Antropomorphia
Jenseits des Lichts
Interview
Nach sechs Jahren Pause veröffentlichen ANTROPOMORPHIA ihr sechstes Album „Devoid Of Light“. Wir haben Sänger und Gitarrist Ferry Damen zum Album befragt und auch nach ihrem Debüt „Pure“ gefragt, das bis heute in der Versenkung verschwunden ist.
Hi, danke für deine Zeit! „Devoid Of Light“ ist euer sechstes Album und erscheint sechs Jahre nach „Merciless Savagery“. Was hat den bisherigen Zwei- bis Drei-Jahres-Rhythmus unterbrochen?
Die Pandemie war ein Grund. In dieser Zeit habe ich versucht, kreativ zu sein, aber ich fühlte keine Verbindung – alles wirkte lethargisch. Außerdem hing ich gedanklich noch bei „Merciless Savagery“.
Als die Pandemie an Einfluss verlor, konnten wir wieder Konzerte spielen – da kam die Inspiration zurück. Mit neuer Energie haben wir intensiv an diesen neuen musikalischen Beschwörungen gearbeitet. Dann kam ein weiterer Zeitfresser: Wegen persönlicher Rückschläge konnte ich fast ein Jahr lang weder schreiben noch aufnehmen.
Anfang 2023 haben wir weitergemacht – abgeschlossen waren die Aufnahmen im Juli 2024. Das Album war also eine ganze Weile fertig, aber mit der Labelsuche und der üblichen Vorlaufzeit für eine Veröffentlichung vergingen weitere zehn Monate.
Ihr seid von Metal Blade zu Testimony Records gewechselt – einem Label mit vielen aufstrebenden Death-Metal-Bands. War das eure Wunschwahl?
Wir hatten Angebote von mehreren Labels, Testimony war eines davon. Sie passen gut zu uns, weil sie echte Wertschätzung für die Musik zeigen und ihren Bands gegenüber engagiert sind. Wir haben völlige kreative Freiheit, und sie unterstützen uns voll.
Was hat sich auf „Devoid Of Light“ im Vergleich zu „Merciless Savagery“ verändert?
„Merciless Savagery“ war bereits düsterer und melodischer als sein Vorgänger – für uns war das eine natürliche Entwicklung. „Devoid Of Light“ ist kompromisslos und eindringlich, behält aber seine melodischen Elemente, was die Aggression und die finstere Atmosphäre noch greifbarer macht.
Das Cover sieht anders aus als früher, keine nackten Frauen mehr (lacht). Wer hat es gestaltet und warum dieser neue Ansatz?
Die Texte haben sich über die Jahre verändert. Vor 35 Jahren fand ich es brutal, weibliche Figuren in all dem morbiden Wahnsinn zu zeigen – Leichenschändung auf Friedhöfen usw. Das Artwork musste zum Inhalt passen. Auch wenn auf „Merciless Savagery“ eine Frau zu sehen ist, wirkt es deutlich düsterer als alles davor – da liegt eine gewisse Spannung in Bild und Musik.
Dasselbe gilt für „Devoid Of Light“, das von Richard Schouten gemalt wurde. Ich habe ihm Einblick in die Texte gegeben, wir hatten den Titel, und basierend darauf kam sein erster Entwurf. Für uns war sofort klar: Das ist das visuelle Abbild von Musik und Lyrik.
Sind die Texte auf dem Album eher fiktiv, auf wahren Begebenheiten basierend oder beides?
„Devoid Of Light“ ist in gewisser Weise wie eine blutende Wunde – rückblickend, düster, voller Verlust und Depression. Das kann man autobiografisch nennen. Gleichzeitig behandelt es Lehren, die sich mit dem Abgrund namens Erde befassen – mit diabolischer, nihilistischer und misanthropischer Haltung.
2012 wurde euer „Comeback“-Album „Evanglivm Nekromantia“ in Deutschland indiziert. Ich habe euch dadurch erst entdeckt. Gab es damals Konsequenzen und was hältst du von der Entscheidung?
Das Album wurde von Streamingdiensten entfernt und darf in Deutschland nur mit Altersnachweis verkauft werden – man muss, glaube ich, 16 oder 18 sein.
Die Begründung war, dass die Texte okkult, satanisch oder misanthropisch seien – besonders der Song „Fleisch“ brachte die Bundesprüfstelle auf den Plan. Man hielt ihn für grausam und jugendgefährdend. Für mich völliger Schwachsinn…
Es gab ein Re-Release eurer ersten beiden EPs „Bowel Mutilation“ und „Necromantic Love Songs“, aber euer Debütalbum „Pure“ ist nach wie vor schwer zu bekommen. Gibt es Pläne für eine Neuveröffentlichung?
„Pure“ ist so etwas wie unser „Into The Pandemonium“, aber es kam nicht so raus, wie wir es wollten. Wir wollten es gar nicht veröffentlichen, aber das Label hatte Geld investiert und besaß die Mastertapes – also kam es doch raus. Vor ein paar Jahren haben wir die Rechte zurückbekommen, aber wir haben nicht vor, es je wieder neu zu veröffentlichen.
Plant ihr eine Tour zum neuen Album? Kannst du schon etwas verraten?
Es gibt Pläne, aber ich darf noch nichts Konkretes sagen.
Danke für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.
Danke – auch an alle, die das hier gelesen haben. Ad Me Venite Mortui.
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