Thaw - Earth Ground

Review

Galerie mit 9 Bildern: Thaw - Tyrant Festival 2018

Die Polen THAW waren mir kein Begriff, bis sie am polnischen Abend des diesjährigen Under The Black Sun gespielt haben. Live kamen vor allem die noiselastigen Ambient-Parts der Musik zu tragen, was den Auftritt zu einer kakophonischen Angelegenheit machte, aber durchaus interessant klang. Umso erstaunter bin ich jetzt, wo mir mit „Earth Ground“ das zweite Album der Band vorliegt, verhältnismäßig wenig Kakophonie und Noise-Gedröhne zu hören.

Die ambienten Elemente stellen im musikalischen Konzept der Band nämlich meist nur Intros und Outros der einzelnen Songs, in den Kompositionen selber kommen sie allenfalls als Ergänzung vor. Ansonsten beherrscht moderner, oft disharmonischer, aber nie ganz unmelodischer Black Metal das Klangbild von „Earth Ground“. Und vor allem: eine ganze Menge groovenden Midtempos. Besonders „Sun“, das mit seinen treibenden Riffs und seinem „Refrain“ direkt unter die Haut geht, sei an dieser Stelle genannt. Dieser Song ist aber natürlich nicht der einzige Pluspunkt, den THAW mit ihrem zweiten Album auf der Haben-Seite verbuchen können. So sorgt das verschrobene „No Light“ mit seiner kruden Rhythmik im Mittelteil für offene Münder und mit dem intensiven Gesang für Gänsehaut. Der Opener „Afterkingdom“ erinnert ein wenig an „Enemy Of Man“, das aktuelle Album von THAWs Landsleuten KRIEGSMASCHINE, macht aber vieles besser als diese, die mit ihrem 2014er-Werk nicht ganz die Intensität ihres Debüts „Altered States Of Divinity“ (oder gar ihres „Nebenprojekts“ MG?A) einfangen konnten. Höhepunkt des Albums – neben dem bereits genannten „Sun“ – ist jedoch das abschließende Doppelpack „Winter’s Bone“ und „Last Day“, die dem atmosphärischen Konzept von „Earth Ground“ den passenden, lebensfeindlich-kalten Abschluss geben.

THAW haben kein Album aufgenommen, das nebenbei gehört funktionieren wird, und kein Album, das mit In-your-Face-Melodien um sich wirft. Klar, es gibt Melodie und Harmonie – aber man muss danach suchen und genau hinhören. Und vor allem haben sie kein Album aufgenommen, das dem Hörer auf Biegen und Brechen gefallen will – „Earth Ground“ ist hässlich, vernarbt, laut und unangenehm. Mit all dem ist THAW natürlich nichts grundlegend neues gelungen, aber die Tatsache, dass sie es mit jener gewissen Portion Musikalität darbieten, die oft den feinen Unterschied ausmacht und dass sie das alles auf knackige 41 Minuten Spielzeit reduziert haben, macht ihr zweites Album zu einem heißen Tipp für jeden, der seinen Black Metal auch genießbar findet, wenn er nicht bloß die alten Norweger kopiert.

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18.11.2014

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