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Interview mit Matt Harvey zu "Necrocracy""

Interview

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Vor kurzem haben EXHUMED mit „Necrocracy“ ihren sechsten Streich in die lechzende Grind-Menge gedonnert. Doch, viele dürften sich zumindest etwas gewundert haben. Mit verrohtem Grindgemetzel und old-schooligen Thrash-Einlagen hat die Scheibe nicht mehr allzu viel gemein. Stattdessen haben wir es hier mit einem ziemlich puren Death-Metal-Hammer zu tun, allerdings auf sackstarkem Niveau. Über die Hintergründe sprach metal.de mit Bandleader Matt Harvey.

Hey Matt! Dein letzter Kontakt zu metal.de war nach dem Album “Garbage Daze“. Damals hast du noch zuversichtlich in Richtung einer neuen Platte geschaut, doch danach folgte die Pause. Warum habt ihr euch damals für den Cut entschieden?

Nunja, es waren zu dieser Zeit mehrere Gründe, die zu der Entscheidung geführt haben. Ein Teil dessen war, dass ich gerade 30 geworden war und irgendwie so etwas wie eine Prä-Midlife-Crisis hatte. Die andere Sache war, dass zu dieser Zeit nahezu alles, was wir angefasst haben, zu Scheiße wurde. Wir hatten einige Touren, die in die Hose gingen, ein nicht unbedingt stabiles Line-Up und musikalisch sah ich mich bereit, etwas anderes zu tun. Die meisten Ideen zu Songs, die ich damals in meinem Kopf hatte, waren relativ weit von EXHUMED entfernt. 

Was waren die Beweggründe für die nachfolgende Reunion?

Die Leute haben immer wieder nach der Band gefragt, die in der Zwischenzeit so etwas Ähnliches wie ein Eigenleben entwickelte, obwohl wir gar nicht mehr aktiv waren, das war schon cool. Hauptsächlich lag es wohl daran, dass ich wieder extremere Musik machen wollte. Ich habe mit DEKAPITATOR “Storm Before The Calm” eingespielt und Bud hatte eine Band namens SCARECROW. Diese hat einige Shows in der Bay-Area gespielt und angefangen, durchaus etwas Welle zu machen. Doch dann habe ich den Fokus darauf verloren und bin eine Zeit lang nach Hawaii gegangen, wo ich meinen Kopf wieder richtig frei bekommen habe. Das war die richtige Zeit, in der ich mich wieder mit neuer Energie gefüllt gesehen habe. Es war Zeit mit EXHUMED weiterzumachen. 

”Necrocracy” ist das erste wirkliche politische Statement, das ihr mit EXHUMED herausbringt. Warum ist genau das Jahr 2013 die Zeit, in diesem Zusammenhang aktiv zu werden?

Wir hatten durchaus ein paar Songs mit politischen Untertönen über die ganzen Jahre, doch in der Tat ist es nun offenkundiger. Alle Lyrics sind im letzten Jahr während der US-Wahlperiode geschrieben worden, was einen großen Einfluss auf den Inhalt hatte. Es geht immer noch ganz klar zentral um Brutalität und Gewalt, doch die Metaphern steuern nun auf politische Hintergründe zu. Als wir “Anatomy Is Destiny” aufgenommen haben, ging es hauptsächlich um Existenzialismus, nun eben eher um Politik. Ich schreibe immer Texte über Dinge, die mich interessieren. Zuletzt war eben dieses Thema in meinen Gedanken, sodass ich es umgesetzt habe. 

Passen Politik und das über die Jahre hinweg gewachsene Schlächterimage von EXHUMED überhaupt zusammen?

Doch, das denke ich definitiv. Der politische Prozess ist ein wahrhaftiger Fleischwolf, wobei selbst der idealistischste Teilnehmer zu einem immerzu kooperierenden Lakaien reduziert wird, um im politischen Reich überleben zu können. Gar nicht zu sprechen von der US-Politik, die sich konstant um Kriege und Tod dreht, was an sich ebenfalls sicherlich ziemlich brutal ist. Und alle Dinge, mit denen wir auf “Necrocracy” zu tun haben, ob es sich um Politik an sich, den Wahlprozess oder sonst etwas handelt, sind in eine Gore-Metapher verpackt. Es sind also alles Untertöne, die keinen Menschen direkt vor den Kopf stoßen. Zusätzlich ist es keine Sache von “rechts” oder “links”, sondern einfach ein Abbild, wie jeder Partizipant seinen kranken Beitrag dazu liefert, eine solch verstörende Gesellschaft zu bilden.

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Würdest Du sagen, dass EXHUMED mit “Necrocracy” etwas ernsthafter geworden ist?

Nun, die Musik geht mehr in Richtung von typischem Death Metal denke ich. Es ist immer noch unser Grundtenor, doch die Songs haben ein bisschen mehr Spielraum um sich auszudehnen. Wir haben in jedem Fall nicht versucht, ernsthafter zu werden, viel mehr etwas mehr Heavyness zu entwickeln und mehr Groove einfließen zu lassen.

After dem eher ungezügelten und wilden “All Guts, No Glory”, ist “Necrocracy” ein mächtiger Death-Metal-Hammer geworden. Hat euer neuer Drummer, Mike Hamilton, der als echter Death-Metal-Maniac gilt, auch seinen Teil dazu beigetragen?

Mike ist auf jeden Fall ein ordentlicher Die-Hard-Death-Metal-Typ. Ich war schon sehr überrascht, wie unpassend er Sachen wie DIE KREUZEN, LARM oder anderes Punk-Zeug fand, wovon ich ausgegangen bin, dass ebendiese Sachen jeder super findet, haha! Wir haben ein paar Dinge einfließen lassen, die eher auf seine Spielweise zugeschnitten sind – mehr Double-Bass-Attacken und so weiter. 

Kannst du den Lesern einen kleinen Einblick in den Songwriting- und Aufnahmeprozess von “Necrocracy” geben?

Ich habe die meisten Riffs und Arrangements zwischen verschiedenen Touren geschrieben, was vermutlich auch der Grund für eine größere Differenzierbarkeit zwischen den Songs ist, denn die Sachen auf “All Guts, No Glory“ wurden in einer fünfmonatigen Phase geschrieben. Dann sind wir einige Wochen in den Jam-Raum gegangen – eine lange Zeit, in der wir alles mit Mike und Rob (BABCOCK, Bass/Vocals) ausgeschält und sortiert haben. Wir haben alles in denselben Studios wie “All Guts, No Glory” aufgenommen, die Drums in Kalifornien in den Trench Studios und dann alles in Arizona in den Arcane Digital Studios. Gemixt wurde es von Will Putney in New Jersey. Wir wollten einen anderen Mixer verwenden, damit wir sicher sein konnten, dass es klanglich ein anderes Bild ergibt. Die letzte Platte war genauso, wie wir sie wollten mit einem Sound, in dem alles etwa denselben Stellenwert hatte, während die neue Scheibe mehr zwischen den einzelnen Instrumenten differenziert und insgesamt etwas rauer klingt. Ich denke das ist ein cooler Kontrast.

Wer hat denn eigentlich das fette Cover für “Necrocracy” gemacht? Das Letzte hat mir eher nicht wirklich gefallen…

Relapse Records mochten das letzte Cover ebenfalls nicht, haha! Das Artwork wurde von einem Typen namens French Sayer gezeichnet, der ein Skateboard-Unternehmen unter dem Titel Witchcraft in Großbritannien besitzt. Wir haben mit Relapse sehr lange über das Cover diskutiert, bis sie vorschlugen vielleicht mit French in Kontakt zu treten. Ab diesem Punkt ging alles ziemlich schnell, denn er unsere Ideen unheimlich schnell umgesetzt. Ich finde das Cover sehr interessant, gerade weil es so anders ist, als unser Letztes. Die originale Version war noch ein bisschen mehr retro, doch die Bearbeitung hat ein tolles Ergebnis geliefert und passt wahrscheinlich noch etwas besser als unsere erste Fassung.

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Gibt es noch irgendeine Chance, dass sich irgendwann wieder klassischer Grind in euren Sound einfindet oder ist das zweifelsfrei Vergangenheit?

Du musst sehen, dass es eine Sache von Ebbe und Flut ist, nicht einfach eine lineare Progression. Ich liebe Grind, ich liebe es zu spielen und ich liebe Grind zu hören, demnach wird es immer einen Einfluss auf unsere Musik haben. Wir sind noch immer so von “Necrocracy” und dessen Release gefesselt, dass es derzeit schwer ist, über das nächste Album nachzudenken. Doch wenn die Zeit kommt, dann finde ich heraus, in welche Richtung es schließlich gehen wird.

Wann werden die europäischen Fans eigentlich wieder von ihrem EXHUMED-Durst erlöst?

Wir werden sehr bald zurück in Europa sein, Mann! Wir reden bereits darüber, irgendetwas im Herbst aufzuziehen. Zusätzlich zu einigen osteuropäischen Shows nach unserer US-Tour mit DYING FETUS im Oktober. 

Das war alles. Danke dir für das Beantworten der Fragen und euer starkes Album! Die letzten Worte sind dir!

Danke für das Interview und den Support, wir wissen das wirklich zu schätzen! Wir sind richtig heiß darauf, die Platte rauszubringen und auf Tour all euch Mutanten wieder zu treffen! Danke fürs Zuhören, Cheers!

20.08.2013

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