Hell Militia
Interview mit T. Persecutor zu "Jacob's Ladder"

Interview

Hell Militia

HELL MILITIA sind bei ihrem dritten Album angekommen und haben mit „Jacob’s Ladder“ einen ziemlichen Kracher zum Abschluss 2012 hingelegt. Interessant bleibt im Hinblick auf die französische Band vor allem das Gesamtkunstwerk, dass auch visuelle Reizpunkte setzt. Wir sprachen Bandkopf T. Persecutor über verschiedene Möglichkeiten, die Bedeutung des Artworks und sprachen auch noch mal kurz über das viel diskutierte Video von SEKTEMTUM zurück.

Wenn ich richtig liege, nutzt ihr verschiedene Samples auf „Jacob’s Ladder“. Aufgrund des Titels liegt ja die Vermutung dar, dass sie aus dem gleichnamigen Film stammen, oder was habt ihr verwendet? Wie sieht es denn mit der Verbindung zu den Texten aus, gibt es ein komplettes Konzept rund um „Jacob’s Ladder“?

Eigentlich ist nur das erste Sample aus einem Film und zwar aus Bad Lieutenant, aber ja, all diese Samples wurden hauptsächlich wegen ihrer Bedeutung gewählt. Die Texte behandeln verschiedene Themen, auch wenn diese nahe beieinander liegen und sind mit vielen Verknüpfungen versehen, für Leute, die sich damit im Detail auseinandersetzen. Ein Beispiel ist das Sample aus „Sternenfall“, das eine offensichtliche Verknüpfung zu „Jericho“ herstellt. Es gibt kein komplettes Konzept hinter dem Album, abgesehen von einer modernen allgemeinen Geschichte, unterteilt in verschiedene Kapitel, die alle dieselbe Richtung einschlagen, da ich das Album als Ganzes, weit ab von allem geschrieben habe.

Im Vergleich zu euren früheren Veröffentlichungen fällt das Artwork ja doch etwas ungewöhnlich aus, da wären vor allem die vielen hellen Farben. Da ihr euch sicher was dabei gedacht habt und obwohl der Kontext mit der „Leiter in den Himmel“ durchaus klar ist, magst du trotzdem ein paar mehr Worte dazu verlieren?
Hell Militia
Ich habe an alle Seiten von „Jacob’s Ladder“ zur selben Zeit gearbeitet. Es mussten Farben dabei sein, da wir von einem Traum sprechen, der eine religiöse Offenbarung beinhaltet. Aber dann sah ich diese Farben verblassen und von der zweiten Seite der Prophezeiung verdrängend, ebenso wie die wahren Farben der Vision. Als Jacob die Leiter sieht, reicht sie von der Erde in den Himmel, was impliziert, dass die Erde zur Hölle wird, oder zumindest ein erster Vorhof der Hölle. Deshalb ist das eine Mixtur aus verschiedenen Techniken, zunächst gemalt und dann digital bearbeitet. Des weiteren sind rund um die Leiter Leute zu sehen, die aussehen wie Leute vom KKK (Ku Klux Klan) oder andere religiöser Fanatiker und die Leiter nicht sehen, aber die Werte darstellen, welche die Leiter halten und von der Größe des Himmels und der Bibel sprechen, aber Blut und Intoleranz auf der Welt verbreiten, dargestellt durch die grüne Säule. Sie berufen sich auf die weiße Taube, verschweigen aber den Raben, der auf die Erde zurückkehrt. Hohe Moral wird immer durch verrückte, fanatische Menschen gepredigt.

Ich habe den visuellen Aspekt bei HELL MILITIA immer sehr geschätzt, da fällt mir auch die cineastische Unterstützung eurer Show beim UTBS 2009 ein. Woher stammten denn die beunruhigenden Bilder, die ihr damals verwendet habt?

Die Videos haben verschiedene Ursprünge, zum Beispiel den Wiener Aktionismus. Wir haben natürlich außerdem an unseren eigenen Videos gearbeitet und ich denke, die werden wir bald hinzufügen. Ich bin sehr interessiert an allen Formen der Kunst und Videos sind eine sehr interessante Unterstützung. Wir hatten jahrelang einen Vollzeit-Video-Jockey, da ich denke, dass all die Seiten unserer Arbeiten verknüpft sind. Deshalb mache ich auch die Artworks, weil ich an vielen Trägern arbeite und ich beginne die Arbeit in der Regel mit einer Vision und füge dann alle Einzelteile zusammen. Es gibt auch andere Teile, die nicht in der Band enthalten, aber dennoch Teil davon sind. Ich denke, HELL MILITIA sollte als ein Ganzes verstanden werden, Musik, Texte und visuelles. Wir wurden auch von vielen Leuten kontaktiert, die uns mit Fan-Kunst versorgten und vieles davon war wirklich großartig. Ich denke, wir werden vieles davon in Zukunft verwenden, denn ich finde, was diese Leute gemacht haben, ist sehr nahe an den Dingen die ich mache.

Um kurz bei der Sache zu bleiben, gibt es denn Pläne, ein Video für HELL MILITIA zu machen? Mir fällt da gerade noch das sehr faszinierende und professionelle Video zu SEKTEMTUM ein …

Jemand anderes hat das Video gemacht und so wie ich das Projekt vor der Veröffentlichung verstanden habe, ging es um den Versuch, zu sehen ob die Black-Metal-Community (sofern etwas derartiges überhaupt existiert) so einfach in ihren Ansichten über Black Metal geschockt und verstört werden könnte. Ich war wirklich überrascht zu sehen, dass er ziemlichen Erfolg damit hatte. Ich meine, der Mann ist nicht mal im Ansatz ein Black Metaller und liefert so einen Hammer ab. Wie auch immer, in Bezug auf HELL MILITIA haben wir natürlich über Videos gesprochen und ich habe schon verschiedene Ideen fertig auf dem Papier. Wir sammeln derzeit Leute um daran zu arbeiten und ich glaube in diesem Jahr wird es das erste HELL MILITIA-Video zu sehen geben.

Gerade in eurem Fall könnte ich mir eine Kombination aus Musik und Film wirklich gut vorstellen.  Wäre das etwas, was du dir vorstellen könntest, also etwas, das weit über ein „normales“ Musikvideo hinaus geht?

Natürlich! Auf einer Video-Skala bevorzuge ich eher Kurzfilm und ich glaube, es wäre sehr interessant, mal eine längere Version eines ausgewählten Songs zu machen und diesen in einem Kurzfilm darzustellen. Aber ernsthaft, sowas beansprucht eine Menge Zeit und ich habe bereits begonnen, die richtigen Leute zu sammeln. Das ist etwas, das ich wirklich vorantreiben möchte.

Ihr seid oder ward alle in vielen verschiedenen Projekten aktiv. Wie sieht es denn aktuell aus, welche Band oder Bands haben Priorität? Soweit ich gehört habe, hast du dich vor einiger Zeit komplett auf HELL MILITIA fokussiert …

Ich habe mich direkt nach den Aufnahmen des zweiten Albums auf HELL MILITIA fokussiert und so entstand „Jacob’s Ladder“ als erstes Album in dieser Arbeitsweise. Als ich die alte Welt verließ, war das hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass ich dort nicht hingehöre, viel zu viele Regeln und Kontrollen und so ein Scheiß, aber auch weil ich einen Platz brauchte, wo ich an meinen anderen Arbeiten arbeiten konnte und allein gelassen wurde. Ich brauche Chaos und Wahnsinn und am Ende gab es davon in Paris einfach nicht genug.

Bei „Sternenfall“ nutzt ihr deutsche Texte. Damit sticht der Song ja schon aus den anderen heraus, gibt es da einen bestimmten Grund für … und sprichst du selbst auch Deutsch?

Ich habe zehn Jahre Deutsch gelernt und viele deutsche Freunde stehen HELL MILITIA sehr nahe, und als wir zu den Aufnahmen nach Deutschland reisten und einen deutschen Gast hatten, war es nur natürlich, einen Song auf Deutsch zu machen. Und ja, ich denke auch der französische Akzent in den deutschen Texten klingt ziemlich gut … Ich habe einen französischen Song bei ARKHON INFAUSTUS gemacht, aber ich bevorzuge es in der Regel, in Englisch zu schreiben. Abgesehen davon, dass es natürlich mehr Leute verstehen, kommt das vielleicht davon, dass ich halber Engländer bin und den Klang in der Musik gerne mag. Es gibt aber einen weiteren großen Grund, Deutsch zu wählen, einer meiner favorisierten zeitgenössischen Künstler ist Deutscher … auch wenn er jetzt in Frankreich lebt!

Ich denke, damit sind wir an einem guten Zeitpunkt, zu einem Ende zu kommen. Ich möchte mich für deine Zeit bedanken und überlasse selbstredend dir die letzten Worte.

May the Pig bless you all.
T. Persecutor

09.02.2013

Chefredakteur

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