Thobbe Englund - The Draining of Vergelmer

Review

Knapp zwei Jahre ist es her, da sprang Thorbjörn „Thobbe“ Englund vom schwedischen Power-Metal-Panzer SABATON ab, um von da an seine musikalischen Schlachten an der Seite seines Soloprojekts zu schlagen. Bereits im Folgejahr erkämpfte er sich mit „Sold My Soul“ seinen ersten Erfolg nach seinem Ausstieg bei Joakim Brodén & Co. Den ehemaligen Bandkollegen ist Thobbe zumindest in Sachen Releases einen Schritt voraus, immerhin schickt er mit „The Draining of Vergelmer“ nach nur einem Jahr ein weiteres Album ins Gefecht, auf dem er die Gesangs- und Gitarrenparts übernimmt.

THOBBE ENGLUND – von Schweden, Illuminaten und Wikingern

Das Intro „Thou Ancient, Thou Free“ ist Englunds Eigeninterpretation der schwedischen Nationalhymne „Du gamla, Du fria“. Majestätischer Klassik-Sound gepaart mit einem Gitarrensolo à la YNGWIE MALMSTEEN – so weit, so gut. Mit „Illuminati“ bietet bereits der zweite Track des Albums einiges an Konfliktpotential. Einerseits muss man den gelungenen Verse, der insbesondere durch das Zusammenspiel aus Englunds präzisen Riffs und seiner markanten Stimme wunderbar ins Ohr geht, hervorheben, andererseits ist der Song aus lyrischer Sicht eine Vollkatastrophe. Während SABATON grundsätzlich um historische Authentizität bemüht sind, vermischt Englund in seinem Soloschaffen Fakt und Fiktion so miteinander, dass in dem Lied schließlich die Verschwörungstheorie der von den Illuminaten geschaffenen New World Order besungen wird. Dieser Aspekt lässt das sonst recht unterhaltsame Lied leider unnötig lächerlich wirken.

In „Fingerspitzengefühl“ beweist Englund selbiges nicht nur äußerst überzeugend an der Gitarre, sondern auch, was für eine durchdringend-kraftvolle Gesangsstimme er besitzt. Der Song ist ein Paradebeispiel dafür, was eine gute Heavy-Metal-Hymne mitbringen muss: dicke Riffs, ordentliches Tempo, ein einprägsamer Chorus und natürlich insbesondere ein ausgedehntes, virtuoses Gitarrensolo. Für „Viking“ hat Englund sich den RAUBTIER-Frontman Pär Hulkoff als Verstärkung mit ins (Lang-)Boot geholt, schließlich kennen sich die beiden noch aus ihrer gemeinsamen Zeit in Hulkoffs Band. Die Stimme des Gastsängers fügt sich jedenfalls nahtlos in das stereotypische Bild einer wilden Wikingerhorde, welche beim Hören unweigerlich vor dem inneren Auge vorbeimarschiert. Ansonsten ist das Lied jedoch wenig spektakulär, obwohl die heroischen Keyboard-Klänge im Hintergrund hier und da einige epische Momente aufkommen lassen.

„I Am a Viking“ führt die zuvor bereits eingeführte Wikingerthematik gedanklich weiter und gehört klar zu den stärkeren Songs auf „The Draining of Vergelmer“. Das spricht jedoch nicht gerade für das Album, denn abgesehen von den Gastauftritten von SABATON-Vokalist Joakim Brodén und BLOODBOUND-Sänger Patrik J. Selleby besticht der Track lediglich durch seine akkurate Härte, die man zuvor sehnlichst vermisst hat, und dem wahrscheinlich mitreißendsten Solo des Gesamtwerks. Erwähnenswert ist, dass sowohl Musik als auch Text aus der Feder des Altmeisters Yngwie Malmsteen persönlich stammen. Den Schlusspunkt des Albums setzt „The Ghost & The Darkness“. In solider Heavy-Metal-Manier zeigt der ehemalige SABATON-Gitarrist noch einmal, dass er nebst seiner Virtuosität auf Vier- und Sechssaiter, auch seine Stimme gekonnt in Szene zu setzen weiß. Besonders der gefühlvolle Chorus macht dies unmissverständlich klar.

„The Draining of Vergelmer“ – ein solides Fundament, auf das man bauen kann

Thorbjörn Englund ist fraglos ein hochbegabter Musiker, der in seiner Karriere schon mehr erreicht hat, als die meisten überhaupt zu träumen wagen. Dennoch kann auch ein so erfahrenerer Virtuose nicht durchgehend Hits schreiben. „The Draining of Vergelmer“ ist wenig facettenreich, fühlt sich trotz seiner vergleichsweise kurzen Spieldauer von knapp 35 Minuten ewig an und wirkt insgesamt sehr vorhersehbar. Dennoch weißt das Album durchaus einige Aspekte auf, die dem ein oder anderen Hörer durchaus Freude an der Platte bringen können. Die hochwertigen Solos, tollen Gastbeiträge und Englunds überraschend vielseitige Gesangsstimme können die Schwächen des Albums zwar nicht vergessen machen, aber zumindest ausgleichen. Power-Metal- und insbesondere SABATON-Fans sollten trotzdem schon allein aufgrund des Beitrags von Joakim Brodén und aus Solidarität zu Thobbe einmal reinhören. Diejenigen, die „true“ mit „v“ schreiben, sollten jedoch auf jeden Fall einen riesengroßen Bogen um das Album machen.

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05.03.2018

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