Dimension Zero
Interview mit Jocke Göthberg zu "He Who Shall Not Bleed"

Interview

DIMENSION ZERO, die Band um die beiden Gitarristen Jesper Strömblad (IN FLAMES) und Daniel Antonsson (SOILWORK), hat es doch noch geschafft, ihr drittes Album „He Who Shall Not Bleed“ in Europa zu veröffentlichen. Fast sah es schon aus, als ob es nur als Japan-Import den Weg in die heimischen Musikanlagen finden würde. Ziemlich erleichtert zeigt sich auch Sänger Jocke Göthberg (ex-MARDUK), der für die verspätete Veröffentlichung eine einfache Erklärung parat hat.

Dimension Zero

Dimension Zero

Hi Jocke, wie geht’s?

Mir geht’s gut! Ich bin gerade zuhause und werde wahrscheinlich den ganzen Abend am Telefonhörer hängen, hehe!

Um direkt zum Thema zu kommen: Euer drittes Album „He Who Shall Not Bleed“ habt Ihr vor fast zwei Jahren aufgenommen. Bislang ist es aber nur in Japan erschienen. Was ist das für ein Gefühl, dass es nun doch noch in Europa veröffentlicht wird?

Ja, es ist schon eine wirklich coole Sache, weil wir uns fast schon damit abgefunden hatten, dass es gar nicht mehr veröffentlicht wird. Die Aufnahmen liegen ja schon ziemlich lange zurück, und seitdem gab es einige Turbulenzen. Aber jetzt ist es einfach großartig, dass das Album nicht vergessen wurde und die Leute immer noch daran interessiert sind, obwohl es ja schon seit August 2007 als Japan-Import erhältlich ist. Es ist also richtig cool, dass es endlich auch in Europa rauskommt.

Was war eigentlich der Grund, warum das Album mit solch einer Verspätung veröffentlicht wird?

Der Hauptgrund war, dass wir unseren Vertrag mit Regain Records aufgelöst hatten. Wir hatten keinen Plattenvertrag in der Tasche, wollten aber ein Album aufnehmen. Wir haben es also selbst finanziert und wollten anschließend das fertige Produkt anbieten. Und da lag das ganze Problem: Weißt Du, wir wissen schon sehr genau, wie wir ein Album aufnehmen müssen, aber wir haben echt keinen Schimmer, wie wir es verkaufen sollen. Keiner von uns wusste so recht, wie wir es veröffentlichen könnten, und keiner hatte so recht Zeit, sich darum zu kümmern, einen Plattenvertrag an Land zu ziehen. Du kannst sagen, dass wir es verbockt haben, haha!

Aber Ihr wolltet das Album auch nicht selbst veröffentlichen?

Nein, das wäre zu viel Aufwand gewesen, und wie ich schon sagte, hatten wir nicht so viel Zeit, um uns darum zu kümmern. Es wäre wirklich zu aufwendig gewesen, das ganz allein zu machen.

Letztlich seid Ihr mit Vic Records in Kontakt gekommen…

Ja, das kam über unseren Drummer Hans [„Hasse“ Nilsson]. Vic Records haben zunächst nur ein wenig sondiert, uns dann aber einen wirklich guten Plattenvertrag angeboten.

Beschreibe bitte „He Who Shall Not Bleed“ in wenigen Worten!

[überlegt einen Augenblick] Man kann sagen, dass es sehr direkt und zielgerichtet ist, mehr als die Vorgängeralben. Es ist einfach sehr kompakt. Es ist ja sehr kurz, genau so wie wir es mögen, hehe!

Um zunächst zu den Texten zu kommen: Kannst Du mir einen kleinen Einblick geben, worum es sich bei Deinen Texten für DIMENSION ZERO handelt?

Die Texte, die ich für DIMENSION ZERO schreibe, handeln eigentlich seit Anbeginn immer von den selben Dingen: Es sind alles sehr persönliche Ansichten über den Tod und die Angst, die davon ausgeht. Besonders auf der neuen Platte hat es aber einen sehr misanthrophischen Touch, es geht um die Furcht vor und den Hass auf die Menschheit. Es geht darum, dass wir uns auf diesem Planeten selbst zerstören.

Das Album beginnt ja mit dem Ausspruch: „The only good human is a dead human“…

Ja, genau. Das reflektiert eigentlich das gesamte Album. Es erzählt Dir quasi, was Dich in der nächsten halben Stunde erwartet. Die Passage ist übrigens einem Film [„Die Rückkehr zum Planet der Affen“, 1969] entlehnt. Ich habe die Stelle schon vor ein paar Jahren gefunden und dachte mir immer, dass das einfach perfekt als Opener für ein DIMENSION ZERO-Album passen würde. Und genau jetzt passte er wunderbar zu den Texten.

Gibt es denn in den Texten eine durchgehende Geschichte?

Nein, im Sinne eines Konzeptalbums nicht gerade, aber alle Texte hängen schon zusammen. Sie folgen derselben Idee und geben dieselbe Sichtweise wieder.

Wenn Du auf musikalischer Ebene „He Who Shall Not Bleed“ mit „This Is Hell“ vergleichst – wo liegen in Deinen Augen die Hauptunterschiede?

Der Hauptunterschied ist sicherlich, dass „This Is Hell“ komplett aus der Feder von unserem ehemaligen Gitarristen Glenn [Ljungström] und unserem anderen Gitarristen Daniel Antonsson stammte. Jesper [Strömblad, Bass/Gitarre] hatte nur einen Song beigesteuert. Dieses Mal war es so, dass Jesper und Daniel alles zusammen komponiert haben. Dadurch sind die Songs wesentlich kompakter und direkter geworden, und ich würde sogar sagen, es sind einfach bessere Songs. Auf dem „This Is Hell“-Album sind viele Passagen gar nicht richtig durchdacht. Sie sind sogar überflüssig, wenn Du mich fragst. Einige Songs hätten wesentlich kürzer ausfallen sollen.

Aber das sagst Du jetzt nicht, weil Ihr Euren damaligen Hauptsongwriter Glenn aus der Band geschmissen habt?

Nein, absolut nicht! Wenn man ein Album schreibt und die Sachen dann probt, sieht man sie ja nicht aus der Sicht eines neutralen Zuhörers. Du bist einfach nicht objektiv und reflektierst das, was Du Dir ausgedacht hast. Du hältst die neuen Stücke für toll, hast aber einfach noch nicht die Distanz zu ihnen. Dieses Mal haben wir verstärkt an diese Perspektive gedacht und versucht, aus den Songs genau jene Stellen herauszufiltern, die nichts mit dem Song zu tun haben. Es hatte etwas davon, seine Liebsten umzubringen.

Habt Ihr vorher die musikalische Richtung innerhalb der Band abgesteckt, oder war das eine Sache, die Eure Gitarristen Jesper und Daniel diesmal übernommen haben?

Wir haben uns schon überlegt, wie wir das neue Album angehen. Es war so, dass das „This Is Hell“-Album komplett im Proberaum entstanden ist. Diesmal haben sich Jesper und Daniel hingesetzt und haben mit Hilfe eines Drumcomputers Demos von den neuen Songs aufgenommen. Meiner Meinung nach kann man dadurch wesentlich objektiver an das neue Material herangehen. Wenn man vor dem Computer sitzt und der andere ist einen Meter entfernt, ist es wesentlich einfacher zu arbeiten.

Und als Du die Sachen das erste Mal gehört hattest…

…Ich fand sie wirklich gut! Ich hätte daran nichts ändern wollen.

Melodic Death Metal ist ja nicht gerade die neueste Entwicklung im Metal, und viele Bands, wie beispielsweise IN FLAMES, sind längst zu neuen Ufern aufgebrochen. Wie schafft Ihr es, mit DIMENSION ZERO, die ganze Sache interessant zu halten?

Man könnte sagen, dass das ohne unsere anderen Bands gar nicht möglich wäre. Jesper spielt bei IN FLAMES und möchte mit ihnen etwas erreichen, Daniel spielt bei SOILWORK und ich habe meine eigene Band NIFTERS [eine eher Rock-orientierte Band aus Norrköping], bei der ich mich zu einhundert Prozent einbringe. Wenn wir uns aber für DIMENSION ZERO zusammensetzen, können wir machen, was immer wir wollen. Und die Sache, die wir wirklich mögen, ist diese Art von Musik. DIMENSION ZERO ist wie ein Hafen, in den wir einfahren, ein Platz, an dem wir ausspannen können, wo wir einfach für den Spaß an der Sache Musik machen können. DIMENSION ZERO würden definitiv anders klingen, wenn es unsere Hauptbands nicht geben würde.

Was ist für Dich der beste Aspekt bei DIMENSION ZERO?

Für mich ist es einfach ein Ventil, Aggressionen und angestaute Energie rauszulassen. Die Konstellation bei DIMENSION ZERO ist für mich ja so besonders, weil ich hier singe. Mein Hauptinstrument sonst ist ja das Schlagzeug, und ich fühle ich mich in erster Linie als Drummer. Das mache ich, seit ich zehn Jahre alt bin. Als Sänger bin ich ja erst seit 1994 oder so unterwegs [MARDUK – „Those Of The Unlight“, 1993]. Ich fühle mich hinter dem Drumkit einfach wohl, aber dennoch ist es einfach ein großer Spaß, als Fronter bei einer Band unterwegs zu sein. Wir spielen ja gar nicht so oft live, aber wenn wir mal auf der Bühne stehen, dann ist es einfach großartig, vorne auf der Bühne zu stehen und dort mit den anderen Jungs durchzudrehen.

Also ist es für Dich nicht komisch, dass Hans der Drummer bei DIMENSION ZERO ist…

Nein, niemals! Ich habe mit ihm auch niemals über das Drumming diskutiert. Ich sage nur manchmal, wenn mir etwas gut gefällt.

Um mal ein wenig in Deiner Vergangenheit zu kramen: Du hast 1995 bei CARDINAL SIN gespielt. Gibt es die Band noch oder habt Ihr sie zu Grabe getragen?

Ich denke mal, dass CARDINAL SIN Geschichte sind. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was mit John Zweetsloot [Gitarrist und Initiator von CARDINAL SIN] passiert ist, ich habe mit ihm vielleicht vor zehn Jahren das letzte Mal gesprochen, haha! Wahrscheinlich würde er sich jetzt auch andere Mitmusiker suchen, wenn da nochmal irgendetwas passieren sollte. Das letzte, was ich von John gehört habe, waren im Jahr 2000 irgendwelche Gerüchte, dass er in Norwegen als Fischer arbeitet. Keine Ahnung, ob das stimmt, hahaha!

In der Zwischenzeit ist ein anderes Mitglied von CARDINAL SIN, Devo Andersson, zu Deiner ehemaligen Band MARDUK zurückgekehrt. Hat Morgan [Håkansson, Gitarrist bei MARDUK] eigentlich bei Dir angerufen, als der Sängerposten bei MARDUK vakant war?

Nein, überhaupt nicht! Wahrscheinlich haben das viele Leute gedacht, als Erik bzw. Legion MARDUK verlassen hatte oder er rausgeworfen wurde, dass ich zurückkehren würde. Ich hatte damals ja eine Gastperformance bei MARDUK auf dem Party.San-Festival, und danach wurde meine angebliche Rückkehr im Internet schon heiß diskutiert, was ich wiederum ziemlich lustig fand… Aber das ist eine Sache, die abgeschlossen ist. Ich habe da einfach kein Interesse dran, wieder in eine alte Band zurückzukehren. Damals habe ich MARDUK verlassen, weil ich das langsam langweilig fand, und ich würde niemals wieder zurückkehren. Trotzdem war es eine coole Sache, bei einem Song [„Cold Mouth Prayer“] auf dem neuen MARDUK-Album zu singen.

Kommen wir zurück zu DIMENSION ZERO: Wann kommt Ihr denn mal auf Tour nach Deutschland?

Puh… das ist wirklich eine schwierige Frage. Mit DIMENSION ZERO ist das wirklich schwer zu realisieren. Wir haben ja alle unsere Hauptbands, mit denen wir eigentlich vollzeit ausgelastet sind. Wir müssen also immer irgendwelche Lücken in unseren Terminkalendern finden, um ein paar einzelne Gigs zu spielen. Aber dieses Jahr wird das wohl nichts mehr, hehe. IN FLAMES wird dieses Jahr noch auf Europatour gehen, und sie werden wohl bis September nächsten Jahres durchtouren… Aber vielleicht tun sich da ein paar Lücken auf, um mit DIMENSION ZERO ein paar Einzelgigs zu spielen.

Habt Ihr andererseits für DIMENSION ZERO schon neue Songs geschrieben?

Ja, auf jeden Fall! Jesper schreibt eigentlich die ganze Zeit an neuen Sachen, ich habe neue Texte zusammen… Wir werden also auf jeden Fall ein neues Album aufnehmen, aber es ist einfach sehr schwierig, dafür jetzt schon eine Lücke in den Terminkalendern zu finden. Aber wir werden Zeit dafür finden, weil wir DIMENSION ZERO wirklich lieben!

Du versprichst also ein neues DIMENSION ZERO-Album aufzunehmen…

Genau das mache ich! Wenn die anderen daran kein Interesse haben, dann werde ich es selbst aufnehmen, hahaha!

Danke für das Interview! Die letzten Worte gehören Dir!

Vielen Dank für Euer Interesse an DIMENSION ZERO! Ich hoffe einfach mal, dass Euch das neue Album gefällt! Danke!

15.09.2008

- Dreaming in Red -

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