrund eines gewissen Augenmerks auf die Melodieführung aber weit entfernt. CROWBAR sind heavy, aber nicht unzugänglich. Anders als im Sludge nicht untypisch, steht der Song vor der (nichtsdestotrotz wichtigen) Atmosphäre. Die vor Veröffentlichung von „The Serpent Only Lies“ ausgekoppelten Eröffnungstracks „Falling While Rising“ und „Plasmic And Pure“ widersprechen dieser Beobachtung nicht. Ersterer gibt die Marschrichtung zunächst mit einem nackenbrechenden und unfassbar schweren Sludge-Riff vor, bevor Windstein sich über einem unwiderstehlich groovenden Vers warmschreit.  „Plasmic And Pure“ fährt ein noch klassischeres, tief stampfendes Riff auf, ein neues Level erreicht der Song aber nach knapp drei Minuten, wenn Windstein ein wehmütiges Doom-Riff mit der perfekten Gesangsharmonie unterlegt. Beide Songs schaffen es durch Dynamik, Atmosphäre und Songwriting-Qualität über ihre jeweils fast sechs Minuten Spielzeit zu ungemein fesseln. Albumeinstieg: geglückt.

„I Am The Storm“ bringt (wie später auch der Titeltrack) den Hardcore. Drei Minuten simples aber brutales Riffing, dazu das heisere Organ des Chefs – in New York City nickt man anerkennend. „The Enemy Beside You“ geht später in eine ganz ähnliche Richtung. Die erdige, basslastige Produktion lässt jene punkigeren Songs dabei umso härter und ehrlicher wirken.

CROWBAR bleiben der Qualitätsgarant im Südstaaten-Sludge

Zu den absoluten Highlights auf „The Serpent Only Lies“ zählen „Surviving The Abyss“ und der Rausschmeißer „As I Heal“, zwei bockstarke Southern-Doom-Hymnen. Experimentierfreudigkeit abseits der Brechstange beweist das Kollektiv zudem mit den melancholischen, instrumental reduzierten Halbballaden „Embrace The Light“ und „Song Of The Dunes“. Erstere erinnert dabei in Sachen Gesang an das düstere Klargesangs-Timbre von Nick Holmes (PARADISE LOST). Sicherlich nicht jedermanns Highlight, aber durchaus spannend und auflockernd.

CROWBAR bleiben der vielleicht vielseitigste und am konstantesten abliefernde Repräsentant des US-Südstaaten-Sludge. „The Serpent Only Lies“ ist ein weiteres drückendes Bollwerk der Szene-Großmeister, das zeigt, wie man ohne Stagnation und ohne Anbiederung einen hart erarbeiteten Ruf verwalten kann.

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23.10.2016

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1 Kommentar zu Crowbar - The Serpent Only Lies

  1. Bluttaufe sagt:

    Nichts neues im Hause CROWBAR und das ist auch gut so. Wer CROWBAR bisher nicht mochte, wird es mit diesem Album auch nicht tun. Die Produktion ist ordentlich wuchtig geworden und die Gitarren klingen schön bratzig – was den Hardcore Parts ganz gut kommt. Mir gefiel der melodischere Vorgänger „Symmetry In Black“ einen kleinen Ticken besser.

    8/10