Geist
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Interview

Ein dicker Plattendeal, ein neuer Mann in der Band und in Kürze anstehende Aufnahmen zum dritten Album: Im Hause GEIST hat sich in den letzten Wochen und Monaten so einiges getan. Grund genug um einmal den Herrn Alboin zu bitten, uns auf den neuesten Stand zu bringen

GeistTja, dann erstmal herzlichen Glückwunsch zum Deal mit Prophecy. Wie kam es denn dazu? Waren sie Eure einzige Wahl oder hattet Ihr mehrere Kandidaten im Auge?

Vielen Dank. Wir haben seit der Veröffentlichung von “Kainsmal“ und der Trennung von unserem vorigen Label Cold Dimensions eine Menge Anfragen bekommen, insgesamt sicherlich von einem knappen Dutzend Labels. Einige davon leisten im Black-Metal-Underground hervorragende Arbeit. Wir machen aber keinen Hehl daraus, dass wir uns diesem Black-Metal-Underground nicht sonderlich zugehörig fühlen, und durchaus in vielen Dingen darüber hinaus streben. Lupus Lounge bietet für eine ambitionierte und künstlerisch offene Band ein ideales Arbeitsumfeld, weshalb wir uns ganz gezielt für dieses Label entscheiden wollten.
Wir haben uns bewusst nach „Kainsmal“ Zeit gelassen, konzentriert und intensiv an neuem Material zu arbeiten, haben eine sehr detailreiche Vorproduktion neuer Songs erstellt, uns damit beworben und ein Vertragsangebot bekommen, das wir angenommen haben – das ist die ganze Geschichte.

Manche meinen, dass ein Vertrag über fünf Alben recht lang ist. Besonders wenn man sich vor Augen hält, was ein D. von Junzt einstmals über solche Verträge schrieb, hehe (falls Du Dich erinnerst). Ihr seid also felsenfest von Prophecy überzeugt, habt bereits drei Alben in der Hinterhand oder wollt einfach in Ruhe arbeiten, ohne ständige Sorgen um einen neuen “Arbeitgeber“? Oder gar alle drei Gründe?

Ich erinnere mich an diesen Text, ja. Allerdings ist das zehn Jahre her, es hat sich seitdem viel verändert in der Musikszene, alleine in Verbindung mit dem Internet. Wir sind davon überzeugt, dass es gerade in einer schweren Situation für das Musikbusiness nur für ein Label spricht, wenn es langfristig mit einer Band arbeiten möchte. Das zeigt, dass Prophecy Productions an uns als Band glauben und uns so viel Vertrauen entgegen bringen, dass sie fünf Alben mit uns veröffentlichen würden.
Natürlich sind wir uns darüber im Klaren, dass das eine sehr enge und lange Bindung ist, über die ich aber wirklich glücklich bin. Zum einen glaube ich wirklich sehr an die Professionalität und den Geschmack des Labels, zum anderen habe ich mit den meisten meiner Bands in der Tat eine lange Odyssee der Labelwechsel hinter mir und bin froh, dem nun ein Ende setzen zu können. Zwar haben wir keine drei Alben in der Hinterhand, aber das ist auch gar nicht nötig.

“Niemand weiß, wohin wir segeln“ steht es auf Eurer Homepage Euer neues Album betreffend geschrieben. Darf der Hörer also ein paar Neuerungen im GEIST-Sound erwarten? Immerhin ist die Galeere ein Kriegsschiff.

Ich denke schon, dass das neue Album für einige überraschend klingen wird – gerade für diejenigen Musikkenner, die uns gerne als „tuntige Pagan-Metal-Band“ bezeichnet haben, haben wir ein paar handfeste Überraschungen auf Lager. Sicher wird GEIST nie eine War-Metal-Band sein, aber ich wage zu behaupten, dass „Galeere“ im Vergleich zu den vorigen Alben ein großes Stück düsterer und dynamischer klingen wird. Und was diesen Satz angeht: Ich weiß selbst nicht immer, wohin wir segeln. Das ist gerade das Interessante am Musikmachen.

“Galeere“ ist für das Frühjahr 2009 angekündigt und Ihr werdet im Dezember im Studio E aufnehmen. Welchen Klang erwartest Du vom bisher „dunkelsten Album der Bandgeschichte“? Was denkst Du, wie lange Ihr für die Aufnahmen brauchen werdet und wie viel Songs nehmt ihr überhaupt auf?

Ich habe schon eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie „Galeere“ klingen soll, und denke, dass Markus Stock unsere Wünsche umsetzen kann. Mir schwebt ein zwar sehr erdiger, aber druckvoller Klang vor, der die verschiedenen Facetten und Elemente der Musik hervorheben kann. Vor allem aber ist uns wichtig, dass wir organisch und dynamisch klingen können – wie eine Band, nicht wie ein Studioprojekt. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen. Wir werden sehr gut vorbereitet ins Studio gehen, und ich bin zuversichtlich, dass wir mit weniger als zwei Wochen Nettostudiozeit auskommen werden. Auf „Galeere“ werden sich fünf Stücke finden, die allerdings größtenteils sehr lang sein werden.

Synthesizer und Multimedia – dafür steht Euer neuer Mann Faruk. Wo habt Ihr ihn aufgegabelt und was darf ich mir unter Multimedia vorstellen?

Ich kenne Faruk schon seit einigen Jahren, er hat ein sehr empfehlenswertes Soloprojekt namens FLUORYNE, das ich einmal rezensiert habe, ohne ihn zu kennen. Wir haben an derselben Universität studiert und uns später dort zufällig persönlich getroffen. Faruk ist ein extrem talentierter Musiker und Instrumentalist, neben Gitarre, Bass und Gesang beherrscht er auch Tasteninstrumente und teilt zudem meine Visionen von guter, intensiver Musik. Vor einigen Monaten haben wir uns entschieden, sowohl für Studio- als auch für Livezwecke einen Keyboarder in die Band aufzunehmen, und er hatte Interesse, das zu übernehmen. Was Du Dir unter „Multimedia“ vorstellen kannst, wird sich in einigen Monaten zeigen, wenn wir das „Galeere“-Konzept erstmals auf einer Bühne umsetzen werden. Wir planen, über den üblichen Rahmen eines Konzertes ein Stück hinaus zu gehen und möglichst viele Elemente der Musik für „Galeere“ audiovisuell und vollständig live umzusetzen. Lass Dich überraschen, wie das aussehen und sich anhören wird. Faruk spielt darin jedenfalls eine sehr wichtige Rolle.

Kommen wir noch zur textlichen Ausrichtung: Soweit ich weiß, wurde ein nautisches Thema noch nie im Zusammenhang mit Black Metal behandelt, daher würde mich ein klitzekleiner Einblick in die konzeptionelle Kombüse sehr freuen.

Es kann gut sein, dass etwas Maritimes im Black Metal noch nicht umgesetzt wurde, darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch gar keine Gedanken gemacht. „Galeere“ ist auch kein Konzeptalbum im eigentlichen Sinn, sondern mehr ein Album, auf dem sich Stücke befinden, deren Texte alle einen maritimen Bezug haben. Jedes Lied hat sein eigenes Thema, aber eine ähnliche Aussage. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen, ohne das Album schon jetzt zu zerreden.

Gab es einen konkreten Anlass zur Wahl dieser Thematik?

Unser Sänger Cypher D. Rex sagte irgendeines Tages zu mir, ihm sei aufgefallen, wie viele maritime Bezüge ich in meinen Texten hätte. Das war mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht aufgefallen, stimmte aber durchaus. Unterbewusst fesselt mich das Meer und seine Weite, Unendlichkeit, Tiefe und Bedrohlichkeit, aber auch seine Schönheit und Freiheit schon sehr lange. Ich habe mich in den letzten Monaten mit einigen Büchern und Filmen beschäftigt, in denen das Meer eine große Rolle spielt, und mich dann entschieden, diesem speziellen „Atmosphäre-Gefühl“ ein ganzes Album zu widmen.

Bevor das neue Album erscheint, werden Eure beiden ersten Alben noch einmal neu aufgelegt. Worin werden sie sich vom „Original“ unterscheiden?

Das ist nicht ganz richtig, die Wiederveröffentlichungen von „Patina“ und „Kainsmal“ werden erst etwa im Herbst 2009 erscheinen, nach dem neuen Album. Wir möchten beide Alben, die wir damals mehr oder weniger selbst und mit relativ beschränkten technischen Mitteln produziert haben, noch einmal von einem Fachmann klangtechnisch überarbeiten lassen. Zwar haben wir zum Zeitpunkt der Aufnahmen unser gesamtes Wissen und alle verfügbaren finanziellen Mittel eingebracht, im Nachhinein bin ich aber nicht 100%ig damit zufrieden. Da uns nun neue Mittel zur Verfügung stehen und beide Alben, vor allem „Patina“, schon lange nicht mehr erhältlich sind, bietet sich eine Überarbeitung an. Diese wird sich, denke ich, auch auf das Artwork beziehen, das wir bei dieser Gelegenheit dem neuen Klang angemessener gestalten wollen.

So, dann darfst Du zum Abschluss den Geistern noch einmal richtig das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Was wird die Galeere an Bord haben?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass „Galeere“ unser absolut stärkstes und intensivstes Material enthält. Alle Elemente, die uns auf den letzten beiden Alben wieder erkennbar gemacht haben, finden sich auch auf diesem Album, aber wir haben darüber hinaus noch viele weitere Elemente integriert, um unsere Vorstellung eines fesselnden, berührenden Albums zu realisieren. Unter den fünf Stücken ist sowohl das dynamischste, als auch das elegischste und das extremste Material unserer Bandgeschichte zu finden, ganz unabhängig von allen beengenden Stilbezeichnungen. Es wird sich sicherlich für alle, die die beiden letzten Alben mochten, lohnen zu warten.

20.10.2008

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