Berlin Metal TV
Interview mit Axel One

Interview

„Tach gesagt, Halloballo und hässlich willkommen zur dümmsten und gleichzeitig klügsten Metalshow im deutschen Internetz!“ Kommt euch das bekannt vor? Dann kennt ihr Berlin Metal TV auf You Tube und Axel One sicher schon. Axel isst gerne Butterbrote und interessiert sich für Plazentas. Geboren ist er in Köpenick, endlich mal einer, der wirklich aus Berlin kommt und nicht nur zugezogen ist. Der Stadtname im Showtitel ist also gerechtfertigt, wie sieht es mit dem Metal aus? Als sich der auskunftsfreudige Axel am Telefon meldet, muss er erst mal die Mucke ausmachen. AMY MACDONALD mit „This Is The Life“ dudelte zuletzt, „aber davor lief KOLLEGAH!“ Ihr seht, es gibt Redebedarf.

Du weißt also, wie Berlin früher mal war?

Na ja, was heißt „wie Berlin früher mal war“? Viele Leute sehen es so, dass Köpenick gar nicht zu Berlin gehört, weil es eben so weit draußen ist. Was jetzt direkt in Berlin so abgegangen ist in den letzten Jahren, habe ich schon wahrgenommen, aber wahrscheinlich verdrängt. Seit ich geboren bin, bin ich auf jeden Fall in Berlin.

Seltsamerweise fühlen alle Leute, die ich hier im Süden treffe und die aus Berlin hergezogen sind, sich für mich mehr nach Berlin an als die meisten, die ich in Berlin so treffe.

Das ist manchmal ganz furchtbar, also nicht furchtbar sondern eher lustig. Wenn man dann sagt, dass man aus Berlin kommt, sind immer alle ganz erstaunt – Was, du kommst wirklich aus Berlin? Und ich denke mir dann immer „Häh, was issn daran das Problem?“ Aber es ist mittlerweile echt zum Phänomen geworden, dass man Leute trifft, die wirklich aus Berlin kommen.

Lass uns mal über Berlin Metal TV reden. Das bist ja nicht du alleine bei dir daheim, das ist schon weitaus professioneller, was ihr macht.

Ja, wie man’s nimmt. Angefangen hat alles vor sieben Jahren, da hat mein Kollege, der Hassmeister Krause, der damals noch mitgemacht hat, angerufen. Er war Student an der HU, und die haben da zusammen Berlin Music TV ins Leben gerufen und brauchten noch eine lustige Sendung. Ich habe morgen meinen Anrufbeantworter abgehört und da war eine Nachricht: „Komm, wir machen jetzt eine dämliche Sendung, die ist so ähnlich wie Wayne’s World, und wir betrinken uns“. Da hab ich gesagt „Jut, machenwa“ (lacht). Und zu dem Zeitpunkt hatten wir ein Studio. Einen Raum, gesponsert von Berliner Pilsener, der voll mit Bier stand, und da haben wir alle zwei Wochen was gemacht, damals noch mit einem Livestream.

Wir haben erst nur Berliner Bands eingeladen und nach ’ner Weile wurde es einfach etwas schwierig. Die Server, die uns zur Verfügung standen, waren einfach nicht die geilsten. Deswegen war der Livestream immer kacke und ist abgebrochen und deshalb haben wir es dann nur noch gefilmt und aufgezeichnet. Irgendwann ist er dann nach Leipzig gezogen, und von da an habe ich es eben alleine gemacht. Ich mache es mit der Redaktion von Berlin Music TV , davon entstehen ungefähr 50 % alleine und 50 % machen wir den redaktionellen Content zusammen. Mittlerweile haben wir unser Zeug in ein neues Studio in Charlottenburg gepackt, ganz furchtbar in Westberlin, da rollen wir uns dann unsere komischen Dinger runter mit den Postern drauf und dann schnattern wir halt immer irgendwas, irgendwas was gerade relevant ist.

Berlin Metal TV

Mit dem Fliesentisch hat es angefangen und zwischendrin habt ihr schon mehrere Sachen ausprobiert. Wo genau wollt ihr mit der Show hin?

Es war ein Ausprobieren und andererseits haben wir natürlich auch noch Berliner Pilsener als Sponsor, die natürlich auch einen Mehrwert haben möchten. Es gibt schon You-Tuber-Trends, wobei ich mich nicht als You-Tuber bezeichnen würde, und Vorgaben, an die wir uns halten müssen. Besonders seit ich es alleine mache, wird auch mal analysiert. Was machen You-Tuber jetzt gerade? Wie muss die Endcard aussehen? Wie lang darf ein Intro sein? Also es ist nun schon mit einem größeren Aufwand verbunden, weil ich ja auch kein gelernter Moderator bin. Wenn man dann die drei wichtigsten Fakten in 15 Sekunden verpacken muss, um die Zuschauerbindung zu halten und solche Dinge, dann wird es schon anstrengend.

Wo es hingehen soll, kann ich gar nicht so genau sagen, da es an und für sich nur ein Spaßprojekt ist. Keiner von uns sagt, dass wir eines Tages Joko und Klaas mit einer lustigen Metalsendung oder einem Spaßprojekt ablösen. Wenn es relevante Themen im Metal gibt, wenn man sich über Leute lustig machen kann oder wenn es die Gelegenheit gibt, dämlich auf’ner Messe herumlaufen zu können, dann machen wir das. Aber es gibt kein höher gesetztes Ziel, das wir erreichen wollen. Aber wir freuen uns auf trotzdem über jeden Abonnenten (lacht).

Ihr habt also die Stadt und die Musikrichtung im Namen, seht euch aber nicht zwingend als Sprachrohr von einem der beiden?

Es ist etwas schwierig, da wir als Format angefangen haben, das sich mit Metal in Berlin beschäftigt hat. Gerade mit der Berliner Metalszene – oder auch deutschlandweit – wird es immer schwieriger, dass zu verpacken. Die Bands kommen nicht raus und es gibt nur einen gewissen Pool an Bands, mit denen du immer was machen kannst. Das heißt nicht, dass es für uninteressant geworden ist und ich kein Interesse mehr habe, mit denen was zu machen. Aber die Frage ist eben, wie lange man sich mit dem Pool von 25 Bands, die in Berlin aktiv sind, auseinandersetzen kann.

Deshalb haben wir angefangen auch mit größeren Bands was zu drehen (GHOST, TRIVIUM, AMON AMARTH, STEEL PANTHER, KILLSWITCH ENGAGE…) oder eben auch Quatsch zu machen. Es ist etwas schade, dass wir noch Berlin mit im Titel haben und wir versuchen uns einfach nur noch Metal TV zu nennen, weil wir uns auch nicht als Sprachrohr der Berliner Metal Szene sehen. Schade deshalb, weil viele Bands auch dadurch denken. dass wir sie weiterbringen können und uns anschreiben, ob wir denn nicht was machen können. Ja, ich kann ja auch nichts machen, die Berliner Leute gehen dann trotzdem nicht zu den Konzerten.

Gibt es denn eine richtige Metalszene in Berlin?

Es gibt schon eine richtige Metalszene, je nachdem wie man’s nimmt. Es ist schwierig, wie überall. Du hast auf der einen Seite diese Trveheimer, die nur auf Underground-Konzerte gehen, wo sie dann schon wütend werden, wenn 150 Leute kommen. Und es gibt die jungen Einsteiger, die zu AMON AMARTH und DIMMU BORGIR rennen, weil sie mit dem Großen mehr anfangen können, denn das andere entspricht nicht ihrer Hörgewohnheit von den Majorlabels. Es gibt schon viele Metaller und auch gute Undergroundparties, wie „Pissing on the mainstream“ oder „Rock the stage…“

…fuck the stage, gimme turntables?

Ja (lacht), genau irgendwie sowas. Aber so wie in den Neunzigern oder Zweitausendern, wo man sich noch von einer größeren Szene sprechen konnte, das gibt es eigentlich nicht. Alle Bands, die sich irgendwie aufbauen wollen, gerade in Berlin, die haben es einfach extrem schwer.

Seltsam eigentlich. Es heißt ja immer, wenn man kreativ sein will, dann soll man nach Berlin gehen. Aber das scheint nicht auf alles zuzutreffen.

Nee, leider nicht. Das beste Beispiel dafür ist der sehr begabte Musiker Bastian Emig von VAN CANTO und IN LEGEND, der hat sich das gleiche gedacht (lacht) und ist deshalb auch nach Berlin gezogen. Er dachte, da findet er die Musiker, da findet er seinen spirituellen Freiraum, um sich zu entfalten und neue Musik zu schreiben. Jetzt ist er auch der Meinung, dass es superschwierig ist.

Kommt der nicht sogar aus Bayern? Da ist es wahrscheinlich sogar besser.

Weiß ich gerade gar nicht genau, wo der herkommt… ah nee, noch Frankfurt, Mainz aus der Gegend.

Ja gut, dann hat er sich doch verbessert. Ihr habt, um das eben Beschriebene zu umgehen, schon viel abseits vom Metal gemacht. Die Telefonseelsorge, die Grüne Woche, League Of Legends und natürlich die Berichte von der Venus. Was hat dir davon am besten gefallen?

Oh, das ist schwierig, vor allem musste man bei allem versuchen, das doch irgendwie mit Metal zu verbinden. Aber ich glaube, am besten hat mir die erste Venus gefallen, weil es da noch irgendwie interessant war. Die letzten beiden waren eben irrelevant, weil da nichts Neues passiert. Die Grüne Woche ist auch immer lustig, aber man merkt, wenn man dahin geht, dass es schwierig ist zu drehen. Die meisten Leute sind sehr kamerascheu und wenn da so’n dämlicher Typ mit’m Mikro ankommt und will wissen, ob man Bock hat ’n Bier zu trinken und zu quatschen, dann kommt nicht viel. League Of Legends war auch gut, aber da war ich mies verkatert…

…hat man gesehen…

…eigentlich macht das aber alles Spaß. Aber es wird in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr unter dem Namen Metal TV laufen. Die Leute sehen den wirklichen Metalbezug nicht, was ich auch nachvollziehen kann. Und sich dann immer irgendwelche Fragen aus den Fingern zu ziehen, wie „ist das nicht die Maskenbildnerei von SLIPKNOT?“ (lacht)…ja, das ist bisschen schwierig.

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12.02.2017

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