Dawn Of Disease
Interview mit Tomasz und Olli zu "Crypts Of The Unrotten"

Interview

Dawn Of Disease

Mit „Crypts Of The Unrotten“, dem zweiten Album der schwedischen Osnabrücker von DAWN OF DISEASE, ist der Truppe ein richtiger Glanzwurf gelungen. Panzerfahrten durch die Hölle, Raubzüge von vermodernden Wikinger-Zombies, Schlachtengetummel – das sind die Bilder, welche die Scheibe vor dem geistigen Auge projeziert. In der Folge entsteht ein Elchtod-Album, das mit aktuellen Größen dieser Schiene mühelos mithalten kann. Warum „Crypts Of The Unrotten“ so ein Rundumschlag geworden und Sänger Tomasz Unmengen an Unterhosen zuhause hat, klärten wir mit dem Vokalisten, sowie mit Gitarrist Olli.

 

Hey Jungs! Grüße in den Norden! Es tut echt gut, sich mal nicht etwas auf Englisch abkrampfen zu müssen. Wie geht’s euch?

Tomasz: Ganz gut so weit. Gestern hatten wir die letzte Probe vorm Metal Bash Open Air und freuen uns schon sehr drauf dort zu spielen. Ansonsten ist es schön, jetzt endlich mal ein paar Feedbacks zum neuen Album zu bekommen, welches seit dem 27.04.2012 draußen ist.

Sicherlich seht ihr auch ganz persönlich eine Entwicklung seit “Legends Of Brutality“. Worin liegen da die wesentlichen Facetten?

Olli: Kurz gesagt: Songwriting, Sound, Zusammenspiel. Lukas, der hauptamtliche Songwriter hat einen super Job hingelegt und ist als Songschreiber echt gereift. Die Zeit spielt hier sicher auch wieder eine Rolle, denn wir konnten mit dem Songwriting schon vor der Veröffentlichung von „Legends of Brutality“ anfangen, da wir das Debutalbum schon einige Monate vor Release fertig aufgenommen hatten. Das Zusammenspiel hat sich bei uns natürlich im Laufe der Zeit auch verbessert. Wir kennen uns jetzt besser und wissen, worauf es ankommt, wie der einzelne tickt, das macht sich bemerkbar. Außerdem konnten wir uns aufgrund der längeren Studiozeit viel mehr Gedanken über das Arrangieren der Songs und auch den Sound machen. So konnten wir in Ruhe einen Abend lang den richtigen Gitarrensound auschecken.

In welcher Form hat es sich besonders ausgewirkt, dass ihr viermal so viel Zeit im Soundlodge Studio hattet als noch beim Vorgänger?

Tomasz: Wir hatten einfach keinen Stress beim Aufnehmen. So konnten wir im Studio hier und da noch Sachen optimieren und haben nicht einfach alles nur runtergespielt. Manche Sachen hört man im Proberaum einfach nicht, oder es fällt einem spontan noch eine gute Idee ein. Wir wollten unbedingt eine Steigerung zum letzten Album, auch vom Sound her. Ich denke das ist uns auch gelungen. Außerdem ist es bei Jörg im Soundlodge Studio sehr schön, da bleibt man auch gerne mal länger, haha.

Lyrisch habt ihr euch von den riesigen Gruften in Palermo mit über 1000 mumifizierten Leichen inspirieren lassen. Welche besondere Atmosphäre geht für euch aus diesem Schauplatz aus? Seid ihr denn schon persönlich dort gewesen?

Tomasz: Nein, wir waren leider selber noch nicht vor Ort. Es würde mich aber keineswegs wundern, wenn sich einer von uns in seinem nächsten Urlaub dort wiederfindet. Faszinierendes Thema! Die Atmosphäre der Gruften ist verdammt düster und beklemmend. Man darf hier nicht an Mumien denken, die irgendwo verschlossen in Behältern rumliegen. Die Mumien hängen teilweise offen in den Gängen. Wer sich dafür interessiert, dem würde ich eine Reportage empfehlen die u.a. bei YouTube leicht zu finden ist.

Wie wichtig ist es in euren Augen auch im oftmals thematisch reichlich simplifizierten Death Metal lyrisch etwas Ernstzunehmendes beizusteuern?

Tomasz: Für DAWN OF DISEASE halte ich es für nicht wichtig. Die Texte bei uns sind „typisch“ Death Metal und das passt auch am besten zur Musik. Dennoch finde ich es keineswegs verkehrt, etwas Ernstzunehmendes beizusteuern. Leider gibt es aber zu viele Bands, die was sagen wollen, es aber so schlecht machen, dass ich mir wünschen würde, sie würden einfach nur über Zombies im Blutrausch singen. Perfektes Beispiel wie man es richtig macht: MISERY INDEX!

Wie auch in der Rezension erwähnt, finde ich Tomasz’ Stimme deutlich mächtiger und kraftvoller als noch auf “Legends Of Brutality“. Ist das ein Aspekt, an dem aktiv gearbeitet wurde oder habt ihr den armen Kerl einfach zu lange im Wandschrank eingesperrt und schreien lassen?

Olli: Eigentlich ist es so, dass wir ihm immer Chappy zu essen gegeben haben und nach einiger Zeit hat er sich dann in einen wütenden Rottweiler verwandelt. Mittlerweile ist er auch stubenrein…und in Wahrheit liegt der Grund wohl an der Zeit. Beim Debutalbum hatten wir aufgrund der kurzen Studiozeit nur einen Tag, um den Gesang aufzunehmen. Dieses Mal konnten wir die Gesangsaufnahmen auf mehrere Tage aufteilen. So konnte Tomasz immer frisch ans Werk gehen und genau so lange an den Aufnahmen arbeiten, wie es seine Stimme zuließ. Zehn Songs an einem Tag einbrüllen ist einfach viel zu viel. Der andere Grund für die gesteigerte Stimmkraft ist auch die Zeit, die wir nun länger zusammen Mucke machen. Viele Auftritte und Proben später entwickelt man ein besseres Gespür für den richtigen Drive.

Bis zum Jahr 2009 hat sich euer Line-Up recht dynamisch verändert. Gerade an Drums und Gitarren habt ihr munter ausgetauscht. Würdet ihr sagen, dass ihr dahingehend Stabilität gefunden habt?

Tomasz: Ja, definitiv! Das Line-Up ist seit 2009 konstant und es sieht auch nicht danach aus, dass sich das so schnell ändern wird. Jeder gibt 100% und sowohl musikalisch, als auch zwischenmenschlich sind wir alle auf einer Wellenlänge. Das ist verdammt wichtig um als Band zu funktionieren.

Die Frage, um die sich meine Rezension dreht, würde ich euch auch gerne stellen. Was macht gerade heutzutage ein gutes Schwedentod-Album aus? Handelt es sich um brachialen Old-School, viele neue Elemente oder eine Symbiose aus beidem?

Tomasz: Dafür gibt es, meiner Meinung nach, keine richtige Antwort. Es kann sowohl verdammt old-schoolig sein, mit typischem HM2-Sound, als auch eine moderne Variante, oder eben eine Mischung aus beidem. Ich warte ja händeringend auf ein neues Album von BLOODBATH, welche für mich mit den besten Sound gefunden haben. Andererseits macht es mich todtraurig, dass sich DISMEMBER aufgelöst haben und nichts neues mehr herausbringen werden. HYPOCRISY bringen 2013 glaube ich ein neues Album raus, da bin ich schon sehr gespannt drauf und was zum Beispiel deutschen Schwedentod angeht, hat mich das neue Album von DECEMBER FLOWER sehr gefreut. FRAGMENTS OF UNBECOMING nehmen zur Zeit auch ein neues Album auf und FLESHCRAWL könnten ruhig mal ihren Arsch hochkriegen. Dieser Art von Death Metal muss einfach ehrlich gemeint sein und das muss man raushören! Also eigentlich wie bei jeder anderen Art von Musik auch.

“Crypts Of The Unrotten“ donnert fast schon penibel glatt aus den Boxen. Warum habt ihr euch für eine derartige Produktion entschieden? War ein vermodert prähistorischer Sound nichts für euch?

Olli: Das liegt natürlich im Ohr des Hörers. Ich finde es gibt noch deutlich klinischere Produktionen als unsere. Jörg hat da schon einen super Mittelweg gefunden, um unsere Songs gut zu verpacken. Eben druckvoll, sauber und differenziert aber trotzdem rau genug. So ein prähistorischer Sound ist natürlich auch immer cool, nur haben wir ja doch einige Blastbeats und schnelle Doublebass-Passagen und diese können sich schnell in einem undefinierbaren Matsch wiederfinden, wenn die Produktion nicht passt.

Drehen wir doch den Spieß einmal um. Welche Fragen würdet ihr gerne einmal von einem Interviewpartner gestellt bekommen? Wie viele Unterhosen ihr im Schrank habt? Nacktfotos von welchen Stars ihr heimlich in der Schublade habt?

Tomasz: Nacktfotos von Stars brauchen wir nicht, wir haben Nacktfotos von uns selber, wie wir im Proberaum posieren, das reicht vollkommen aus. Was Unterhosen angeht, habe ich mittlerweile viel zu viele, da ich für die Hatefest-Tour (die wir kurzfristig leider doch nicht mitspielen konnten) welche auf Vorrat gekauft habe, haha. Mir fällt jetzt leider auch keine Frage ein, zu der ich mich unbedingt mal äußern müsste, sorry.

Welche Live-Aktivitäten sind denn von DAWN OF DISEASE in diesem Jahr geplant?

Tomasz: Morgen werden wir auf dem Metal Bash Open Air spielen, da freuen wir uns schon sehr drauf. Am 12. Mai werden wir im Komplex in Schüttorf eine kleine Show zum neuen Album spielen. Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen. Im Sommer geht es dann auf die Extremfeste in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das wird bestimmt ein Spaß! Schauen was sich sonst noch so ergibt, es stehen auf jeden Fall auch noch einige Einzelshows an, die in naher Zukunft präsentiert werden. Wir spielen jedenfalls verdammt gerne live. Schaut am besten regelmäßig auf unserer Homepage, oder Facebook-Seite vorbei.

Das war es dann auch schon. Danke für das Beantworten der Fragen! Wenn euch noch was auf der Seele brennt, dann dürft ihr das jetzt natürlich gerne noch rauslassen!

Tomasz: Gar kein Problem! Dir auch vielen Dank für das Interview. Ansonsten bleibt nur das Übliche zu sagen, wie dass sich jeder unbedingt das neue Album „Crypts Of The Unrotten“ kaufen sollte, ach was, MUSS! Man sieht sich live!

Galerie mit 8 Bildern: Dawn of Disease auf dem Ragnarök 2018
09.05.2012

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