Evocation
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Interview

Totgesagte leben länger. Dieses Sprichwort passt auf EVOCATION wie die Faust aufs Auge. In der Blütezeit des schwedischen Death Metals gestartet, mit zwei tollen Demos in der Hinterhand, löste sich die Band aufgrund musikalischer Differenzen wieder auf, und die einzelnen Mitglieder verfolgten unterschiedliche Projekte/Bands. Einem kleinen Undergroundlabel, welches die Demos wieder veröffentlichen wollte, verdanken wir letztendlich, dass inzwischen das zweite Album namens "Dead Calm Chaos" erschienen ist. Wir sprachen mit Gitarrist Marko Palmén.

EvocationHallo! In welchem Zeitraum entstanden die Songs zum neuen Album „Dead Calm Chaos“? Habt ihr auch ältere Songs aus Demozeiten oder Teile von Stücken verwendet?

Hi! Fast alle Songs wurden geschrieben, bevor „Tales From The Tomb“ veröffentlicht wurde. Nachdem wir mit den Aufnahmen zu „Tales From The Tomb“ im Dezember 2006 fertig waren, hatten wir außer den Arbeiten am Feinschliff vom Sound nichts mehr weiter zu tun, als begannen wir, neue Songs zu schreiben. An die 90% von „Dead Calm Chaos“ war dann bis April 2007 fertig gestellt. Wir verwendeten noch einige ältere Riffs in neuen Stücken, die es nicht auf „Tales From The Tomb“ schafften, aber ich denke, das war dann auch schon alles. Von den frühen Neunzigern haben wir nichts verwendet.

Ich denke, die neuen Songs sind dynamischer, etwas melodischer, das Tempo variiert mehr und die Gitarrensoli sind viel besser. Kannst du dem zustimmen? Worin siehst du selbst die Unterschiede zwischen „Dead Calm Chaos“ und „Tales From The Tomb“?

Yeah, ich denke du hast es auf den Punkt gebracht. Wie du schon gesagt hast, ist das neue Album variabler, dynamischer und die Soli haben sich immens weiterentwickelt. Ich denke, das ist eine natürliche Entwicklung für uns, da wir bessere Musiker wurden. Die Soli wurden richtig großartig für dieses Album, und ein Faktor hierfür war sicherlich unser Studiogast Anders Björler (AT THE GATES/THE HAUNTED, Anmerk. d. Verf.), welcher uns wirklich die Augen für einige verschieden Richtungen geöffnet hat.

Stichwort Gäste: Für das neue Album „Dead Calm Chaos“ gaben sich ja die berühmten Gäste Anders Björler (AT THE GATES/THE HAUNTED) und Dan Swanö (Ex-BLOODBATH, EDGE OF SANITY) im Studio die Klinke in die Hand. Wie kam es zu diesen Ideen? Kennt ihr die Jungs schon länger und wie war es mit ihnen zu arbeiten?

Ich denke die Idee kam uns irgendwann während der Proben oder so. Anders ist ein alter Bekannter von Thomas (Josefsson, Anmerk. d. Verf.), unserem Sänger. Wir trafen ihn nach einer Show von THE HAUNTED in Göteborg. Ich und Janne (K. Bodén, Schlagzeuger, Anmerk. d. Verf.) fragten ihn einfach, ob er daran interessiert wäre, und er sagte sofort zu und meinte, dass das eine coole Sache wäre. Einige Monate später kam er in unser Studio, bevor THE HAUNTED eine Show in unserer Heimatstadt Borås spielten. Direkt nach dem Soundcheck traf er ein. Er ist ein wirklich netter Kerl, mit dem man unbeschwert arbeiten kann, und er ist sehr professionell bei allem, was er tut.

Dan Swanö ist mit niemandem von EVOCATION bekannt, aber wir wissen von Freunden, dass er „Tales From The Tomb“ wirklich sehr gerne mag. Wir kontaktierten ihn einfach per Email und er akzeptierte unsere Einladung zum Gastsänger auf „Dead Calm Chaos“. Dan Swanö machte all seine Aufnahmen in seinem eigenen Studio, aber Junge, es wurde richtig großartig!

Wovon handeln die Texte?

Ich denke, die beste Person diese Frage zu beantworten wäre Thomas, welcher so ziemlich alle Texte schreibt. Einige Texte handeln vom Christentum und Scheinheiligkeit. Ich denke, sie beinhalten so ziemlich die Gedanken von Thomas, wie er die Welt sieht und die Leute, welche er trifft.

Das tolle Cover stammt ja von Travis Smith (OPETH, DEATH, ANATHEMA, KATATONIA). Wie kam der Kontakt zustande? Hattet ihr selbst einen Einfluss auf die Covergestaltung, oder hat es Travis komplett selbst erschaffen und euch abgeliefert? Und natürlich: Warum erblicken wir dort gerade einen Engel?

Der Kontakt kam per Email zustande, wir fragten ihn, ob er an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert wäre. Es war ein ziemlich langer Prozess, ihn dazu zu überreden, da er heutzutage bis über den Kopf voller Arbeit steckt, hehehe. Als wir ihm aber letztendlich unsere Idee präsentierten zeigte er sich doch sehr interessiert und entschied sich dazu. Die Idee stammt im Grunde von Thomas, wobei sie im Verlauf etwas verändert wurde. Travis setzte dann die Idee um, welche einfach nur cool wie die Hölle aussieht, wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat. Der Engel ist ein Resultat der Vision von Thomas über den Albumtitel „Dead Calm Chaos“.

Wie waren eure Auftritte in Wacken und auf dem Zabbaduschder? Was gefällt dir besser, ein kleines Konzert geben oder in Front von tausenden von Leuten zu spielen?

Die Gigs waren cool, wie immer in Deutschland. Ich denke, Deutschland muss wohl zum Spielen für eine Band wie uns das beste Land auf der Welt sein. Die Fans kennen immer unsere Songs und man trifft immer wieder viele coole Leute, welche uns einfach mögen, Hardcore Fans des traditionellen schwedischen Death Metals!

Es ist für mich schwierig zu sagen, was mir mehr gefällt, ob ich nun lieber vor einer kleinen oder einer großen Menge spiele. Ich schätze, das hängt vom Veranstaltungsort ab. Zum Beispiel waren die Gigs auf dem NRW Deathfest und dem Zabbaduschder cool wie die Hölle, da das Publikum wirklich fantastisch war. Ich liebe es aber auch, bei großen Veranstaltungen wie dem Wacken und Way Of Darkness zu spielen und eine Art Massenhypnose im Publikum zu sehen, die ganzen Circle Pits etc.

Wenden wir den Blick zurück in die Vergangenheit. Ihr habt 1991 EVOCATION gegründet. Bitte erzähle uns, wie es damals war, als die Band die ersten Schritte machte, und wie es damals in den glorreichen frühen Tagen der schwedischen Death-Metal-Szene war!

Yeah, das waren die Tage, hehehe! EVOCATION wurde von einem Haufen Freunde gestartet, welche sich alle für Death Metal und Skaten interessierten. Wir hingen zusammen rum und trafen uns bei Auftritten von Bands wie CARCASS, GROTESQUE usw.

Irgendwann kam irgendjemand auf die brillante Idee, eine Band zu gründen, da keine der Gruppen, in welchen wir damals spielten, besonders gut lief. Sobald wir zusammen spielten floss die Inspiration und es fühlte sich wie Magie an.

Es war cool wie Hölle damals, in diesen frühen Tagen, als die Szene zu existieren begann. Es gab viele coole Undergroundkonzerte mit Bands und Leuten, welche man heutzutage als Legenden bezeichnet. Manchmal, wenn wir heutzutage Live spielen, bekomme ich das Gefühl, dass es wieder von Vorne beginnt…

Aber schon 1993 hatte sich die Band aufgrund von musikalischen Differenzen aufgelöst. Der eine Teil von EVOCATION wollte weiter dem „Left Hand Path“ folgen, was war dann der musikalische Pfad des anderen Teils der Band?

Ich denke, jeder von uns war ziemlich verärgert darüber, wie sich die Dinge um und mit EVOCATION entwickelten, es fühlte sich wie unerledigtes Geschäft an. Das andere Zeug, was die Jungs in den ganzen Jahren dazwischen taten hatte also nur den Grund, lieber irgendwas zu tun, als gar nichts zu tun. Die Sachen waren uns nicht wichtig. Death Metal auf die Art und Weise, wie es gemeint ist, das war immer das Wichtigste für uns.

Stell dir vor, es hätte kein Kontaktaufnahme von Breath of Night Records bezüglich der Wiederveröffentlichung eurer Demos gegeben, denkst du, du wärst jetzt trotzdem hier mit der Band? Wart ihr in all den Jahren nach der Auflösung in Kontakt miteinander?

Du sprichst einen wirklich guten Punkt an. Ich und die anderen Jungs haben auch schon öfters genau darüber nachgedacht und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob wir ohne diese Wiederveröffentlichung der Demos wieder am Start wären. Wir waren aber alle in Kontakt untereinander, auch wenn es manchmal eher seltener der Fall war. Aber die Veröffentlichung der Demos zeigte uns, was wir vollenden mussten, was nicht fertig war, damals in den frühen Tagen. Also yeah, Breath of Night sind sehr stark für die Reunion von EVOCATION verantwortlich.

Es scheint, als ob ihr eine beachtliche Menge an Konzerten mit anderen legendären schwedischen Death-Metal-Bands gespielt habt. Wie war es, mit anderen gleich gesinnten Underground Acts wie bspw. DISMEMBER, LIERS IN WAIT, CEREMONIAL OATH und DARK TRANQUILLITY zu spielen? Welches war der speziellste, denkwürdigste Auftritt damals?

Es war verdammt cool in diesen frühen Tagen und wir spielten so einige denkwürdige Auftritte damals. In den frühen Neunzigern waren alle Bands, welche du genannt hast, noch Demo-Bands und wir waren mit ihnen allen befreundet. Wir hatten immer gemeinsam eine gute Zeit während der Shows und unterstützen uns wirklich gegenseitig, wie wir beispielsweise Konzerte organisierten usw.

Der denkwürdigste Auftritt war der im Gamlestadens Folkets Hus in Göteborg zusammen mit DISMEMBER, DARK TRANQUILLITY, CEREMONIAL OATH, EXEMPT und CAEDES. Die Leute flippten aus, es gab viele Stagediver und überall kreisten die Köpfe, verrückt wie die Hölle! Jedes Mal, wenn ich jemanden aus einer Band treffe, welche damals spielte, kommen wir immer wieder auf dieses Konzert zu sprechen, hehehe. Ein Abend, der es wert ist, sich ein ganzes Leben lang daran zu erinnern.

Mit welchen alten Hasen der schwedischen Death-Metal-Szene hängst du so rum?

Nun, ich hänge nicht wirklich groß mit anderen old school Leuten rum, abgesehen von meinen Kollegen von EVOCATION, aber manchmal wechsle ich zum Beispiel ein Wort mit Anders Björler. Wirklich sehr netter Typ!

Was hälst du von Gruppen, welche versuchen, den Spirit der guten alten Zeit wieder aufleben zu lassen? Beispielsweise Bands wie CHAOSBREED, MURDER SQUAD, BLOODBATH und HAIL OF BULLETS.

Ich mag das wie Hölle! Alles, was den old school schwedischen Death Metal unterstützt ist großartig! BLOODBATH mag ich wirklich sehr, ich habe fast alles von ihnen und finde es wirklich cool!

Gegen Ende des Interviews gebe ich dir einige Wörter und du sagst bitte, was dir als Erstes dazu einfällt:

ENTOMBED – Eine der besten Bands der frühen Neunziger. Ich liebe wirklich ihre ersten drei Alben, und speziell „Left Hand Path“.

AUTOPSY – Amerikanischer Death Metal

AT THT GATES – Die beste Death-Metal-Band, die jemals existiert hat! Es wird niemals ein Death-Metal-Album geben, das besser ist als „Slaughter Of The Soul“!

Stockholm – Heimat einiger meiner Lieblingsbands wie DISMEMBER, ENTOMBED…

Göteborg – Heimat meiner Lieblingsband AT THE GATES und auch die Stadt, in welcher ich viel rumhänge

Norwegen – Black Metal

Deutsches Bier – Das beste Bier der Welt!

Vinyl – Ziemlich cool, auch wenn ich keine Schallplatten anhöre, geschweige denn einen Plattenspieler besitze

Porno – Traci Lords

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Höllendank für die Unterstützung für EVOCATION! Ich hoffe, euch Leser auf unseren Shows nächstes Jahr zu sehen!

Marko Palmén – Guitars tuned in B-flat since 1991

25.10.2008

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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