
Æternia
des tieferen Nachdenkens würdig
Interview
ÆTERNIA sind eine recht neue Band, die gerade ihr Debütalbum „Into The Golden Halls“ veröffentlicht. Geboten wird eine Mischung aus Epic, Speed und Power Metal. Wir führten dazu das Interview mit Schlagzeuger Hendrik Czirr und Gitarrist David Ponwitz.

Cover Artwork von Æternia – „Into The Golden Halls“
Bitte stellt zunächst eure Band vor! Wie kam es 2020 zur Idee, ÆTERNIA zu gründen? Wer sind die Bandmitglieder und wie kam es zu diesem Line up? Was waren eure ersten Schritte als Band?
Hendrik: David und Daniele haben die Band aus der Taufe gehoben, aber ihr erster Schritt war vermutlich mich anzurufen. Wir kennen uns schon lang und ich habe zu diesem Zeitpunkt schon geraume Zeit neidisch auf ihre damalige Band DAUGHTER’S DESIRE geschaut. Also war ich natürlich sofort am Start.
David: Dan (Sänger Daniele Gelsomino, ex-DAUGHTERS‘ DESIRE, ex-DAEMONIZER, Anmerk. d. Verf.), und ich wollten bei DAUGHTER’S DESIRE eigentlich schon mehr Heavy Metal machen, das passte aber nicht so ins Gesamtgefüge. Wir haben dann nach der Auflösung von DAUGHTER’S DESIRE entschieden, eine neue Band zu gründen, in der wir unsere Vorstellungen konsequent umsetzen konnten. Wir hatten das Glück, mit Hendrik sofort einen super Drummer dabei zu haben, der richtig Lust auf die Art von Musik hatte.
Bei der Suche nach einem Bassisten sind wir dann schnell auf Sven (Hamacher, KOILE, LUNAR SHADOW, Anmerk. d. Verf.) gestoßen, den ich schon ein bisschen über Max von LUNAR SHADOW kannte, wo Sven bereits mit seinen Künsten überzeugt hatte. Ich habe mehr oder weniger an einem Wochenende das Grundgerüst zu zwei Songs von unserer ersten EP, „The Quest“, geschrieben und wir haben das dann über Hin- und Herschicken vervollständigt. So richtig als ganze Band geprobt haben wir das erste Mal nach ca. einem halben Jahr, aber spätestens da war klar, dass das genau das richtige Line up ist.
Von Anfang an war auch Steffen (Schmidt, ex-DEAD SUN HALO, Anmerk. d. Verf.) als weiterer Gitarrist dabei, den dann aber 2023 Martin (Kramer, ex-DAUGHTERS‘ DESIRE, Anmerk. d. Verf.) beerbt hat, der auch schon mit Dan und mir bei DAUGHTER’S DESIRE gespielt hat und mit dem ich eng befreundet bin. Er hat uns mit seinem Spiel, seinen Backings und seinen Ideen weiter vervollständigt.
Was sind eure hauptsächlichen Einflüsse?
Hendrik: Drumtechnisch eindeutig Thomen Stauch, Scott Columbus und Uli Kusch, ich habe viele Schlagzeug Heroes, aber im epischen Metal Genre sind das meine Topp Picks.
David: Rory Gallagher, Ritchie Blackmore, Yngwie Malmsteen, auch Gary Moore. Als Bands vor allem MANOWAR bis zur „Kings Of Metal“, DEEP PURPLE, RAINBOW, WHITESNAKE, WINTERHAWK, GIANT, später dann z. B. DOOMSWORD und SOLSTICE. Wir sind da aber recht breit gestreut, Sven z. B. hört aber auch viel Black Metal und Prog.
Wie kam der Vertrag mit Cruz Del Sur Music zustande?
Wir haben Ende 2024 drei quasi fertig gemixte Songs an Enrico (Leccese, Labelchef, Anmerk. d. Verf.) geschickt. Wir wären gerne schon mit unserer EP 2022 bei ihm gelandet, da hat es aber nicht gereicht. Wir waren umso glücklicher, dass er das Material auf Anhieb gut fand und uns dann nach Hören der restlichen Tracks einen Vertrag gegeben hat.
„Into The Golden Halls“ ist euer Debütalbum mit ÆTERNIA. In welchem Zeitraum entstanden die Songs, habt ihr auch auf ältere Ideen zurückgegriffen? Wie läuft bei euch das Songwriting ab?
Hendrik: Gestartet haben die Aufnahmen selbst mit den Drums Anfang 2023, davor haben wir etwa ein Jahr intensiv Songwriting und Vorproduktion betrieben. Bis auf „Lightbringer“, der eine Neuinterpretation eines DAUGHTER’S DESIRE Songs ist, eigentlich ist nur noch das Mainriff erhalten geblieben, sind alle Songs nach unserer EP „The Quest“ entstanden. Den größten Teil des Songwritings haben Daniele und David in der Hand, ich bin mehr zu Hause, wenn es um das Arrangieren und sarkastische Kommentare geht.
David: „The Descendant“ habe ich ohne Gesangsmelodie und Text mehr oder weniger so, wie er jetzt auf dem Album ist, in meiner Zeit in Schottland 2019/2020 geschrieben. Der Rest ist ab Anfang 2021 bis Ende 2022 entstanden. Die Pre-Produktion und die eigentlichen Aufnahmen und das Mixing haben dann leider sehr lange gedauert, was zur Folge hat, dass sich die Songs für mich schon ein bisschen überholt anfühlen und ich die Veröffentlichung nicht so ganz genießen kann, weil ich gedanklich schon so sehr bei Album Nummer 2 bin.
Hattet ihr bei der Arbeit an eurem Album einen bestimmten Plan oder ein bestimmtes Ziel vor Augen?
Hendrik: Das Gesamtbild, das ein Album abgibt, insbesondere darauf zu achten, dass es in allen Belangen abwechslungsreich ist, ohne beliebig zu werden, ist ein zentraler Punkt. Das Ziel ist es, die Musik zu nehmen und alles, was sie nicht benötigt, herauszutrennen, bis nur noch das da ist, was die richtige Atmosphäre erzeugt. Gerade dieser Prozess ist schmerzhaft, wenn man sich von einem liebgewonnen Drumfill, Gitarrenlead oder Ähnlichem trennen muss, weil es zwar nett ist, aber nichts für den Song tut. „The Quest“ sollte unser Potential zeigen, unsere Wegfindung sein. „Into the Golden Halls“ weist klarer die Richtung.
Ihr habt die Produktion selbst in die Hand genommen. Was kannst du uns über die Aufnahmen zum Album erzählen? Was war für euch der schwierigste Teil und seid ihr auf irgendwelche technischen Schwierigkeiten gestoßen?
Hendrik: Für die Aufnahmen an sich waren wir sehr gut aufgestellt. Wir sind schon relativ lang im Game und haben da sehr solide technische Kenntnisse. Also der Transport der Instrumente in den Computer lief ohne Probleme. Der detaillierte Mix/Mastering-Prozess, den ein leiderprobter Ramon Smith mit uns durchgemacht hat, war vielleicht der schwierigste Teil, denn hier trifft man sich in den Detaildiskussionen. Was ist an welcher Stelle eines Songs wichtig und wie holt man das Beste raus. Das war der harte Teil. Aber dankenswerter Weise hatten wir keine technischen Schwierigkeiten, nur unterschiedliche Meinungen.
Dass ihr selbst produziert habt, führt einerseits zu einem authentischen, ungeschliffenen Sound, offenbart aber andererseits auch einige Mängel. Wie beurteilt ihr selbst eure Produktion und wollt ihr in Zukunft auf einen ausgebildeten Produzenten zurückgreifen?
David: Ich persönlich kann den Eindruck, dass der Sound ungeschliffen sei und Mängel offenbare, nicht so ganz teilen. Klar, wir wollten nicht wie eine moderne Power-Metal-Band der 2010er oder gar 2020er klingen, aber haben jetzt auch nicht um jeden Preis versucht, den Sound auf 80er Low-Budget-Produktion zu trimmen oder absichtlich Spielfehler drin gelassen. Was das Spielerische anbelangt, war uns wichtig, dass wir nicht, wie es heutzutage üblich ist, alles aufs Raster im Cubase-Projekt ziehen, sondern eine solide Performance abzuliefern. Ich finde, das haben wir geschafft. Wir haben auch mit einem professionell arbeitenden Mischer und Masterer zusammengearbeitet, der durchaus ein paar Edits vorgenommen hat.
Hendrik: Wirklich Produzenten zu haben, die aktiv in den Songwriting-, Mixing- und Aufnahmeprozess kreativ eingreifen, ist auf dem Level, auf dem wir uns als Band bewegen, meines Wissens nicht unbedingt üblich und würde bestimmt auch zu harten Meinungsverschiedenheiten führen. Innerhalb der Band diskutieren wir oft schon lebhaft und wenn jemand von außen dann noch versucht zu steuern… demjenigen müssten wir immens vertrauen. Aber auszuschließen ist das nicht.
David: Aber sehr unwahrscheinlich…
Hendrik: Für uns ist die Produktion genauso, wie wir sie wollten. Mit dem zeitlichen Abstand, den wir jetzt haben, finden wir natürlich Dinge, die wir beim nächsten Mal anders oder besser machen könnten, aber insgesamt sind wir vollkommen überzeugt von „Into the Golden Halls“.
Worum geht es in den Texten? Wovon lasst ihr euch lyrisch inspirieren?
David: Vom gesamten Spektrum dessen, was manche für historisch, andere für Fiktion halten und umgekehrt.
Das Cover-Artwork stammt von Adam Burke und passt natürlich perfekt zum Albumtitel. Was kannst du uns darüber berichten?
Hendrik: Wir sind mit einer ziemlich konkreten Idee gestartet, einem Auszug aus einer Kurzgeschichte, kosmischer Horror in einer Robert E. Howard-artigen Welt. Ich habe dann versucht, Adam die Stimmung, die wir uns vorgestellt hatten, so genau wie möglich zu beschreiben. Ein Teil der Geschichte findet sich auch im Booklet. Im Anschluss hat Adam einen Entwurf für die Komposition angelegt, und von da an war es eigentlich vor allem eine Frage von Zeit und seinem Einsatz. Was mich an dem finalen Artwork besonders begeistert, ist, dass es, anders als viele seiner anderen Arbeiten, unglaublich viel Raum hat, der nur über Hell-Dunkel-Kontraste funktioniert. Das wirkt sehr reduziert, aber gerade dadurch stark und ausdrucksvoll.
Wie sind die bisherigen Reaktionen auf euer Album?
Hendrik: Überwiegend positiv, kann man sagen, was uns immens stolz macht. Es ist auch viel gute Detailkritik dabei, was uns persönlich immer sehr freut, weil wir dann das Gefühl haben, dass jemand unser Album als „des tieferen Nachdenkens würdig“ erachtet hat.
Was wollt ihr mit ÆTERNIA erreichen?
David: Erstmal wollen wir „Into the Golden Halls“ weiter bekannt machen, sei es darüber, dass Leute unsere Musik auf Tonträger kaufen oder streamen oder uns live sehen. Wir wollen gerne mehr Konzerte spielen. Und dann steht natürlich irgendwann die nächste Albumaufnahme an. Mein persönlicher Traum wäre es, weiter Alben bei Cruz del Sur rauszubringen. Allerdings nur so lange, wie unsere Musik noch etwas zu sagen hat, und mal eine kleine Tour zu spielen. Und natürlich, auf den einschlägigen Festivals zu spielen. Wir sind nächstes Jahr Opener auf dem „Steel Held High“ in Braunschweig und spielen da u. a. mit WRITHEN HILT, MEGA COLOSSUS und SORTILEGE. Schon ein tolles Gefühl, mit diesen Szenegrößen auf einer Bühne stehen zu dürfen.
Was habt ihr in nächster Zukunft alles geplant?
David: Wir suchen aktiv nach einschlägigen Auftrittsmöglichkeiten und schreiben am nächsten Album. Wir haben uns vorgenommen, im Jahr 2025 die Vorproduktion für zwei neue Songs abgeschlossen zu haben. Vermutlich wird das erst bis Ende Januar klappen.
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören euch!
Hendrik: So oft wir sagen, dass wir alles an dem Album in Eigenregie getan haben, so oft müssen wir die Menschen ergänzen, die uns dabei unglaublich unterstützt haben. Ganz vorn Enrico von Cruz Del Sur, der uns einen riesigen Vertrauensvorschuss gegeben hat. Ramon, der davon abgesehen hat, uns nach langen Mixing Sessions zu erwürgen. Lebensgefährtinnen, für die es ok ist, wenn sich eine Hälfte der Beziehung für Stunden, Wochen und Monate mit einem theoretischen Album beschäftigt. Vielen Dank an sie und an jeden der unserem Output eine Chance gibt.
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| Band | |
|---|---|
| Stile | Epic Metal, Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Speed Metal |
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Markus Endres




























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