Dust Bolt
"Wir zünden die Granate"

Interview

Über die dritte Platte sagt man ja gerne, dass sie den Verlauf einer Band nach dem „Make It Or Break It“-Prinzip bestimmt. Ihr seid jetzt bei Album Nummer vier. Habt ihr denn das Gefühl, es geschafft zu haben?

Lenny: So denken wir nicht. Die Frage ist immer, in welcher Relation man das sieht. Also „geschafft haben“ in Relation zu was oder wem. Bei uns gibt es ein paar Baustellen. Der Knackpunkt sind wir vier. Wir haben vor zwölf Jahren mit 13 angefangen zusammen Musik zu machen und das immer aus Freude an der Musik. Das geilste ist für uns, dass wir vier das nach wie vor zusammen machen und machen können.

Dann ist für uns das wichtige, uns immer weiterzuentwickeln, geile Musik zu machen, coole Alben zu machen, Spaß zu haben und kreativ zu sein. Dann gibt’s natürlich Sachen wie die US- oder Asien-Tour. Das sind alles Orte und Momente, die wir nie gesehen oder erlebt hätten, wenn wir uns nicht zehn Jahre den Arsch für diese Band aufgerissen hätten. Wir sitzen in Taiwan in einem coolen Club und dürfen dort eine Show als Headliner spielen. Was will man mehr? Für uns geht’s mehr um die Dinge, die man für Geld nicht kaufen kann.

Wie war denn eure Asien-Tour überhaupt? Ihr seid ja seit ein paar Tagen erst zurück.

Lenny: Anstrengend, hehe! Ne, supercool. Wir sind positiv überrascht. Ich bin da völlig locker ohne Erwartungen ran gegangen. Wir wussten, dass das anstrengend wird, weil wir zehn Tage mit zehn Flügen hatten und vier Mal eine Nacht durchmachen und am nächsten Tag spielen mussten. Wir haben dann Häppchenweise versucht mal ein oder zwei Stunden zu schlafen. Aber wahnsinnig geile Leute. Es war total spannend. Wir haben super Leute kennengelernt und ein sehr enthusiastisches Publikum gehabt und sehr viel neues entdeckt. Es hat riesen Spaß gemacht.

Wie waren denn die Shows im Vergleich zu Auftritten hier in Deutschland zum Beispiel?

Lenny: Du hast da natürlich einen Exotenstatus, sag ich mal. Wobei das von Land zu Land unterschiedlich ist. In China haben viele Leute Bock auf Thrash Metal oder auf Metal an sich. Die haben nicht die Möglichkeiten wie wir hier, sich jedes Album auf Youtube oder Spotify anzuhören. Das ist das ganze echt noch schwieriger. Deshalb merkst du, dass die total heiß drauf sind. Wenn die Show los geht, ist totale Freude da, dass die das Konzert erleben dürfen.

Da sind wir natürlich total verwöhnt, denn wir können hier jede Woche auf drei Konzerte gehen. Auch in Japan ist das eine andere Sache. Da bringen die Leute Geschenke für die Band mit auf das Konzert. Jeder will zehn Fotos und 50 Autogramme, weil die einfach total euphorisch sind. Du könntest drei Stunden spielen und die würden drei Stunden lang abgehen, weil die einfach richtig Bock haben.

In den letzten Jahren sind aus Bayern ja einige coole Thrash-Newcomer gekommen. DUST BOLT sind jetzt zwar keine mehr. Aber nach euch kamen beispielsweise noch ANTIPEEWEE, BATTLECREEK, TOXIC WALTZ und MYNDED. Wie nehmt ihr die lokale Szene bei euch in der Ecke wahr?

Lenny: Die TOXICs, BATTLECREEK, ANTIPEEWEE, MYNED – wir kennen uns alle und lieben uns alle. Wir sind super Freunde. An sich ist das eine voll geile Sache, dass aus der Ecke hier so viele coole Bands kommen. Aber heutzutage setzen sich nur die größeren Shows durch. Als wir angefangen haben, gab es noch mehr Underground Shows. Da war auch die Szene rund um die Jugendzentren noch größer und die Leute sind da regelmäßig zu Konzerten gegangen. Das stirbt ja gerade leider aus.

Aber das war cool. Da hatten wir mehr diese kleinen familiären Events. Und jetzt ist in München viel im Backstage. Aber das man selber was aufzieht wird seltener. Aber wir und alle diese Bands, die du gerade genannt hast, haben die gleichen Probleme. Wir werden leider alle älter und sind immer mehr mit Sachen außerhalb der Band eingespannt: Über die Runden kommen, klar kommen, Jobs und sonstiges. Da ist nicht mehr die Zeit da, dass man sich jedes Wochenende zum grillen und saufen trifft, wie es früher vielleicht war.

Obwohl man mit zunehmendem Alter immer mehr Verantwortung übernehmen muss, schafft ihr es regelmäßig mit DUST BOLT Platten zu veröffentlichen und auf Tour zu gehen. Wie bekommt ihr das denn noch unter einen Hut?

Lenny: Äh, gar nicht, haha! Es ist wirklich schwierig. Wir haben vor allem letztes Jahr gemerkt, dass das auch an unsere Grenzen ging. Wir waren vier Wochen im Studio, um das Album aufzunehmen. Danach sind wir direkt nach Holland gefahren, um ein Festival zu spielen. Am nächsten Tag sind wir zurückgefahren und nach Amerika geflogen, wo wir fünfeinhalb Wochen auf Tour waren. Zu Hause hatten wir einen Tag frei und dann zwei Shows mit EXODUS gespielt.

Nach diesen drei Monaten bist du auf einmal wieder zu Hause. Dann fällt dir auf: „Ich muss Miete zahlen und hab kein Geld, um die Miete zu zahlen.“ Zwei von uns hatten zu dem Zeitpunkt wirklich kein zu Hause mehr, keine eigene Wohnung oder WG. Dann waren wir schon erst mal ganz schön am Sack. Wir haben das dann alles irgendwie auf die Reihe gekriegt und durchgeboxt. Aber das war sehr anstrengend und hart. Es gibt quasi keine Pause. Man geht seinem normalen Job nach und in jeder freien Minute ist quasi Band angesagt.

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17.01.2019

"Irgendeiner wartet immer."

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