Dead Flesh Fashion
Interview mit Dead Flesh Fashion zu "Anchors"

Interview

DEAD FLESH FASHION haben mit „Anchors“ ein richtig gutes Album vorgelegt. Sie beweisen, dass sich auch in Deutschland immer wieder ambitionierte und fähige Bands formieren, die sich nicht vor den Szenegrößen aus Übersee verstecken müssen. Ich befragte die Band zu ihrem Album, ihre Musik und überhaupt das Verständnis für Musik.

Dead Flesh Fashion

Ihr habt mit „Anchors“ ein bemerkenswert gutes Album vorgelegt. Selten habe ich von einer deutschen Band aus dem Bereich, den ihr bedient, so guten Stoff gehört. OMEGA MASSIF fallen mir da eventuell noch ein, wobei diese ja doch noch etwas anders gelagert sind. Was hat euch dazu bewegt, genau diesen Sound zu spielen, der, müsste man ihn beschreiben (wozu wir Journalisten ja leider immer wieder verdammt sind), wie eine Konzentration aus dem deftigen Stoff von CULT OF LUNA, THE OCEAN oder auch NEUROSIS wirkt?!

Christian: Das ist eigentlich ganz einfach zu beantworten, wir mögen es einfach „diesen Sound“ zu spielen. Es ist die Mischung aus schweren, schleppenden und chaotischen Parts, die wir einfach lieben. Außerdem gibt es meiner Meinung nach auch nicht mehr so viele Bands, die so ne Mischung spielen.

Daniel: Mit Sicherheit kann ich behaupten, dass alle Stücke weder eine Band treffen sollten, noch eine Mixtur von Bands. Es ist einfach eine Art Konzentration unserer Gefühle sozusagen.

Könnt ihr mit meinem Vergleich leben oder fühlt ihr euch dadurch reduziert? Viele Bands mögen es ja nicht, wenn man größere Bands als Vergleich anbringt…

Daniel: Vergleiche dienen doch nur dazu, bei anderen Leuten das Interesse für seine Musik zu wecken. Die genannten Bands sind doch gut.

Flo: Kann ich mit leben, auch wenn ich die Vergleiche etwas zu… naja… die Bands machen ja eher sphärischen oder düster vertrackten Kram, ich sehe uns halt eher eindeutig in der Noise-Hardcore-Ecke.

Wie liest sich für euch eigentlich so ein Review wie das meine, wo einfach jemand, der euch eigentlich überhaupt nicht kennt, Dinge zwangsläufig unterstellt, indem er schreibt, ihr klingt nach X und Y und die Songs A und B würde Dieses und Jenes aussagen? Ich meine, ihr seid eine relativ junge Band, ihr habt grad euer Debüt raus und freut euch sicher über jegliche Art der Werbung in Form von Artikeln, aber wurmt es nicht manchmal, wenn in solchen Reviews Dinge stehen, die ihr eigentlich komplett anders seht oder die ihr euch anders gedacht habt?

Christoph: Na ja, jeder hat halt seine eigene Art über Musik zu denken… manchmal ist man sich einig, manchmal steht man aber auch alleine da mit seiner Meinung.

Christian: Es gibt natürlich oft positive wie auch negative Seiten an Reviews. Natürlich wurmt es einen wenn man mit einer Band verglichen wird, an die man selber beim Hören nicht mal ansatzweise denken würde. Aber die Betrachtung von Musik ist halt genauso subjektiv, wie die eigene Meinung über ganz andere Themen.

Flo: Das ist doch grade der Sinn eines Reviews. Man sollte dort versuchen, möglichst objektiv die Musik zu beschrieben. So weckt man dann vielleicht das Interesse bei Leuten, die mit solcher Musik etwas anfangen können und sich einfach noch für Musik interessieren und gerne neue Bands kennenlernen. Da sind auch Vergleiche notwendig, und die können natürlich nicht immer unseren Geschmack treffen. Aber so ist das doch im Leben, jeder hat seine eigene Sichtweise und für den einen hört sich unsere Musik nach so Sachen wie BOTCH und COALESCE an, andere fühlen sich dann halt eher an so Sachen wie CULT OF LUNA und NEUROSIS erinnert. Ich finde es persönlich immer interessant, an was die Leute so denken wenn sie unsere Musik das erste Mal hören.

Seid ihr denn mit meinem Review zufrieden? Wenn nicht rundum, was stört euch?

Daniel: Doch schon. Genau gefragt und es scheint mir so, als wenn da jemand nicht einfach nur „irgendwas“ schreiben will.

Flo: Ist doch ein recht gutes Review. Scheinst dich mit der Platte beschäftigt zu haben und mit Vergleichen wie NEUROSIS und besonders COALESCE zeigst du, dass du Verständnis für solche Musik hast. Aber halt um es noch mal auf dein Review zu beziehen: Hits und Hooklines wird man in unserer Musik nicht finden. Wir schreiben die Musik nicht mit diesen Ambitionen. Bei uns kommt einfach das raus was kommt, wenn wir zusammen Musik machen und wir klingen nun mal nach UNS.

Ich stehe ja sehr auf diesen Stil, den ihr spielt und habe zum Ende des Reviews auch ein wenig kritisiert, dass mir oftmals die Feinheit in der Dynamik fehlt, also ein Bisschen das Auf und Ab und nicht nur die ganze Zeit die volle Breitseite. Klaro zieht ihr einem nicht durchgehend die Keule über den Schädel, aber etwas mehr Feingefühl, auch beim Gesang, wäre sicher hilfreich, um der Musik einen noch lebendigeren Kick zu verpassen, finde ich. Wieso habt ihr genauso hart agiert, wie ihr es auf „Anchors“ macht?

Christoph: Weil es 1:1 das ist, was ich in dem Moment gefühlt habe, als ich es zum 1. Mal gespielt habe!

Christian: Ganz ehrlich gesagt, will ich da gar nicht mehr „Feingefühl“ drin haben als es so ist. Umso mehr du nach den Schemen arbeitest wie es andere tun, umso weniger klingst du am Ende nach dir selbst. Meiner Meinung nach haben wir alle genau das in die Musik gelegt, was in dem Moment in uns vorging. Wüsstest du was wir uns teilweise für Bilder zu den einzelnen Songs ausgemalt haben, dann ist es ganz eindeutig, wieso die Musik am Ende so klingt, wie sie klingt.

Flo: Ich persönlich finde unseren Sound recht individuell, auch die Vocals, gerade heutzutage wo sich viele Sänger einfach gleich anhören, Gekeife und Gegrunze ohne Ende wo man null versteht. Grade wenn man sich mit unseren Texten auseinandersetzt wird man einiges an Dynamik besonders in den Vocals finden, dass Sachen besonders betont werden oder halt Sinn ergeben, warum sie so gemacht sind.

Wie würdet ihr den Stil benennen, den ihr spielt? Was für Musik machen DEAD FLESH FASHION? Irgendsowas wie Post-Hardcore vielleicht, um bei angesagten Bezeichnungen zu bleiben…?

Christian:: Postsludgedoomnoise-irgendwas. Keine Ahnung…

Christoph: Ich könnte mit dem Oberbegriff Hardcore leben. Da steckt Leidenschaft drin, Message und Energie.

Kommen wir zum Namen… Sicherlich wurdet ihr darauf schon angesprochen. Wie um Himmels Willen kommt man auf den Namen DEAD FLESH FASHION und wo seht ihr da die Verbindung zu euer Musik?

Christoph: Da verweise ich gerne auf Patrick, unseren Sänger…..der kann das besser erklären als ich….

Christian: Ich denke, ich spreche da für alle wenn ich dieses „Secret“ nicht lüfte, sondern denen überlasse, die sich ihre eigenen Gedanken zum Namen und den Themen der Texte machen möchten. Aber es gibt auf jeden Fall eine tiefere Bedeutung hinter dem Namen, so viel darf gesagt sein.

Dead Flesh Fashion

Wie schwer war es für euch als „Neulinge“ in Sachen professionelle Veröffentlichungen das gesamte Drumherum zu organisieren. Die Produktion hat sicher einiges an Geld verschlungen, was man natürlich nicht mal eben so in der Tasche hat und gerade bei kleinen Bands sitzt das Geld der Labels auch nicht gerade locker… War das alles eher kompliziert oder ging es euch leicht von der Hand?

Christian: Wir haben halt alle für die Aufnahme ein bisschen sparen müssen um uns diesen Traum zu erfüllen. Für die restlichen Kosten der Produktion und Veröffentlichung haben wir Gott sei Dank in unserem Labelchef Chris jemanden gefunden der von Anfang an an das geglaubt hat was wir machen und mit dem wir zusammen alles nach genauen Vorstellungen umsetzen konnten. Weswegen er auch keine Kosten und Mühen gescheut hat um das Ding so raus zu bringen wie es jetzt ist, und das Ergebnis hat uns alle mehr als zufrieden gestellt.

Christoph: Jeder hat alles gegeben, um die Platte aufnehmen zu können und ich hoffe, dass man das auch hört und sieht! Denn auch beim Artwork steckt ne Menge Herzblut drin. Patrick hatte von Anfang an ein recht konkretes Bild hierzu im Kopf wie meistens und das war auch gut so, denke ich.

Verliefen die Aufnahmen zu eurer Zufriedenheit oder hängt euch immer noch etwa zwischen den Zähnen, was im Nachhinein nicht so geklappt hat wie ihr euch das gewünscht und vorgestellt habt? Ist das Album zu 100% so wie ihr es wolltet?

Flo: Wir wollten mit unserer ersten Platte ein ehrliches, rohes und natürlich klingendes Statement abliefern. Deshalb haben wir die Tonmeisterei gewählt und alle Songs live eingeprügelt. Diese Platte spiegelt von der ersten bis zu letzten Sekunde all das wieder, was wir in unserm bisherigen Band-Bestehen erreicht haben und wir wollten, dass man beim Hören merkt, dass da noch Menschen hinter sind, dass man jeden gegriffenen Ton hört und sich das Schlagzeug noch wie ein echtes Schlagzeug anhört und nicht wie dieser ganze getriggerte und programmierte Scheiß heutzutage. Von daher ja, wir sind 100% zufrieden mit dem, was bei den Aufnahmen rausgekommen ist. Wenn ich es in der Hand halte zuhause, bin ich jedes Mal mehr als zufrieden und stolz!

Christoph: Also ich persönlich bin sehr zufrieden. Ich hatte ein großartiges Drumset, eine helfende Hand, Henner, und bin sehr froh, dass wir in der Tonmeisterei aufgenommen haben. Besseren Sound für unsere Musik gibt es einfach nicht…

Wie ist das überhaupt mit den Songs bei DEAD FLESH FASHION… wie muss man sich den Entstehungsprozess vorstellen? Ihr geht in den Proberaum, pafft ein paar Fluppen und dann zockt ihr los, bis alles stimmt oder überlegt ihr schon akribisch wie ein Song zu funktionieren hat?

Daniel: Ich als einziger Raucher bei uns könnte mir das so gut vorstellen… Nein, nein. Alles läuft so gesund wie bei fast jeder Band ab, die ich persönlich kenne. Mal eine einzige Freude mit kreativen Ideen bei der Probe, manchmal ein langer, nerviger Prozess. So ist das halt, wenn man nicht mit Benzin oder Batterien funktioniert.

Christian: Das ist halt so ne Sache. Am wichtigsten ist es auf jeden Fall mal, dass wir alle zusammen sind. Ansonsten funktioniert das bei uns nicht so richtig. Dann müssen wir alle noch die richtige Stimmung erwischen oder das passende Bild vor Augen haben um einem Song das nötige Leben einzuhauchen. Bei uns raucht nur einer.

Diese Art Musik die ihr spielt, erfreut sich zunehmend größerer Beliebtheit. Habt ihr nicht ein wenig Angst, als eine von vielen abgestempelt zu werden?…Oder das Gegenteil: Was macht euch eurer Meinung nach so gut, dass man die Musik von DEAD FLESH FASHION im Auge behalten oder eben sogar kaufen sollte?

Flo: Ganz ehrlich interessiert es mich nicht groß, was Leute über uns denken. Es gibt auf der einen Seite Leute die noch Herz und Verständnis für Musik als Kunstform haben und dann diejenigen, die sich alle 2 Wochen was neues rauspicken was sie cool finden um es ihren Freunden zeigen zu können. Und die gibt es in jedem Genre. Meiner Meinung nach wird aber irgendwann der Tag kommen wo sich Qualität wieder durchsetzen wird, wo gute Bands, die noch etwas zu sagen haben, wieder mehr Gehör finden. Weil die ganzen Trendaffen sich längst ne neue Spielwiese gesucht haben werden. Auf kurz oder lang werden die Leute genug davon haben, dass sich 90% aller Bands da draußen gleich anhören und nix mehr zu sagen haben.

Daniel: Es wäre natürlich trotzdem schön, wenn es Leute da draußen gibt, die unser Album für sich entdecken und uns bei ner Show mal ne Chance geben. Sonst gibt es tierisch Stress mit meiner Mama.

Ich drücke euch jedenfalls die Daumen für die Zukunft und hoffe, dass es noch viel Gutes von DEAD FLESH FASHION zu hören geben wird. Vielen Dank für das Interview!

Dead Flesh Fashion: Danke Dir auch, für das Interesse und fürs Nachhaken.

www.deadfleshfashion.com
www.myspace.com/deadfleshfashion

14.10.2008

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